crazy

Things Will Be Different

Die Mutter aller Brainfucks

von Alexander
Ich weiß nicht mehr genau, wie lange es her ist, dass ich auf dem „Fantasy Filmfest“ zu meinem Nachbarn im Kino nach etwa 20 Minuten Spielzeit sagen musste „Du, sei mir nicht böse, aber ich KAPIER den Film nicht!“. Ich mach mich da jetzt einfach mal ehrlich und eigentlich kann es für einen Film, der sich „MYSTERY“ plakativ auf die Brust tätowiert hat, auch kein größeres Lob geben, als wenn vermeintlich abgebrühte Cineasten Probleme damit haben, seine Handlung zu begreifen.

Wer schon mit dem verschwurbelten Benson/Moor Spektakel „The Endless“ Probleme gehabt haben sollte, der wird sich in dem von bei Justin Benson und Aaron Moorhead in die Lehre gegangenen Regisseur Michael Felker sehr wahrscheinlich noch viel verzweifelter seine Haare raufen, oder zumindest deutlich mehr herausgefordert sein. Was für eine abartig groteske Gehirnverrenkung muss nötig gewesen sein, um auf DIESES Drehbuch zu kommen? Ich verneige mich, ziehe meinen Hut. Wir sind unwürdig. Ich dachte wirklich ich kenne alles, aber nach dem heutigen Tag werde ich das so wohl nicht mehr oft sagen.

„Things Will Be Different“ erinnert an „Zeitschleifenfilme“ wie z. B. „Palm Springs“. Aber es ist Palm Springs „in the worst possible way“. Vielleicht erinnert sich auch noch jemand an den recht kommerziellen und glatt gebügelten „Das Haus am See“. Jetzt stellt Euch vor, man hätte diese Filme durch einen Fleischwolf gedreht. Der Kern und das Fleisch bleiben wohl erhalten, aber alles ist vollkommen „fucked up“. Das wäre dann „Things Will Be Different“. Der Name ist Programm.

Michael Felker kennt seine Pappenheimer und die Filme an denen sich wir Fans von solchen „Mystery Thrillern“ normalerweise orientieren. Und genau das wird uns Filmfreaks dann auch zum Verhängnis. Das Gehirn baut sich seine „Wahrheit“ anhand der bereits verarbeiteten Erfahrungen aus dem doch recht großen Einmachglas vergangener „Zeitschleifenfilme“ zusammen und wir laufen ohne jede Gegenwehr in die aufgestellte Falle, versuchen die seltsam zusammengepuzzelten Einzelteile dieses abgründigen Films im Hirn zusammenzusetzen, was aber vollkommen unmöglich ist.

Es war anstrengend, sehr anstrengend, diesen Film zu verstehen. Das Hirn läuft heiß, Du willst Erklärungen, aber mit jedem kleinen Hinweis werden Dir zeitgleich drei neue Rätsel aufgetischt. Das ist sowas von perfide, man sollte den Regisseur auf Schadenersatz verklagen.

Spaß beiseite. „Things will be different“ ist einer der wahrscheinlich besten und überraschendsten „Mystery“ Filme, die in den letzten Jahren gemacht wurden. Ein absoluter „Brainfuck“ mit einer so dermaßen desillusionierenden und bösen und nahezu metaphysischen „Message“, dass man, vielleicht den Tränen nahe, noch lange Zeit über diesen Film nachdenken wird, nachdem man schon längst aus dem Kino gelaufen ist. Was für ein desillusionierendes Stück Wahnsinn dieser Film doch ist. Zum Ende hin löst sich zwar irgendwie alles auf, aber definitiv nicht so, wie man sich das als ach so erfahrener „Zeitschleifenfilmekenner“ gedacht haben mag. Wow.

Denn wir sind alle nur Figuren auf einem Schachbrett. Und irgendjemand kann jederzeit das Schachbrett wegräumen. Und auch jene, die das Brett wegräumen dürfen, müssen sich unter Umständen vor denen verantworten, für die Schach auch nur ein winzig kleiner Teil des Universums sein mag.

„Things Will Be Different“ tut weh, und zwar an Stellen, von denen man nicht gewohnt ist, dass sie weh tun. Zart besaitete und psychisch labile Menschen sollten diesen Film unbedingt meiden. Und das meine ich ernst.
Alexander
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

20.09.2024, 22:09



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