Rein-blütiger Terrorvon D.S. | |
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mit "Frontier(s)" warm wurde. Zu unsympathisch waren mir die Hauptfiguren, zu altbekannt das Set-Up: junge Leute im Auto unterwegs durchs Hinterland. Machen Halt in einem Motel. Besitzer des Motels entpuppen sich als inzestuöse Psychopathen-Familie. Jagd/Kampf/Blutvergießen beginnt. Aber: was sich über mindestens eine Stunde lang als der 101. Aufguss von "Texas Chainsaw" geriert, entpuppt sich später als etwas wesentlich Heftigeres. Damit meine ich nicht nur die Besonderheit dieser Familie - ohne jetzt zu viel verraten zu wollen: für die Deutsch-Französische Freundschaft wird der Film nicht allzu förderlich sein. Nein, tatsächlich erreicht "Frontier(s)" in seinen letzten 30, 40 Minuten einen Grad an Intensität, den ich derzeit nur in französischen Filmen finde: Anspannung, Qual, Terror im Exzess. Ganz ähnlich "High Tension", "Ils" und angeblich auch "Inside" (sehe ich erst morgen). So genau kann ich nicht mal sagen, was es ist, das hier die Schraube fester zieht... Einerseits, sicher, ein Übermaß an Gewalt. Es dauert, wie gesagt, ein gutes Stück, aber dann macht "Frontier(s)" keine Gefangenen mehr. Hier wird geholzt, und dermaßen blutgetränkt sieht man weiße Kleider nicht allzu häufig. Aber es geht um mehr als das bloße Gemetzel: eine Atmosphäre realistischen Horrors, eine Konfrontation mit unglaublichem Schrecken, der auf einmal sehr glaubhaft wird... menschliche Monster werden portraitiert, und - so überzeichnet sie stellenweise auch wirken -, sie werden vorstellbar (dass es sie gibt, wissen wir heute ohnehin alle, und dank des "Monsters der Ardennen" sind sie in Frankreich derzeit vielleicht auch einfach noch ein wenig präsenter als sonst). Gut, die Zeichnung unserer (Anti-?)Helden und der französischen Backwoods-Bande ist alles andere als frei von Klischees. Gerade die Zeichnung der kranken Familie entbehrt stellenweise nicht unfreiwilligen Humors - und wird manchem deutschen Betrachter vielleicht auch etwas übel aufstoßen. Auch in seiner Rahmenhandlung setzt der Film vielleicht auf zu triviale politische Botschaften. Aber andererseits: einen Gutmenschen-Slasherfilm sieht man auch nicht alle Tage, und blöder als dein Everyday-Backwoods-Slasher bzw. dessen implizite soziologische Message ist "Frontier(s)" definitiv auch nicht. Dafür ist er gegen Ende deutlich involvierender. Die Hauptfigur ist außergewöhnlich gut besetzt und bringt ihre Emotionen, ihr Leiden, selten glaubhaft herüber. In einigen Momenten ist allein ihre Mimik das Eintrittsgeld wert. "Frontier(s)" ist keine leichte Kost, auch wenn er zunächst so wirken mag - und ohnehin ein wenig zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen. Aber was er später bietet, geht den einen Schritt weiter, auf den man in den meisten ähnlich gelagerten Filmen aus den USA vergeblich wartet. Hier wird Terror greifbar gemacht, und hier tut er stellenweise auch dem Betrachter wirklich weh. Kein Mega-Highlight, aber ein verdammtes Brett. Und über einige Strecken wirklich unglaublich intensiv. Empfehlung! 7,5 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt | 30.03.2008, 04:45 |
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