Km. 31

I see dead Children

von D.S.
"Ju-On" scheint seinen Weg bis nach Mexiko gemacht zu haben: nicht nur die spukige Kindergestalt ist hier wohl nachhaltig inspiriert worden, auch in Story-Idee und -Aufbau ist "Km. 31" mehr als deutlich an die typischen japanischen Geisterfilme angelehnt. Damit ist er auch eine Empfehlung für alle, die jene Streifen schätzen - wenn sie denn auf die Atmosphäre blanken Terrors verzichten können, welche die meisten asiatischen Vertreter dieser Gattung nun mal prägt.

Denn leider dauert es VIEL zu lange, bis dieser Film hier punkten kann. Bis es soweit ist, vergeht ein nicht unerheblicher Teil der Laufzeit damit, daß wir Gesprächen zuhören und die Stimmungen in Beziehungen ausloten. Als die Zwillingsschwester der Hauptfigur Catalina auf einer dunklen Straße überfahren wird und im Krankenhaus ins Koma fällt, spürt letztere, daß da etwas nicht stimmt und will den Hintergründen des Unfalls auf die Spur kommen. Schließlich hatte Agata Sekunden vor dem Aufprall ihren Lebensgefährten Omar angerufen und ihm von einem kleinen Kind erzählt, das sie angefahren habe... Omar läßt das Ganze auch keine Ruhe. Noch weniger allerdings, daß er die beiden Schwestern ständig miteinander verwechselt und jetzt also (jaja, sehr glaubhaft) nicht wirklich weiß, ob er eigentlich in Agata oder Catalina verliebt ist. Das wiederum gibt dem Partner von Catalina zu denken. Und während die beiden Typen sich kabbeln, taucht dann noch ein Kommissar auf, der seltsame Andeutungen macht; man hört geisterhaftes Stöhnen und Rufen; begibt sich immer wieder zu der Unfallstelle und sieht dort und auch an anderen Orten seltsam reale Schatten und Schemen...

... und bis das Geschehen endlich mal in die Gänge kommt, sind schon locker 70 Minuten vergangen. Wäre ja kein Problem, wenn man bis dahin von gruseligen Momenten oder beklemmenden Gefühlen gefangen genommen worden wäre. Aber das wird eben überhaupt nicht geboten, dazu geht das alles viel zu unaufgeregt, schwerfällig und inhaltlich leider vorwiegend trivial vor sich. Und nur, weil man sich mit den privaten bzw. Beziehungsproblemen der Figuren beschäftigt, heißt das noch lange nicht, daß einem diese Figuren auch lebhaft und glaubwürdig gemacht würden. Nein, sie bleiben relativ flach, wir erfahren auch nicht viel über ihre Hintergründe.

Der Film hat schlicht Probleme mit der Storyentfaltung und scheint nicht immer zu wissen, zu welchem Punkt er eigentlich kommen will. Erst im letzten Viertel ändert sich das endlich, es wird nun doch noch atmosphärisch dicht und teilweise sogar beklemmend. Was dann die Make-up-Effekte und Masken angeht, kann man sicherlich geteilter Meinung sein, und von der Originalität der Story wollen wir erst gar nicht reden. Aber hier zeigt "Km. 31" dann schließlich mal, was er drauf hat und reißt sich ein ganzes Stück aus dem Bewertungskeller. Nur schade, daß er darauf so lange warten ließ.

Wer Geisterfilme mag, kann dem Mexikaner also durchaus mal eine Chance geben, aber er sollte Sitzfleisch mitbringen. 5 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt

03.08.2007, 04:21



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