Spröde Schleifevon D.S. | |
Michael Felker war schon von Anfang an Teil des Filmuniversums von Justin Benson und Aaron Moorhead – in wechselnder Funktion: In ihrem ersten Langfilm RESOLUTION hatte er eine Nebenrolle als Darsteller und agierte als Associate Producer, bei ihren vier folgenden Filmen sowie ihrem V/H/S/VIRAL-Beitrag „Bonestorm“ verantwortete er den Schnitt, an ihrem letzten Feature SOMETHING IN THE DIRT war er zudem erneut als Darsteller beteiligt. Und spielte sich selbst. Insofern ist es einerseits nicht verwunderlich, dass er bei seinem eigenen Langfilmdebüt THINGS WILL BE DIFFERENT eine Vielzahl an Rollen übernommen hat (Regie, Drehbuch, Produktion und Schnitt) – und Benson und Moorhead ebenfalls an Bord sind (beide als Executive Producer, Benson zusätzlich als Schauspieler). Andererseits kann es kaum überraschen, dass sein Film in vielerlei Hinsicht an die früheren Werke der mittlerweile zu Marvel-Regisseuren aufgestiegenen Filmemacher erinnert. Auch THINGS WILL BE DIFFERENT ist „Thinking Man‘s SciFi“ in voller Konsequenz: verkopft, mitunter verworren, mit niedrigstem Budget – aber gleichzeitig höchsten Ambitionen – umgesetzt. Dabei verfolgt Felkers Film nicht nur eine äußerst eigenständige Vision, er glänzt auch im Detail mit einigen Handlungsideen, die man so noch nie zuvor gesehen bekommen hat. Darunter eine vollkommen neuartige, so abseitige wie umwerfende Methode zur Kommunikation zwischen zwei unterschiedlichen Zeitebenen bzw. -dimensionen. Das macht ihn zu einem grundsätzlich außergewöhnlich interessanten Film. Um so trauriger ist es, dass ihm vieles fehlt, was ihn auch zu einem tatsächlich interessanten, besser noch mitreißenden Film machen würde. In erster Linie ist hier ein Mangel an konsistentem Pacing zu nennen. Der Anfang des Films bietet noch Tempo, Spannung und Überraschungen, als ein lange voneinander entfremdetes Geschwisterpaar mit zwei Taschen voller Geld ungeklärter Herkunft vor der Polizei flieht und in ein Safehouse flüchtet. Besonders reizvoll wird es dann, als sich eine Tür in diesem Haus als obskures Portal zu einer anderen Zeitdimension entpuppt, in der die beiden für die nächsten 14 Tage untertauchen wollen. Diese Zeitspanne wird kurz und knapp abgehandelt, mit Vignetten, die das jeweilige Tagesgeschehen leichtfüßig zusammenfassen. Als sie schließlich in ihre, unsere Gegenwart zurückkehren wollen, fangen die Probleme an. Die der Geschwister – aber auch die des Films. Zwar wird hier ein neues Element eingeführt, das gewaltige Auswirkungen auf die Handlung hat und ihr eine wirklich spannende, mysteriöse Ebene hinzufügt. In der Folge jedoch verliert die Erzählung mehr und mehr an Tempo und Höhepunkten oder gar Wendungen, bis sich irgendwann alles nur noch nach einer zähen Wieder- und Wiederholung des immer gleichen, ermüdenden Geschehens anfühlt. Wir drehen uns mit den Protagonisten im Kreis und finden keinen Ausweg aus dem Stillstand. Nun vermittelt das zwar perfekt die Lage und den emotionalen, erschöpften Zustand, in dem sich die beiden befinden, und ist so gesehen nur konsequent. Es macht THINGS WILL BE DIFFERENT nach ungefähr der Hälfte seiner Laufzeit aber auch zu einem Film, an dem man keine rechte Freude mehr haben mag. Denn ganz gleich, wie interessant der Hintergrund der Geschichte auch erscheint – und wie ungewöhnlich sich ihre Auflösung schließlich präsentiert: Zu spröde, zu langatmig, zu unterkühlt und trist gestaltet sich die Umsetzung über viel zu weite Strecken. Die Darsteller liefern einen überzeugenden Job ab, die Idee hinter der Handlung ist zwar verkopft, aber prinzipiell fesselnd – doch es mangelt an durchgehender Spannung und damit auch an einer souverän ausgearbeiteten Dramaturgie. Man sollte Michael Felker zwar unbedingt im Auge behalten. Ich bin mir jedoch sicher, dass Benson und Moorhead aus diesem Stoff deutlich mehr herausgeholt hätten. Leider nur 6 Punkte von mir. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 28.09.2024, 02:59 |
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