Punk pur!von Leimbacher-Mario | |
„Ex Drummer“ von Koen Mortier ist ein legendäres Brett. Dreckig, düster, drüber, rebellisch, künstlerisch wertvoll, ohne Pardon. Ein Kopffick mit Monsterschwanz. Über drei behinderte Typen (ja, wortwörtlich mit Handicap!), die eine bizarre Rockband ohne Drummer bilden bzw. sich auf die Suche nach einem machen… Belgiums Shittiest Ewig stand „Ex Drummer“ auf meiner OFDb-Watchlist, eigentlich seitdem er (z. B. auf dem Fantasy Filmfest) damals für Furore gesorgt hat und erschienen ist. Ich weiß nicht, ob ich aus Respekt oder gar etwas Angst derart lange gewartet habe mit meiner Sichtung. Aber bei einem Meisterwerk machen ein paar Jahre ja nichts aus. Denn nicht weniger ist „Ex Drummer“. Und spätestens jetzt, als Vorbereitung auf Mortiers diesjährigen „Skunk“ war dieses filmische Biest fällig. Böse, witzig, geil, schockierend, anders. Da verschlägt es einem schnell den Atem, da bleiben Lacher im Hals stecken, da verfliegt die Zeit, da werden die Augen groß und der Mund trocken. Heute kein bisschen weniger als damals. Vielleicht sogar noch mehr, da solche Brecher heutzutage noch seltener aus ihrer Jauchegrube auftauchen als noch vor zwanzig Jahren. Mortier zündet hier ein Feuerwerk des Drecks und der politischen Unkorrektheit. Aber auf natürlichem und ungekünsteltem Weg. Geschweige denn predigend, pädagogisch oder prätentiös - „Ex Drummer“ könnte von solchen heute leider an der Tagesordnung stehenden Prädikaten nicht weiter entfernt sein. Die Musik ist aufbrausend und krass, die Figuren sind echte Unikate und bleiben im Gedächtnis, der Umgang mit Nacktheit, Sex, menschlichen Makeln ist europäisch as fuck und komplett ungeniert. Das würde sich Hollywood nie trauen. Sogar expliziten (!) Geschlechtsverkehr können fitte Augen erspähen. Die Schicksale fassen einen wirklich an, obwohl Gore und Verrohung oft genug und gerade im Finale comichaft-spaßig überzeichnet werden. Aber hier stimmt der Mix einfach. Gewalt und Herz, Kunst und Schock, Style und Inhalt, Musik und Haltung, Atmosphäre und Figuren, Geschichte und Flair. „Ex Drummer“ ist ein gefährlich-gutes Gesamtpaket. Ein aufgehendes Experiment. Ein Lebensgefühl. Die volle Punktzahl. Mehr als die Summe seiner ohnehin schon starken Teile. Vielleicht kein Film, den ich mir jede Woche angucken muss. Aber einer, der bei keiner weiteren Sichtung je seine Wirkung verfehlen wird. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Selbst wenn Mortier nur dieses eine dreckige Stück Kino gemacht hätte, wäre seine filmische Unsterblichkeit und Wertigkeit in Stein gemeißelt. Die Schönheit in der Hässlichkeit Fazit: Einer der radikalsten und genial-böse aufstoßendsten Filme, die je in Europa gemacht wurden… „Ex Drummer“ ist ein Limit, ein Superlativ, noch immer eine Messlatte. Er ist absolut abgefuckt, komplett lustig, aber auch erbarmungslos niederschmetternd. Kurz: The Real Deal! | |
Leimbacher-Mario | 30.09.2024, 17:33 |
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