crazy

All the Boys Love Mandy Lane

Verrückt nach Mandy... aber warum?

von D.S.
Vorab: ich mag Slasherfilme sehr gerne und bewerte "All the Boys love..." darum vielleicht etwas besser, als es angemessen wäre. Aber selbst mit dieser Voraussetzung hat es für mich leider nicht gereicht, sich in diesen Film zu verlieben, denn er hat mehrere Probleme.

Eins davon ist schon in seinem Titel bzw. in seiner Titelfigur angelegt. Gut, alle Jungs stehen also auf Mandy. Läuft sie durch den Schulflur, stehen die Münder in Scharen offen. Sie ist der feuchte Traum eines jeden männlichen (und einiger weiblicher) Teenager in der amerikanischen Kleinstadtidylle und nicht wenige würden ihre Mutter verkaufen, um nur einen Kuss von ihr stehlen zu können. Aber... warum eigentlich? Klar, sie sieht nicht schlecht aus, aber... Hallo? So umwerfend oder gar einzigartig nun wirklich nicht. Einfach ein hübsches, leicht unschuldig wirkendes blondes Teeniemädchen. Das in keiner Weise aus der Masse heraussticht. Denke ich daran zurück, wie Alicia Silverstone in "Clueless" oder Liv Tyler in "One Night at McCool’s" präsentiert wurden, kann die kleine Mandy aber ganz fix ihren Turnbeutel packen und nach Hause gehen.

Die Faszination, welche die entscheidende Figur des Films auf andere ausübt, ist für mich also schon mal nicht nachvollziehbar. Da es aber genau diese Faszination ist, welche die dramatischen Ereignisse erst auslöst, die sie und ein paar Freunde bei einem Sommerwochenende auf einer Ranch erleben müssen; welche also Dreh- und Angelpunkt des gesamten Filmkonzeptes ist, wies für mich die Dramaturgie des Ganzen schon eine große Schwäche auf. Selbiges gilt für die Figuren - Abziehbilder und großteils unerträgliche Schwachmaten wie immer. (Wer auch immer hier im Forum gesagt hat, hier würde er endlich realistische Charaktere sehen, den beneide ich nicht um seine Bekannten ;))

Das vermutlich größte Problem des Films ist aber, daß er geradezu ewig braucht, bis er schließlich in die Gänge kommt. Nach einem durchaus unterhaltsamen Einstieg vergeht ungelogen die Hälfte der Laufzeit damit, Teens beim Baggern, Saufen und Zeit totschlagen zuzusehen. Sie sind nur zu sechst (plus ein erwachsener Farmgehilfe, der coole Cowboy in Person), sie sind in der Pampa, sie haben nichts zu tun außer sich blöde anzumachen, Alkohol und Dope zu vernichten und natürlich: Mandy anzuflirten.

Dann setzen irgendwann die Kills ein, aber wir erleben zunächst mal nichts weiter als eine relativ uninspirierte Variante des bekannten "10 kleine Negerlein"-Spiels. Zwar nicht unerträglich oder auch nur besonders langweilig, aber wirklich alles andere als aufregend oder gar ungewöhnlich.

Also ein Verriß? Nein, denn dann bequemt sich "All the Boys love..." endlich mal dazu, eigene Wege einzuschlagen. Was schon damit anfängt, daß wir mehr und nachvollziehbareres über den Killer und seine Motive erfahren, als das bei Genrekollegen üblich ist. Dann wird auch das Blutvergießen ein wenig drastischer, und schließlich entwickelt sich die Story in wirklich nicht üblichen Ebenen fort. Zusammen mit einem sehr gelungenen Soundtrack (mal von der merkwürdigen Version von "Our Lips are sealed" abgesehen), einigen schönen Bildern und netten, erfrischenden Montage-Einfällen wird der Film ganz unerwartet doch noch zu einem zweifellos originellen Beitrag, der ein gewisses Maß an Sympathien gewinnen kann.

Ein Teil davon geht allerdings schon wieder dafür drauf, daß er sich allzu deutlich "Ich will Kult sein!" auf die Stirn geschrieben hat. Ein Beispiel ist der pseudoironisch-poppig-bunte Abspann, ein anderes sind vollkommen grund- und sinnfreie Momente, in denen das Bild mal kurz angehalten wird - sorry, aber einen solchen postmodernen Gestus gibt die Story auch mit ihrer Auflösung nicht her. Und sie braucht ihn auch nicht - denn nach einer leider zu langen Durststrecke ist "All the Boys..." einfach nur ein schöner, funktionierender, in sich schlüssiger Slasher mit sehr eigenständigen Elementen, den man auf jeden Fall empfehlen kann. Ein Highlight sollte man allerdings nicht erwarten, und was man zu der "Message" des Films sagen soll... ist eine andere Frage. Eine gute. 7 Punkte - für Genrefans.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt

03.08.2007, 04:34



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