A dutch crimevon Christian | Permalink |
Blood Brothers kommt sehr unschuldig daher. Sommer 1960 in Holland, der Rasen ist frisch gemäht, die Musik melodisch. Es herrscht Normalität. Wir erleben den Alltag heranwachsender Jugendlicher unterschiedlicher sozialer Herkunft. Sehen ihre Streiche in der Schule oder auch mal einen Ladendiebstahl. Ein kluger Junge aus eher einfachen Verhälnissen bewundert zwei Brüder aus besten Kreisen. Sie schließen so etwas wie Freundschaft. Ein vierter Junge, ein Rowdy, dem sie Unterschlupf bieten, wird schließlich ihr Opfer, nachdem sie ihn zunächst ganz harmlos auf dem Dachboden der Villa verstecken... Die Macht, die die drei Jungs über ihren "Gefangenen" haben, entdecken sie ganz langsam. Immer ein Stückchen mehr bröckelt die Mauer der Werte und Normen und weicht einer wachsenden Lust an Gewalt und Erniedrigung... Ein ähnliches Thema kennen wir aus American Crime, kommt es nur hier direkt aus der Phantasie der Jugendlichen, die sich ihren Trieben hingeben. Der anwesende Regisseur Arno Diericks ergänzt provokant, dass er glaubt, dass wir uns alle nicht davon freimachen können, in ähnliche Konflike geraten zu können, wenn wir plötzlich Macht über eine andere Person spüren würden. Der Film beruht auf einer wahren Geschichte, die angeblich in Holland jeder kennt. Die heute 60-jährigen Brüder zählen zu den zehn reichsten Männern des Landes. Ihr Unternehmen wirbt mit dem angesichts des Films skandalösen Slogan "Ohne Vergangenheit keine Zukunft"... Pflichtfilm! | |
Christian sah diesen Film im Cinemaxx 6, Hamburg | 23.08.2009, 11:30 |
langsam vs erschreckendvon tatabanya | Permalink |
Der Film fängt langsam an, und geht auch langsam zu Ende. Ich hatte immer die Hoffnung, es wird mal etwas Fahrt aufgenommen, oder eine Dynamik entwickelt sich. Naja, alles langsam eben. Immer wieder habe ich überlegt, wie es weitergeht in dem Film. Mir war lange nicht klar, worauf der Film abzielen soll. Am Ende ist das schon klar, doch fehlt mir die Spannung. Der Film erzählt ganz ruhig die Geschichte eines Sommers von 4 Jungs aus unterschiedlichen Familien: 2 Söhne aus reichem Hause, ein Junge aus sehr einfachen Verhältnissen und ein Problemsohn, der stiehlt und zu Hause geschlagen wird. Letzterer ist quasi auf der Flucht vor der Polizei und sucht bei den "Reichen" Unterschlupf, um nicht ins Gefängnis zu müssen. Diesen Unterschlupf erhält er auf dem Dachboden der Familienvilla. Anfangs kümmern sich die 3 noch um ihn, doch irgendwann wird er lästig. Sie versuchen ihm nahezulegen zu gehen, doch er erpresst sie, indem er sagt, dass er sie bei der Polizei als Mittäter bei einem Rollerraub mit angeben wird. So verbleibt er weiter auf dem Dachboden leben. Spätestens als die Familie nach Capri in den Urlaub will, müssen sie ihn loswerden und planen einen Mord. Das ganze wirkt selten aggressiv, am Ende eher wie ein Abenteuer oder ein gelangweiltes Spiel, um den Sommer spannender zu gestalten. Ob ihnen das Ausmaß bewußt ist, dessen was sie planen und dann auch tun? Erschreckend fand ich nur den Abspann. Da es sich um ein wahres Verbrechen aus den 60er Jahren handelt, gab es kurz die Fakten, was danach passierte. Der Mord wurde entdeckt und aufgeklärt, die Teenager gingen in Haft plus Therapie - danach ist der Junge aus einfachen Verhältnissen nicht auffindbar. Die beiden reichen Söhne führen die Firma des Vaters weiter - und sind heute erfolgreiche niederländische Unternehmer. Das finde ich abartig. | |
tatabanya sah diesen Film im Cinestar 5, Berlin | 24.08.2009, 09:23 |
Emotionslosvon FFFler | Permalink |
Stand eigenlich gar nicht auf meinem Plan für das FFF, aber da die Macher immer wieder auf den Film hingewiesen haben und auch der Regisseur bei der Vorstellung anwesend war, hab ich dem Film dann doch eine Chance gegeben ... leider, denn Blood Brothers war meiner Meinung nach eine ziemliche Gurke. Zwar stimmen die Atmosphäre und die darstellerische Leistung, aber Regisseur Arno Dierickx vergaß es leider, irgendwelche Sympathiewerte für die Charaktere zu kreieren, die einem demzufolge einfach nur egal sind, und somit jegliches Mitgefühl für irgendeinen der Charaktere fehlt, denn so schockend die Geschichte an sich auch ist, es ist dem Zuschauer einfach komplett egal und das ist bei einem Film, der in die Magengrube schlagen soll, das Todesurteil. | |
FFFler | 26.08.2009, 10:03 |
Tödliche Gruppendynamikvon Alan Smithee | Permalink |
Gerade noch durch "Ip Man" in Hochstimmung versetzt, holte mich "Blood Brothers", ein intensives niederländisches Kammerspiel, schnell wieder auf den Boden der Realität zurück. Der Film basiert auf dem Mord dreier Teenager an einem Mitschüler in den 60ern Jahren, der die niederländische Öffentlichkeit schockierte. Simon, ein ehrgeiziger Arbeitersohn, schließt Freundschaft mit den Brüdern Arnout und Victor, die einer reichen Familie angehören. Mit ihnen kann er zumindest vorübergehend seine einfache Herkunft hinter sich lassen. Der heitere Sommer wird jedoch gestört, als Ronny, ein Mitschüler, in Schwierigkeiten gerät und auf der Flucht vor der Polizei die Brüder um Hilfe bittet. Diese gewähren sie ihm bereitwillig und verstecken ihn auf dem Dachboden ihrer Villa. Was zunächst als lustiges "Spiel" beginnt, entwickelt sich schnell zu einer konfliktbeladenen Situation, in der Ronny schließlich nur noch als Last empfunden wird... "Blood Brothers" kommt ohne künstliche Dramatisierung aus und darin liegt seine große Stärke. Mit viel Liebe zum Detail wird gezeigt, wie sich das Verhältnis der Hauptfiguren durch Machtkämpfe und falschverstandene Männlichkeitsrituale zusehends verschlechtert und die Gewalt immer mehr Einzug in ihr Leben erhält. Der Film enthält sich dabei einer moralisierenden Perspektive und zeichnet durch die logische Konsequenz, mit der die Jungen zu Tätern werden, indirekt auch ein sehr trauriges Gesellschaftsbild. | |
Alan Smithee sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt | 25.08.2010, 05:40 |
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