crazy

The Gesuidouz

Näher an Improtheater als Bach an „Braindead“

von Leimbacher-Mario
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Eher im No-Budget- als im Low-Budget-Bereich angesiedelt, erzählt „The Gesuidouz“ sehr speziell und spleenig von einer erfolglosen japanischen (Horror-)Punkband, dessen Sängerin bald das gefährliche „Sterbealter“ für Rocklegenden erreicht und die alle zusammen auf einem Bauernhof endlich ihren ersten Hit entwickeln und am weltweiten Durchbruch schrauben sollen…

Punk außer Rand und Horrorband

„The Gesuidouz“ ist Indie-Außenseiter-Kino, das entweder deinen Nerv trifft - oder eben nicht. So einfach kann’s manchmal sein. Von unaufhaltsamen Walkouts bis zu minutenlangen Lachanfällen gab’s in meiner Vorstellung beide Extreme. Und man versteht sofort wieso. Nicht jeder mag den Humor. Nicht jeder mag (diese Art von) Punk. Nicht jeder mag diesen Stil. Nicht für jeden wird das über die kompletten 90 Minuten funktionieren und sich tragen. Nicht jeder findet das natürlich und spontan und cool. Viele wohl eher cringe. Nicht jeder mag, dass hier kaum „Geschichte“ erzählt wird. Und nicht wenige werden es zu plump finden, wie es „The Gesuidouz“ auf unser Hardcorehorrorfansein abgesehen hat. Auf mich trifft davon (außer vielleicht der Musikgeschmack) aber nahezu nichts zu. Ich mag „The Gesuidouz“. Teils sogar sehr. Ein Unikum. Kultpotenzial. Ein Weirdo. Positiv daneben. Nie berechenbar. Kindlich, unschuldig, nerdig. Mit „Smells Like a Zombie“ ist mindestens ein (auch unironisch!) cooler Song dabei. Die Sängerin ist super quirlig und süß. Ihre finale Performance hat mich auch emotional getroffen. Und ihre kauzigen Bandmitglieder bringen immer wieder beiläufig Bescheuertes, gerne auch im Hintergrund, bei dem ich mir ganz oft mindestens ein breites Grinsen nicht wegdrücken konnte. Und wollte. Leicht surreal. Immer komisch, in beiderlei Bedeutungen. Mit wenig zu vergleichen. Mit dem Herz am rechten Fleck. Handgemacht und amateurhaft.

Fazit: sehr eigen, sehr nischig, sehr offbeat und sehr speziell… Für mich absolut eine herzliche Aussenseiterbande sympathisch neben der Spur und ganz nah bei uns Horrorfans. Dennoch ist der Humor sicher nicht für jeden, es wird etwas länger geblieben als man muss und deutlich weniger erzählt als man sollte… Eher weirde Situationskomik mit aggressiv-punkigen Namedrops von Cobain bis Romero als objektiv gesehen ein klassisch-guter Film. Was irgendwie auch gut so ist. Exotenbonus und Chaotenbonus.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

09.05.2025, 02:08



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