crazy

Bug

Kammerjägerspiel

von D.S.
Leider war "Bug" für mich eine der größten Enttäuschungen des Festivals. Sowohl Filmbeschreibung als auch Reviews klangen nach ernsthaftem, beklemmendem Paranoia-Horror in Form eines souverän inszenierten Kammerspiels. Tatsächlich ist der Film für mich zwar ein gut gezielter Tritt in die Fresse beschränkter Verschwörungstheorie-Fanatiker. Aber er erscheint in keiner Sekunde glaubwürdig, kann nicht fesseln und braucht viel zu lange, bis er in die Gänge kommt.

Gut, wir haben da also ein einsames, in der Vergangenheit nicht gerade mit Liebe und Geborgenheit überhäuftes Mädel. Das trifft auf einen seltsamen Fremden, den sie zwar irgendwo anziehend findet, der sie aber auch mit seinem Insektenwahn gehörig irritiert und sogar nervt. Schwupps, nächste Szene, sie ist ihm komplett verfallen und glaubt ihm auch die abstrusesten Theorien über von der Regierung gesteuerte Programme zur Kontrolle der Bevölkerung, die per unsichtbaren Käfern und ähnlichem Kriechviech umgesetzt werden. Und das war dann auch schon die Story.

Nach einem extrem zähen Anfang, der uns nicht mehr als das Kennenlernen der beiden zeigt, scheint man so was wie einen Mittelteil irgendwie vergessen zu haben. Ohne Witz, von einer Sekunde zur anderen wirkt die weibliche Hauptfigur wie ein völlig anderer Charakter - alles andere als glaubwürdig und sogar ärgerlich, wenn man mit ansieht, wie es dann weitergeht. Egal, was für einen Schwachsinn er ihr erzählt, sie scheint mehr als gewillt, jedes seiner Worte als die neue Heilige Schrift anzunehmen.

Zwar ist dieser Schwachsinn für den Zuschauer zu großen Teilen durchaus interessant. Zumindest dann, wenn er nicht selbst an die jüdische, pardon, US-amerikanische Weltverschwörung glaubt, was ja in unseren Zeiten Hochkonjunktur hat. Aber seien wir ehrlich: diejenigen, die etwa nach wie vor an ein "großes Geheimnis" hinter 9/11 glauben, werden vermutlich nicht mal merken, wie zielgenau sie hier auf die Schippe genommen werden.

Das also macht mir "Bug" ja schon sehr sympathisch. Aber gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht: als Spielfilm, der seinen Zuschauer gefangen nehmen muß, versagt dieser Streifen leider über weite Strecken. Und zwar in Sachen Handlung. Klar, hier wird alles immer absurder und immer mehr auf die Spitze getrieben - ab der Hälfte der Laufzeit, vorher passiert nicht viel. Aber selbst dann wird zwar vielleicht quantitativ ein immer höhere Grad erreicht, aber nicht qualitativ: einmal in seiner Aussage angekommen, verändert sich strukturell nichts mehr. Und das wird dann doch mal ein wenig langweilig. Zumal hier - im Gegensatz zu dem, was einige Reviews vermuten lassen - keinerlei Ambivalenzen aufgebaut werden. Die Message des Films ist eindeutig, wir können uns leider in keiner Sekunde fragen, was nun Halluzination und was Realität ist.

Zusammengefaßt bietet "Bug" eine nette kleine Story, die aber aufs Überflüssigste aufgeblasen wurde und deshalb nur bedingt unterhaltsam ist. Als Kurzfilm klasse, aber so...? Nur 5,5 Punkte, auch wenn ich verdammt gerne mehr vergeben hätte.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt

07.08.2007, 05:01



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