crazy

Frailty

*Yawn*

von D.S.
Ja, sicher doch: interessante Ausgangsidee, konsequente und bis zum Ende unerbittliche Umsetzung derselben, sehr gute schauspielerische Leistungen, eine wirklich bedrückende, düstere Atmosphäre.

Aber ... mein Gott ... diese absolut spannungsfreie Inszenierung! Könnte es einem noch mehr egal sein, was aus den auftretenden Figuren wird? Da passiert halt irgendwas (zur Story wurde inzwischen wohl bereits genug gesagt), und das hat für die Einzelnen diese oder jene Konsequenzen, und das führt dann schließlich dazu, daß... einen das schnell überhaupt nicht mehr interessiert, weil man eigentlich nur darauf wartet, daß jetzt langsam, verdammt noch mal, endlich WIRKLICH was passiert. Aber alles bleibt völlig unspektakulär in seinem Trott und führt dann nach geraumer Zeit zu einem Ende, das man mal echt überraschend finden kann. So wie man eben auch "Akte X" gruslig finden kann. Wenn man denn wirklich, wirklich will.

Nein, ich sollte nicht unfair sein. Der Film hat, wie gesagt, eine interessante Ausgangsidee und überzeugt in schauspielerischer Hinsicht. Nur leider stehen Drehbuch und Narration so etwas wie einem Spannungsaufbau arg im Wege: die Figuren entwickeln sich in keinster Weise, das Tempo variiert nicht im geringsten, auch die Atmosphäre bleibt - zwar beeindruckend beklemmend - über den gesamten Film hinweg unverändert. So folgen wir dem Film von Rückblende zu Rückblende, in der weitgehend emotionslos die Geschichte eines brutalen Serienkillers aufgerollt wird. Da gibt es starke Momente, da gibt es in ihrer Konsequenz durchaus krasse Storyelemente. Aber wenn man letztere erst einmal verdaut hat, schockieren sie nicht mehr - und wenn sie vom Film noch so oft betont werden. Der Film schafft es einfach nicht, ein wirkliches Interesse für seine Figuren aufzubauen; und weder Verlauf noch Ausgang der Story (der, ganz ehrlich, SO überraschend nun auch nicht ist) vermögen zu fesseln.

Was bleibt ist ein solide gespielter, polierter B-Movie leicht über dem Durchschnitt. Mit guten Ansätzen und interessanten Story-Ideen, aber einer absolut saft- und kraftlosen Inszenierung. Vielleicht soll gerade das "Unspektakuläre" in seiner mitleidslosen Logik den Zuschauer schocken. Aber das gelingt wohl nur bei einem Publikum, das nur an Mainstream gewöhnt ist. Wer Filme über die düstere Seite der menschlichen Seele und die Auswirkungen schwerwiegender Verwirrung, über die gestörte Wahrnehmung der Realität und über eigenwillige Interpretationen von Gut und Böse gewohnt ist, wird hier des öfteren unruhig in seinem Stuhl herumrutschen - weil der Film immer noch nicht zu Ende ist, obwohl es doch so überhaupt nichts neues zu erzählen gibt. Oder hier jedenfalls nicht SPANNEND erzählt wird. "Henry - Portrait of a Serial Killer" etwa war da ungleich unbarmherziger, ungewöhnlicher, überzeugender.

Hinzu kommen dann noch ein paar Unklarheiten in der Story und eine mehr als fragwürdige Gesamtaussage bzw. Moral - und fertig ist das Videofutter für den verregneten Sonntagnachmittag. Aber doch bitte nicht der Eröffnungsfilm fürs Fantasy FilmFest!
D.S.
sah diesen Film im Turm-Palast, Frankfurt

08.08.2002, 02:26



Weitere Informationen (externe Links):
Unterstütze f3a.net durch eine(n) Leihe/Kauf bei unseren Partnern. #VerdientProvisionen


OFDbVerfügbarkeit prüfen
amazon.com$ 2,60


Der tatsächliche Preis kann abweichen! Preise werden max. stündlich aktualisiert. Markierte Preise sind seit dem letzten Abruf ↓ gesunken oder ↑ gestiegen.