The same procedure as every yearvon Jochen Werner | Permalink |
INNER SENSES ist ein ordentlich inszenierter und recht atmosphärischer Geisterfilm ohne nervige Comedyeinlagen. Somit ist er eigentlich absolut anschaubar. Nur eins ist er leider nicht: originell. Da in den letzten Jahren mit den RING-Filmen, DARK WATER, VISIBLE SECRET oder THE EYE eine ganze Reihe ähnlicher Filme aus Asien kamen, bleibt eigentlich nur ein Urteil: Kann man sich durchaus anschauen, muß man aber nicht. | |
Jochen Werner | 24.05.2003, 15:37 |
Reviewvon korinther | Permalink |
Interessanter Film, der sich gegen die übliche Bauweise sträubt und daher irritiert aber nicht verschreckt. Eigentlich aus zwei Teilen bestehend, die symmetrisch zusammengefügt sind und sich in der Handlung spiegeln. Sehr stylish und ansprechend, dabei nicht übermäßig blutig oder beängstigend sondern eher verstörend. Die darstellerische Leistungen (allen voran Leslie Cheung) sind grandios! Entgegen dem archetypischen HK Grusel ohne irgendwelche Slapstick- oder Komik-Elemente. Hier wird handfester Suspense-Grusel der intelligenten Art geboten. Fazit: Allein wegen der letzten Glanzleistung Cheungs absolute Pflicht. Hier gilt ebenso wie schon so lange, der Grusel ist in Asien zuhause. | |
korinther | 20.07.2003, 17:31 |
Never judge a Book by its Cover.von D.S. | Permalink |
Um es vorwegzunehmen: INNER SENSES ist für mich schon jetzt ganz klar eine der größten positiven Überraschungen des diesjährigen FFF-Programms. Wer wegen zahlloser schlechter Erfahrungen mit trashigen HK-Horrorstreifen (wie etwa HORROR HOTLINE letztes Jahr) und wegen der äußerst abschreckenden Gestaltung von DVD-Cover bzw. Plakatmotiv erwartet, mit INNER SENSES mal wieder maximal Durchschnittskost präsentiert zu bekommen, die in etwa über die Durchschlagskraft eines "John Sinclair"-Heftchens verfügt, der liegt jedenfalls gehörig daneben. Als erstes fällt der vergleichsweise hohe Aufwand auf, mit dem der Film produziert wurde: sei es das absolut stimmige Setdesign, die hochwertige Kameraarbeit, der atmosphärische Soundtrack - nichts erinnert hier an eins jener lieblosen Machwerke vom Fließband, für die HK nun mal gerade im Horrorbereich berüchtigt geworden ist. Es handelt sich bei INNER SENSES allerdings auch nur zum Teil um einen Horrorfilm. Sicher, von Farbgebung, Beleuchtung und insbesondere Musik her sind wir schon in dieser Ecke unterwegs. Und natürlich finden sich hier auch einige Schockmomente, grauslige Bilder, Schatten, Schemen und sogar Blut. Schon auf dieser Ebene ist der Film sehr effektiv; er erzeugt eine düstere und spannungsgeladene Atmosphäre. Aber ihn allein aus diesem Blickwinkel zu rezipieren, tut dem Film unrecht. Zum einen bietet er noch sehr viel mehr - gerade auf der Storyseite. Vermutlich zu viel, zum anderen, um ihn als reinen Horrorfilm genießen zu können. Je länger der Film läuft, desto stärker wird das Gefühl, daß Schocks und Grusel hier vielleicht nur Mittel zum Zweck sein könnten. Dem Zweck, eine Geschichte zu erzählen, die emotional berührt - und einiges an philosophischem, sogar moralischem Gehalt zu bieten hat. "Geister existieren - wenn man an sie glaubt. Und nur dann." Diese Aussage wird im Film schon sehr früh getroffen, durch den Psychologen und Psychoanalytiker Jim (Leslie Cheung in der letzten Rolle vor seinem Freitod - er spielt phänomenal gut, macht es allein schon wert, den Film anzusehen!), bezogen auf das unselige unterbewußte Verhalten vieler Menschen, auf etwas hinzuarbeiten, das sie fürchten; auf "self-fulfilling prophecies" also. Sehr bald hat er Gelegenheit, die Richtigkeit seiner These an der jungen Yan zu überprüfen, die ein sehr verschlossener, stiller Mensch ist, irgendwie gar nicht recht im realen Leben verankert zu sein scheint - da sie von immer wiederkehrenden Erscheinungen geplagt ist. Egal, wo sie sich aufhält - Geister reden zu ihr, erscheinen ihr, treiben sie in einen erstickten Angstzustand. Dies ändert sich auch nicht, als sie eine geräumige neue Wohnung bezieht - im Gegenteil. Ihre Cousine ist mit dem engsten Freund und Kollegen Jims verheiratet, und jener bittet Jim, sich Yans anzunehmen. Bald wird aus der Therapie etwas wesentlich engeres, und nach dem Überwinden beidseitiger Ängste und dem scheinbaren (?) Beseitigen von Yans psychischen Problemen werden sie zum Paar. Kann eine solche Beziehung gut gehen? Er, der rationale, umsichtige, fast weise Forscher und Bücherwurm - sie, die verstörte, in der Vergangenheit schwer verletzte, unsichere Künstlerin? Diese Frage wird der Film auf sehr überraschende Weise beantworten. Wobei die bis zum ersten Höhepunkt mühsam aufgebauten Charakterzeichnungen und Rollenzuteilungen sich immer mehr wandeln, umkippen... bis auf einmal das gesamte Geschehen ein vollkommen neues Gesicht erhalten hat. Natürlich, einiges ist auch hier schon frühzeitig erahnbar, aber die Konsequenz und Wucht, mit der INNER SENSES auf sein Finale hinarbeitet, ist beeindruckend. Vor allem aber fesselnd, den Zuschauer in seinen Bann ziehend - denn Atmosphäre und darstellerische Leistungen sind, wie schon erwähnt, schlicht hervorragend; einer deutlich teureren Produktion würdig. Man kann kaum anders, als mit den Protagonisten über bestimmte Entwicklungen schockiert sein, als mit ihnen mitzufiebern, als mit ihnen zu leiden und zu hoffen. Das Ende dann ist zwar wohl nur für Leute ohne Kitsch-Berührungsängste (bzw. mit der extragroßen Packung Taschentücher an Bord) ertragbar - doch abgesehen davon ist INNER SENSES sehr empfehlenswert. Nicht zuletzt, da, wie schon angedeutet, auch Stoff zum Nachdenken geliefert wird. Die große Frage nämlich - ist die Realität etwas, das ist? Oder ist sie etwas, das wir machen - durch unsere Gedanken, die in Taten und Verhaltensweisen münden? Kann man mit der Vergangenheit abschließen? Sollte man es? Oder wird sie für immer Teil der eigenen Persönlichkeit bleiben? Große Fragen - in einem würdigen und spannenden Rahmen behandelt. Laßt Euch nicht von Plakatmotiv und Co. abschrecken! 7,5 Punkte - mit Tendenz zur 8. | |
D.S. | 24.07.2003, 23:57 |
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