Above the Knee

Lieber arm dran als Bein ab

von D.S.
Amir hat ein Problem: sein linkes Bein. Unterhalb des Knies fault das nämlich unaufhaltsam vor sich hin – was ihn, verständlicherweise, zunehmend in Panik versetzt. Er sieht nur eine Lösung: Sein Unterschenkel, den er nur noch als feindlichen Fremdkörper wahrnimmt, muss weg. In blutigen (Tag-)Träumen malt er sich eine seligmachende Amputation aus, in kunstvollen Selbstporträts imaginiert er sich glücklich verstümmelt im Rollstuhl sitzend. Das Bizarrste an der Sache ist aber, dass mit Amirs Bein in Wirklichkeit alles in Ordnung ist. Dass er es loswerden will, ist nicht physisch, sondern rein psychisch bedingt: Amir leidet schon seit Kindheitstagen an der seltenen Störung BID – dem krankhaften Wunsch, eine körperliche Behinderung zu erlangen. Als er eine junge Frau kennenlernt, der es ähnlich geht, beginnt er, die Erfüllung dieses Wunsches konkret in Angriff zu nehmen …

Schon in seinem Vorgängerfilm GOOD BOY hat Multitalent Viljar Bøe seltsame Fetische und menschliche Abseitigkeiten erörtert, hier geht er jedoch noch deutlich düsterer und schmerzhafter zur Sache. Zudem inszeniert er seinen Body Horror in gewisser Hinsicht im Gewand eines Heist-Movies: durch Kapitelüberschriften, die als Countdown zu Amirs großem Tag dienen, sowie immer wieder eingestreute, spektakuläre Aufnahmen des Ortes, an dem er geschehen soll. Eine äußerst ungewöhnliche, dunkel unterhaltsame Mischung. 6,5 Punkte von mir.
D.S.

24.01.2025, 15:18



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