crazy

Tale 52

Review

von Frank
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Tale 52 ist ein kleiner Geheimtipp des Festivals für alle mit Affinität für die Themen Surreal - Traum - Wahrnehmung - Verstand...
Die Betonung liegt vor allem auf geheim, im Kino waren ca. 30 Leute. Ich verstehe nicht, warum dieser Film hier so wenig Interesse fand, vielleicht lag es am Timetable. Angst vor einer griechischen Produktion ist jedenfalls nicht angebracht.

Mal gleich vorweg: Das Programmheft zieht den Vergleich zu David Lynch, das kann man machen, jedoch ist dieser Film greifbarer als (die letzten 2) Lynch Filme, die nicht erklärt werden müssen/können. Was den Surrealismusgrad betrifft, steht dieser Film in etwa zwischen Southland Tales und Mullholland Drive, ist aber im Vergleich zu diesen sehr "narrow", da äußere Einflüsse sekundär sind. Der Verstand unserer Hauptfigur ist das wichtigste, auch spielt die Handlung nahezu komplett in dessen Wohnung. Es ist ein psychologischer Film, Sozial- oder Wissenschaftskritik findet man hier ebensowenig wie künstlerisches Experimentieren. Entsprechend, und das ist wichtig für jeden, der sich diesen Film anschauen möchte, wird dem Zuschauer etwas Geduld abverlangt. Also, wer glaubt damit nichts anfangen zu können, oder das nicht mehr viel passiert: durchhalten, es lohnt sich.

Der Film wirkt für den Zuschauer ungefähr so, wie wenn man einen Stein ins Wasser wirft, dieser kreisförmige kleine Ringe erzeugt, welche langsam abklingen. Schmeißt man aber vor dem Ende der Bewegung einen neuen Stein nach, addieren sich diese zu größerer Bewegung.

Die Qualität der Kopie hier in HH war leider ziemlich schlecht, was sich negativ auf den Gesamteindruck auswirkte, da meines Erachtens die Beleuchtung ohnehin eine Schwäche des Films war. Im Grundton eher dunkel, in türkis/grün/grauen Farben gehalten, prinzipiell passend, weil diese gut die jeweilige Wahrnehmung des Protagonisten unterstreichen, wirkt die Ausleuchtung in einigen Szenen etwas ungünstig gewählt.

Die Schauspieler haben Ihre Rollen gut gespielt, besonders die Hauptfigur war Klasse!

Ich habe es als relativ unkompliziert empfunden griechische Sprache zu hören und englischen Text zu lesen. Wer allgemein Schwierigkeiten mit Untertiteln haben sollte, könnte zu Beginn etwas überfordert sein, da diese ziemlich schnell ausgeblendet werden. Die Dialoge sind aber auch nicht so zahlreich oder lang, das man nicht mehr mitkommt.

Nüchtern und ruhig im Grundton füllt dieser Debütfilm souverän, wenn auch nicht spektakulär, eine Lücke und wirkt dabei zum Teil wirklich beklemmend auf den Zuschauer. Wer sich mitnehmen lässt auf Iasonas Bewußtseinstripp, ohne dabei seinen Verstand völlig auszuschalten, den erwartet ein interessantes, etwas anderes Filmerlebnis zwischen Schizophrenie, Paranoia und Traum.
Frank
sah diesen Film im Cinemaxx 3, Hamburg

21.08.2008, 11:15


Storypuzzling

von meiklsan
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Griechenland hat nun endlich auch (s)einen Lynch!
Für Liebhaber von Mullholland Drive, Inland Empire oder Black Night (nuit noire) wärmstens zu empfehlen. Völlig unspektakulär kommt dieser Streifen daher.
3 Locations: Garage, Wohnung, Bett.
2 Protagonisten.
Blasses, fast monotones, unscharfes grobkörniges Bild.
Unaufdringliche Sounduntermalung.

In allen Belangen ist der Film also absolut minimalistisch gehalten, nur nicht im Storypuzzling!
Hier wird man nicht plump oder passiv unterhalten, sondern zum aktiven Mitdenken angeregt. Ich liebe diese Rätsel- und Bastelfilme! Hier haben die Hirnzellen was zu arbeiten und es heißt, Zeitverschiebungen und Szenenwiederholungen zu ordnen, Paranoia von Normal zu trennen, falls möglich und auf allerkleinste Details zu achten. Memento- u Machinist-Kenner wissen, was ich meine.
Einmal anschaun wird wohl nicht reichen.
Achtung: Bei uns in FFM lief der Film idealerweise am Nachmittag, abends als 4. oder 5. Film besteht allerdings die Gefahr des Wegdösens! Also frischhalten für Tale 52.
Und zuletzt gibt’s noch einen kleinen Spoiler: 52 ist die Nummer des Tiefgaragen-Stellplatzes, von dem unser Film erzählt!?
meiklsan
sah diesen Film im Metropolis 3, Frankfurt

29.08.2008, 02:42


Wenn ich groß bin, werde ich Lynch.

von D.S.
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"Dies ist nicht meine Geschichte. Es ist eine Geschichte eines Mannes, die seiner Geschichte ähnlich ist."

Oho. Fangen wir den Film also gleich mit einem kleinen Hirnverdreher an. Und so machen wir dann auch weiter - nach einer halben Stunde zu Beginn, die leider nur schrecklich öde ist und in der wir eine Handvoll nicht eben hübscher Leute beim Essen, Trinken, Reden und Liebe machen beobachten. Aber dann. Dann. Dann legen wir richtig los und verschieben alle Ebenen der Realität in so multipler Weise, dass sich garantiert niemand mehr zurechtfindet. Was wir dann noch ein paar Mal wiederholen.

"Und täglich grüßt das Murmeltier" trifft David Lynch - klingt spannend, oder? Ist es auch, und zwar nicht zu knapp. In der Theorie jedenfalls. Aber naja... es gibt da eine Stelle in der Mitte des Films, in der sich die beiden Protagonisten über ein Theaterstück unterhalten, das sie gerade gesehen haben. Und sie kommen zu dem Schluss: das Thema war sehr interessant. Aber wenn einfach nichts passiert... zwei Stunden lang... dann ist das langweilig! Und weiter im Dialog: "Der Typ neben mir ist eingeschlafen... ich hab mir überlegt, ob ich das nicht auch tun sollte."

In diesem Moment fragte ich mich, ob sich "Tale 52" hier gerade auf einer Metaebene über sich selbst lustig macht. Denn genau das ist das Problem des Films: die Idee hinter der Handlung und ihr Layout ist ziemlich faszinierend. Aber es passiert einfach nichts. Saft- und kraftlos schleppen wir uns durch die ausnahmslos trüben, tristen Settings und erleben verschiedenste Variationen derselben langweiligen Situationen, die es nicht ein Mal schaffen, zu fesseln. Da helfen weder der penetrant "mysteriöse" Soundtrack noch die unglaubliche Vielzahl an Lynch-artigen "Schlüsselbildern" - vom bedrohlichen Schimmelpilz an der Zimmerdecke über den Zahnpastafleck auf dem Pyjama bis zum Auto in der Tiefgarage. Sie alle tauchen ungefragt immer wieder auf und versuchen, neben einem Fragezeichen auf der Stirn des Betrachters auch ein Drängen nach Erklärung in ihm zu wecken. Das schaffen sie aber nicht, weil es der Story und vor allem ihren Protagonisten einfach nicht gelingt, so was wie Involvement zu erzeugen.

Ach ja, die Story: Iasonas hat ein paar Freunde zum Essen eingeladen. Es kommt auch Penelope. Der recht unbeholfene Nerd-Typ verknallt sich in sie, und auch die gealterte Damsell scheint ihm nicht abgeneigt. Man kommt sich näher und näher, sie zieht zu ihm, und dann ist sie weg. Was Iasonas sehr überrascht, denn seiner Meinung nach war sie nur kurz in der Apotheke. Was ist passiert? Wie sich herausstellt, fehlt ihm eine Woche seiner Erinnerung... Aber dann stellt sich noch viel mehr heraus. Auch über Iasonas selbst - und vieles, was wir zunächst über ihn erfahren haben, scheint plötzlich nicht mehr zu stimmen...

"Tale 52" springt mit uns durch Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft - der Film spielt übrigens 2010/2011, was dem Ganzen wohl noch etwas mehr "Mystery"-Flair verleihen sollte, für die Story hat das jedenfalls keine Bedeutung. Aber auch die Grenzen zwischen Realität, Traum und Psychose werden mehr und mehr aufgehoben, gemeinsam mit der Hauptfigur verlieren wir die Kontrolle über das, was wir sehen und zielstrebig den Boden unter den Füßen.

Das klingt alles ziemlich aufregend, und in den Händen eines besseren Regisseurs wäre es das vielleicht auch geworden. So aber kriecht leider das Geschehen recht uninspiriert, unmotiviert und distanziert dahin. Wobei man zu allem Übel auch noch das Gefühl nicht loswird, dass hier jemand mit aller Macht versucht hat, etwas Schräges abzuliefern. Wozu ihm aber die inszenatorischen Mittel gefehlt haben. Trotz der schönen Idee und der hier definitiv nicht vorhandenen Vorhersehbarkeit bleibt man deshalb recht teilnahmslos zurück; das Schicksal der Figuren war mir ziemlich egal - was aber sicher auch an den nur begrenzt fähigen Darstellern lag.

Mein Urteil: Gewollt, aber nicht wirklich gekonnt. Aber der oben genannte Dialog legt ja immerhin nahe, dass das dem Regisseur (oder einem bösartigen Drehbuchautor) auch selbst aufgefallen ist. Ich hoffe also weiter für den griechischen Lynch und vergebe solange 5 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 3, Frankfurt

29.08.2008, 05:30




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Kommentar von Katakuris :
Griechisches Kammerspiel
Für manche ein herausragendes Kammerspiel mit exzellentem Sound und ergreifender Story, tiefgründigen Charakteren, die von hervorragenden Schauspielern dargeboten werden und unerwarteten Wendungen - für mich der mit Abstand einschläferndste Film des Jahres, bei dem sich 5 Minuten wie 50 anfühlen, selbst ein Gyros ist spannender. Für die recht gute Grundidee gibt’s einen Punkt extra.
10.09.2008, 01:26

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