Interstate

Ins Herz der Finsternis

von Alexander
Franck ist Auftragskiller für den Mob und will da raus. Anna arbeitet für den gleichen „ehrenhaften“ Boss und will auch raus, nämlich zusammen mit Franck. Gemeinsam wollen sie ihren „Paten“ um die letzten Kasseneinnahmen erleichtern und das Weite suchen. Das dies nicht gut laufen wird kann man sich denken, denn sonst wäre „Interstate“ nach 10 Minuten bereits am Ende und unsere Turteltauben würden gemeinsam in den Sonnenuntergang fahren. Oder vielleicht eher in den Sonnenaufgang.

Untermalt von einem wabernden, bedeutungsschwangeren Soundtrack begleiten wir den desillusionierten Franck auf seinen Fahrten durch die endlose Nacht. Dabei spielt der düstere Film gefühlt zum Großteil seiner Laufzeit im Dunkeln. Finstere Gestalten begegnen sich auf trostlosen, regennassen oder frostig verschneiten Straßen. Der Film ist so eisig, dass man sich im Kinosessel das Hemd zuknöpfen möchte, so sehr fröstelt einen bei diesen Bildern.

Die Settings von „Interstate“ versinken im Dunkel der endlosen Nacht. Finstere und vom Leben gezeichnete, zerfurchte Gesichter werden in Großaufnahme gezeigt. Die Atmosphäre ist gnadenlos gut und unterstreicht die Hoffnungslosigkeit und das Böse. Und Asia Argento sah schon sehr lange nicht mehr so abgefuckt aus, was ihre Fans vielleicht enttäuschen dürfte.

Allerdings überspannt das Team Rosebud den Bogen vielleicht etwas, wenn im Programmheft ernsthaft die Brücke zum großen Klassiker „Der Pate“ konstruiert wird. Das ist schon sehr verwegen, diesem dreckigen Indiestreifen zu unterstellen, er würde sich dem großen Meisterwerk von Coppola anbiedern.

Vielmehr ist „Interstate“ ein kleines, düsteres Drama, das im harten Millieu spielt und stellenweise schon in eine metaphorische, nicht ganz zu fassende Meta-Ebene, abdriftet, die sogar Raum für Spekulationen und eigene Interpretationen zulässt.

Ein wilder, eigenwilliger und sehr ungewöhnlicher Höllenritt und bei weitem kein weiterer „Mafiafilm“. Weder Meisterwerk noch Experimentalfilm, sondern irgendwo dazwischen, dabei aber über seine gesamte Laufzeit sehr fordernd, intensiv und hoch spannend. Mitunter wirkt die Story in sich nicht ganz geschlossen, vielleicht ist der Film für manchen auch etwas zu diffus und unausgegoren inszeniert, ufert zum Ende in ein grotesk anmutendes Finale aus und lässt den ein oder anderen Zuschauer wahrscheinlich auch unbefriedigt zurück. Mir hat es jedoch gefallen.

Ein wüster Trip durch die Nacht. Für Freunde des ungewöhnlichen Crime-Dramas.
Alexander
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

21.09.2024, 21:08



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