Kung Fu in Rome

Ein Schmerz & eine Sohle

von Leimbacher-Mario
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Mit seinem Debüt („They Call Me Jeeg Robot“) hat er dem Superheldengenre einen italienischen Indiestempel aufgedrückt und auch der von mir arg gefeierte „Freaks Out“ hatte comichafte Züge. Beide Werke waren mutig, frisch, originell und gerade in einem (ähnlich wie Deutschland) nicht allzu genrefreundlichen Italien sicher nicht einfach zu realisieren. Nun legt der sympathische junge Regisseur mit „Kung Fu in Rome“ aka „La Citta Proibita“ etwas bodenständiger und realistischer, aber keineswegs unspektakulärer nach. Hier verschmilzt er (Multikulti-)Rom(anze) mit brachialem Eastern. Über eine junge Chinesin, die sich nach Rom bzw. in dessen Unterwelt schleusen lässt, um ihre verschwundene Zwillingsschwester zu suchen. Doch zuerst trifft sie einen kampftechnisch unbeholfenen, dafür nudeltechnisch sehr versierten Koch, dessen Schicksal mit ihrem eng verknüpft scheint…

Die ewige Stadt des Arschversohlens

Vor allem wenn man wie ich (einseitig) italienische Wurzeln hat und auch noch ein kleiner Easternfan ist, dann bringt „Kung Fu in Rome“ schon verdammt viel des Besten beider Welten. Roms multikulturelle oder gar eher asiatisch angehauchte Viertel hat man bisher eher selten gesehen. Die Kombi dieser Gegenden und Genres wirkt ebenso rar, frech und fresh. Dazu ist die Action stark, toll choreografiert, mit erstaunlich wenig Schnitten aufgepeppt. Und wenn Fische, Blumensträuße, Bratpfannen oder CDs (!) als Kampfutensilien missbraucht werden, dann würde selbst ein Jackie Chan mindestens begeistert schmunzeln. Die Handkantenhighlights punkten. Plus etwas Humor. Plus ein gutes Stück an Chemie im Cast. Plus viele Zitate an Kung-Fu-Klassiker (selbst wenn es nicht zum von mir fest erwarteten Kampf gegen einen riesigen Dunkelhäutigen à la „Game of Death“ kommt). Das passt. Das kracht. Das ist süß, die Balance stimmt und das legt sogar noch echt romantische Momente obendrauf. Da ist für jeden etwas dabei, auch ein bombastischer Datemovie irgendwie. Zumindest ein Test, wie cool die Auserwählte wirklich ist. Die Laufzeit überstrapaziert es etwas. Es gibt durchaus Klischees und Vorhersehbares. Manch ein Nebenkriegsschauplatz und Sidekick nimmt zu viel Platz ein. Nicht alle Darsteller sind auf dem gleichen hohen Niveau. Der Score hätte noch etwas wuchtiger und treibender sein können. Und eine ganz besondere Szene, die ewig im Gedächtnis bleiben wird oder ihn auf eine Stufe mit den Besten seiner Vorbilder hebt, ist jetzt nicht direkt dabei. Aber das tangiert kaum. Denn im Endeffekt ist und bleibt es ein Herzensfilm. Für mich zumindest.

Romofuss & Tretmus

Fazit: Eine Herzensangelegenheit! Rom(anze) trifft Kung-Fu in bunter Location voller Multikulti und Nudeln aller Art. Ein Kampf der Kulturen mal anders. Erfrischend und mutig. Wenn auch etwas lang, berechenbar und ohne die komplett legendären Momente, egal ob im Kampf oder in der Liebe. Trotzdem: von der enormen Kampfmittelkreativität bis zur fühlbar ehrlichen Liebe zur ewigen Stadt… Mainetti liefert weiterhin ab!
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

09.05.2025, 01:52



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