Jäger des verlorenen Spaßesvon D.S. | |
Gerade einmal knackig kurze 97 Minuten ist dieser Debütspielfilm der bislang vor allem im Kurzfilmsegment erfahrenen schwedischen Regisseurin Sarah Gyllenstierna. Ich muss das hier extra noch mal betonen, denn wenn man sich nach dem Ende des Abspanns aus dem Kino schleift, hat man viel eher das Gefühl, hier einem dreistündigen Mammutwerk beigewohnt zu haben. So energiegeladen, temporeich, spannend und spaßig ist JAKT. Aber gut, zumindest spaßig will er ja auch nicht sein. Sondern stattdessen? Schwer zu sagen. Eine bittere Allegorie auf toxische Männlichkeit (inklusive überkommenem Rollenverhalten) und wie sie nicht nur Frauen, sondern auch Männern selbst schadet – sicherlich. Zum Teil. Allerdings kann man hier auch andere Motive herauslesen. Zum Beispiel die Angst vor dem Altwerden, vor Bedeutungs-, Macht-, Prestigeverlust – und vor den Jüngeren, die einem die eigene Position im Leben samt der Privilegien, an die man sich gewöhnt hat, streitig machen. In erweitertem Sinne sogar das Thema Generationenkonflikt. Die Traditionen, an die sich die Alten klammern, gegen das Neue, Fremde, Gefährliche; den Wandel, den die Jungen verkörpern. Wobei Wandel nicht unbedingt Fortschritt bedeuten muss, wie man aus dem hier Gezeigten herauslesen kann. Das sind per se keine uninteressanten Inhalte. Sie sind in diesem Film nur leider alles andere als interessant inszeniert. So werden unsere drei Protagonisten, der junge Alex (mit Migrationshintergrund), sein Chef Greger und dessen alter Freund (und GF-Kollege?) Henrik, von Anfang an unglaublich unsympathisch gezeichnet, und zwar alle gleichermaßen. Ob sie nun in dumpf blubbernder Nostalgie schwelgen oder ganz heiß darauf sind, endlich auch in die Ränge der sich – im übertragenen Sinne – permanent auf die Schulter klopfenden Silberrücken aufzusteigen: Keinen dieser Typen will man auch nur in die Nähe seines Schreibtischs, geschweige denn seines Kinosessels lassen. Dabei treten sie jedoch viel mehr als Archetypen denn als glaubwürdige Charaktere auf. Zudem hat keiner von ihnen irgendwelche Züge, die ihn interessant machen würden. Dass es solche Typen sind, die sich lustvoll damit brüsten, wehrlose Tiere brutal abschlachten zu können und das hier dann auch in epischer Breite zelebrieren, passt natürlich einerseits durchaus sehr genau. Falls dies allerdings von der Filmemacherin als Kritik an nach wie vor weit verbreiteten archaischen Denkstrukturen, an einem Macho-Weltbild oder allgemein an männlicher Herrschsucht gemeint gewesen sein sollte, erzielt es nicht die wohl gewünschte Wirkung. Denn es erweitert den Eindruck, den wir bis dahin von den Protagonisten gewonnen haben, nicht im Geringsten. Wirkt im schon durch die Dialoge gezeichneten Gesamtbild zu unspektakulär „normal“. Und entwickelt deshalb keine satirisch-spitze Kraft, sondern sorgt nur für Ekel ob der überflüssigen Mord- und Ausweidungsszenen. Dann kippt die bis dahin immerhin noch einigermaßen dicht inszenierte und atmosphärisch eingefangene Handlung an einem gewissen Punkt komplett. All das, was bislang nur eine unspektakuläre Abbildung des leider allzu Normalen war, verwandelt sich in ein vollkommen unglaubwürdiges Szenario – was (entgegen der von mir vermuteten Intention) erneut nicht als bösartige Satire funktioniert, da Tonfall und Tempo genauso heruntergefahren bleiben, wie sie es vorher waren. Was die Männers auf einmal zu treiben beginnen, ist vollkommen unrealistisch. Verbleibt in seiner Darstellung aber so müde alltäglich und adrenalinfrei, wie man sich das Leben in Schweden eben gemeinhin vorstellt. Kein Wumms, keine Spannung, keine Sympathien, keine wirklich interessanten Erkenntnisse: HUNTERS ON A WHITE FIELD hat wenig, was für ihn spricht. Der zunächst immerhin noch einigermaßen subtil eingestreuten Hinweise auf die unter der Oberfläche lauernden Konflikte zwischen den Protagonisten sowie der gelungenen Kameraarbeit wegen gerade noch 3,5 Punkte. Für mich persönlich aber ein absolutes Lowlight beim FFF 2024. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 26.09.2024, 22:24 |
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