Doomsday

"If you’re hungry, try a piece of your friend!"

von die_Lachsschaumspeise
...ist einer der markantesten one-liner in Neil Marshalls Endzeit-Actionmovie "Doomsday", und könnte tatsächlich auch auf den guten Herrn Regisseur selbst zutreffen, der hier jede Menge liebgewordener Genre-Klassiker verhackstückt und zitiert hat - nur leider auf eine ausgesprochen gar nicht hungrige, unoriginelle Art und Weise. Das fängt an bei "Resident Evil", "The Stand" und "28 Days Later", und geht dann weiter über "Mad Max", "Escape from New York" und "Apocalypse Now", garniert mit ein paar absurd-albernen und extrem cheesy daherkommenden New-Wave-1980er Reminiszenzen (ach so wilde Punker-Horde feiert ausgelassen-anarchische Feten mit alten Indie-Hits), bevor auch schnell noch Mal ein bisschen "Highlander"-und "Robin Hood"-ähnliche Sequenzen obendrauf gepackt werden. Der Film kommt beinahe schon wie eine zitatreiche und quietschbunte Reise durch die Geschichte des phantastischen Films des 20 Jahrhunderts im Extrem-Zeitraffer daher, und knallt den Zuschauenden die Bilder in einem dermaßen hohen Tempo vor die Augen, dass Eine_R/_/M schon fast schwindelig werden könnte.

Warum also macht das Ganze dann aber dennoch so verdammt wenig Spass?

Nun, zuerst einmal nimmt sich der Film in seiner Gesamtheit zwar eigentlich nicht wirklich ernst, erzählt seine Geschichte dann aber viel zu laaaaaangatmig, uninspiriert und way too much auf "cool um jeden Preis" getrimmt - denn so wild, verrückt und durchgeknallt, wie sich obiger Abschnitt liest, sind gerade Mal die (wirklich toll gemachten) Set-Designs. Marshall schafft es aber leider in keiner Sekunde, diese Bilder wirklich mit Leben zu füllen - ein bloßes Aneinanderklatschen von Zitaten reicht nun Mal leider nicht aus, um genre-erfahrene Afficionados bei der Stange zu halten, und ist schon gar kein Ersatz für eine brauchbare Storyline (oder auch nur etwas entfernt Ähnliches). Bis die Einsatztruppe Glasgow erreicht hat, war wenigstens noch ein Spannungs-Minimum à la "Na, was werden sie wohl vorfinden?" vorhanden. Von da an kippte der Film dann aber blitzschnell in auf A-Movie getrimmten Ultratrash um - der aber für Trash zu staubtrocken und nicht augenzwinkernd genug erzählt ist. Auch die versammelte Schauspieler_Innen-Riege agiert dabei nicht besonders herausragend - und als dann auch noch B-Movie-King Malcolm McDowell als derangiert-wahnsinniger König-in-spe auftauchte, hätte ich fast lachen müssen vor lauter Absurdität.

Ich hielt ja schon "The Descent" für reichlich überbewertet - im Gegensatz zu "Doomsday" hatte der allerdings Atmosphäre, glaubhafte Charaktere, Spannung, und eine (wenn auch nicht besonders originelle) Story aufzuweisen. All das geht "Doomsday" jedoch ab, und so muss ich leider konstatieren, dass dieses saft- und kraftarme 30-Millionen-Dollar-Machwerk wohl Neil Marshalls ganz persönlichen "Doomsday" darstellt.
Solltet ihr hungrig sein, dann probiert lieber was Anderes als "Doomsday" - dieses filmische Gericht ist einfach zu fad im Geschmack und zu nährstoffarm, als dass es appetitanregend oder gar sättigend wirken könnte.

Fazit: Zwar nett anzusehender, mit jeder Menge eye candy zugekleisterter no-brainer, der einmal im Highspeed-Tempo durch die Genreperlen der letzten 20 Jahre hechelt, und dem dabei leider aber Spass, Spannung und Atmosphäre irgendwo auf der Strecke verloren gehen - falls sie überhaupt jemals wirklich im Reisegepäck vorhanden gewesen waren.
die_Lachsschaumspeise
sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt

30.03.2008, 12:55



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