Friseurinnungs-Doomsdayvon D.S. | |
Du stehst auf "Mad Max"? "Frankie goes to Hollywood" im Soundtrack machen dir keine Pickel? Albernste Storylines und Figuren zum Fremdschämen gehen okay für dich, solange es oft genug knallt und scheppert? Kurz: du würdest auch Boll-Filme mögen, wenn die bei allem Trash nur einfach ein paar schickere, größere Bilder und technische Qualität bieten würden? Dann, Bingo, hast du mit "Doomsday" deinen Gral gefunden. Ganz ernsthaft und vor allem wertneutral: wer sein Herz an die Filme der 80er verloren hat, dem dürfte "Doomsday" mit einiger Wahrscheinlichkeit richtig gut gefallen. Wer allerdings bei einem Film von Neil Marshall etwas in der Art von "Dog Soldiers" oder gar "Descent" erwartet; wer an einer Allergie gegen Klamotten, Musik und vor allem Frisuren der 80er Jahre leidet; wer Filme nicht ertragen kann, die permanent die abgenudeltsten Klischees bemühen - der sollte besser fernbleiben. Aber auch jeder andere, der nicht zufällig Fan der Band ASP ist, sollte beim "Doomsday"-Screening auf den FFF-Nights den Saal zumindest mit ein paar Minuten Verspätung betreten. Denn dem Film vorangestellt ist ein Puppen-Stop-Motion-Video von Magna Mana. Genau, den Machern des FFF-Trailers 2007. Klingt ja eigentlich super - dumm nur, dass dieses Video übelster, verkitschter Mist ist. Aber damit passt es wenigstens zum peinlichen ASP-Song, den es visualisiert. Naja, die Geschmäcker sind verschieden, und entsprechend gehen die Meinungen hier wohl weit auseinander. Wie auch beim Hauptfilm. Dass wir es hier nicht mit einem Innovations-Bratzen zu tun haben würden, war ja schon nach der Eröffnungssequenz klar, die fröhlich eine Szene aus "Resident Evil 3" nachspielt. Aber hey, Geschichten über einen tödlichen Virus, der Menschen deformiert und gegen den sich die glücklichen Nicht-Infizierten mit aller Macht abschotten wollen, nimmt man doch immer gerne mit. Dass dieser Virus ganz Schottland entvölkert, die Briten eine Mauer um das komplette Landesgebiet ziehen und das größte Ghetto der Welt in der Folge zu einem einzigen Leichenfeuer wird - auch nett. Da fängt es dann aber schon an mit der "Klapperschlange"-Kopie. Denn als das Virus ein paar Jahrzehnte später auch in England ausbricht und man in den Straßen Glasgows Überlebende entdeckt - mithin ein Gegenmittel vermutet -, wird eine Elitetruppe rübergejagt, um jenes zu finden. Und man gibt ihr genau 48 Stunden Zeit... Okay, Kurt Russel sah schon immer scheiße aus, aber die Story an sich war ja nett. Mit einem hübschen Frauchen in der Hauptrolle könnte ein Remake also ja was werden? Hätte klappen können, ließ sich nämlich enorm stimmungsvoll an, die Erforschung des verwilderten Glasgows. Dumm nur, dass dann eine Horde kannibalistischer Endzeit-Punks auftaucht, zu einem alten Song von Siouxsie and the Banshees die Röcke lüftet und überhaupt einen auf voll Anarchie, Alter macht. Man ist noch von der absurden Albernheit des Ganzen irritiert, da stürzt unser kleiner Elitetrupp auch schon in die nächste peinliche Szenerie: eine Mittelalter-Enklave samt Rittern in knarrender Rüstung, die unsere Helden auch lieber tot sehen wollen. Es folgen einiges an Gefighte und Explosionen hie und da, und auch eine fast 1:1-Kopie der Road Rage-Sequenz aus "Mad Max". Inklusive den erwähnten "Frankie goes to Hollywood". Und irgendwann ist der Spuk dann auch zu Ende. Vermutlich war es voll und ganz Marshalls Absicht, eine 80er-Hommage hinzulegen. Falls ja, wäre ihm das absolut gelungen. Falls "Doomsday" aber irgendetwas anderes sein wollte: oh je, darüber will ich lieber gar nicht nachdenken. Wer an den alten Schinken seine Freude hat: viel Spaß dabei. Für mich war das Megatrash, oft jenseits der Schmerzgrenze. Und mehr als 4 Punkte sind aus meiner Warte nicht drin. Wie hieß es noch so schön? We don’t need another Hero. | |
![]() sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt | 30.03.2008, 04:41 |
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