Der Robin Hood in Zeiten der Wirtschaftskrisevon MrHenke | Permalink |
...is halt so nen Typ, wie Alex Scholl gespielt von Ken Duken. Jung, gut aussehend, mit guten Herz und edel, die Schnauze voll habend vom System. Die Schnauze voll habend von Gesetzen, die ihm ungerecht erscheinen, die Schnauze voll habend von einer zwiespältig wachsenden Gesellschaft, wo die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. Er macht sich Gedanken, wie das alles noch so werden wird und ist durch ihn persönlich betreffende Schicksale an diesem Scheideweg, für sich Entscheidungen zu treffen, die nichts mehr mit "normalen" Dingen im Leben zu tun haben. Duken bekommt als kühlen, sympathischen, aber den etwas farblosen Matthias Koeberlin in der Gestalt des Räubers Ron Peters und den im Rollstuhl sitzenden, megahackenden Sergeij Ibisevic (Stipe Erceg) als direkte Partner zur Seite gestellt. Das funktioniert... Daraus entsteht relativ schnell ein sich ankündigender Filmplot, der jetzt nicht gerade sonderlich innovativ ist, aber die Grundprämisse ist ja schon älter. Martin Schreier hat dem ganzen schon in ordentlichem Maß eine Gestalt verliehen, aber leider hapert es an der einen oder anderen Stelle schon ein wenig am Skript, aber durch ein sehr passabel auftretendes Schauspielerensemble, fällt es einem nicht schwer darüber hinweg zu sehen. Es gelingt so auch sich ein bisschen in die Geschehnisse auf der Leinwand hinein zu schauen und ein wenig mit zu fiebern an den entsprechenden Stellen. ...Eine recht solide Kost, mit Schwächen, die vielleicht noch eine Prise mehr Action benötigt hätte, bleibt für den geneigten Cineasten immer noch übrig. Es ist auch nicht verkehrt, dass Filme jüngerer deutscher Filmschaffender mal auf einem Festival laufen und schade, dass Martin Schreier, so wie im Programmheft angekündigt, den Weg nach Hamburg nicht mehr gefunden hat. Mit der Optik hat der Regisseur jedenfalls vieles richtig gemacht und der knackige TV Look passt gut in die Grundstimmung des Ganzen. ROBIN HOOD von Martin Schreier ist kein überraschend grosser Wurf eines jungen Regisseurs, aber er ist ordentlich geworden...somit hat er auf jeden Fall die "Ruhigmalangucken"- Plakatte verdient. | |
MrHenke sah diesen Film im Cinemaxx 6, Hamburg | 23.08.2013, 01:35 |
Let me entertain youvon Christian | Permalink |
Willkommen in der Fernsehwelt von Pro 7. Mit einem ordentlichen Trailer wird Robin Hood bestimmt sogar ein "TV Event". Aber mal der Reihe nach. Die Idee des Films ist vielversprechend. Der Cast dem Papier nach zwischen erster und zweiter Riege und das Budget vermutlich annehmbar. Letzlich ist es hier eine Frage der Betrachtung. Die Story hat gleich mehrere Logiklöcher und die Nachvollziehbarkeit geht schon nach 10 Minuten über den Jordan. Auch müsste ein Regisseur bereits nach wenigen Takes merken, dass so einige Dialoge zu abgedrochen oder zu plakativ rüberkommen. Aber vielleicht sollte es ja so sein. Lacher an der falschen Stelle, könnten auch beim Testscreening auffallen. Gab es aber vielleicht ja gar nicht... Der Regisseur hatte ja leider abgesagt. Ein paar Antworten hätten mich interessiert. Doch bleiben wir mal auf dem Teppich. Die Action stimmte, es gab sogar auch ein paar brauchbare Szenen und bei Till Schweiger-Tatorten schauen wir auch nicht so genau hin. Let them entertain us. Zum Film muss man wirklich nicht mehr sagen. Ist vergessen wie das letzte Schluckauf. | |
Christian | 24.08.2013, 11:22 |
Gelungen!von Suckerpunch | Permalink |
Eine wirklich positive Überraschung, die das Versprechen des Trailers, ein sehenswertes und unterhaltsames Actiondrama auf internationalem Niveau zu bekommen, erfüllt und als deutscher Genrefilm ebenso wie als Mainstream-Drama den Zuschauer mit 100 Minuten Dynamik und klar ausgeführten Figuren und Konflikten belohnt. "Robin Hood" ist nicht verkünstelt und auch nicht dramatisch tief und erzählt seine Geschichte in einer sehr etablierten, klaren Form - das aber gelingt eben auch sehr gut, was gerade in Deutschland überhaupt nicht die Regel ist. Es hat mich sehr froh gemacht, endlich mal einen deutschen Film zu sehen, der sich nicht irgendeinen Nischenplatz erkämpfen will, sondern selbstbewusst aufs Massenpublikum zielt und die Regeln dafür sehr gut beherrscht. Besonders erwähnenswert finde ich Sprache und Dialoge, die in den allermeisten Fällen die typischsten Fehlleistungen im deutschen Kino und TV vermeiden und flüssig, knackig, reduziert und gedämpft statt theatralisch, gesteltzt und "auswendig gelernt" rüberkommen. Im kurzen Gespräch mit Ken Duken nach dem Film bestätigte er auch, dass alle Dialoge nach dem Schreiben nochmal durch die Mangel genommen wurden. (Die wenigen Stellen, wo noch das typisch Gestelzte und "Unechte" hervortritt, sind die befragten Normalbürger in den Newsberichten und Reportagen - etwas, was meines Wissens noch kein deutscher Film gut hinbekommen hat, "Robin Hood" kriegt aber dafür immerhin die Nachrichtensprecher gut und glaubhaft hin ^^.) Darüber, dass das Finale ausgerechnet auf einer Theaterbühne stattfindet, muss ich noch länger nachdenken. :) Ebenso beeindruckt der insgesamt sehr cool aufspielende Cast, dessen Mimik und Sprache echtes Kino ist und die fast allesamt zeigen, dass deutsche Schauspieler plötzlich doch richtige Filmfiguren darstellen können und keine Abziehbilder. Am besten sieht man das bei Matthias Koeberlin, finde ich, den ich noch als luschig-peinliche Hauptfigur in "Tornado - Der Zorn des Himmels" (2006) in Erinnerung habe und der hier sympathisch und reduziert den abgeklärten Chef-Bankräuber gibt. Stipe Erceg spielt auf gewohnt gutem Niveau mal wieder den interessanten Sidekick, Thomas Thieme als Bankenchef hat richtig coole und cool gesprochene Auftritte (sieht und hört man schon im Trailer gut), und auch Dagny Dewath als Kollegin und Love Interest hat filmische Qualität, auch wenn sie leider im Finale unnötig als "Damsel in Distress" in ein Kleidchen gesteckt wird, was die Figur ohne Grund extrem schwächt. Da wäre mehr drin gewesen. Ken Duken aber ist klar der Star des Films, da er "star-like" Film und Plot einfach mal komplett trägt und seinen Anspruch unterstreicht, ein Schauspieler von gewisser erzählerischer Sogkraft zu sein, der also Figuren verkörpert, für deren Schicksal man sich interessiert (genau das, was Til Schweiger besonders in "Schutzengel" (2012) versucht hat und was ihm trotz übergroßen Wollens überhaupt nicht gelang). Die Story ist, wie gesagt, klassisch und gut erzählt und leistet sich wenige wirkliche Schwächen (die ich persönlich auch größtenteils alle vernachlässigbar fand), was für mich im deutschen Film überhaupt kein Standard ist, sondern wirklich erwähnenswertes Lob - gerade weil so oft über "Hollywooddramaturgie" gelästert wird und man sich schnell ins "Nichtbefolgen von Regeln" flüchtet (oder am besten gleich in Impro ^^), ohne jemals zu beweisen, dass man die überhaupt nicht einfachen Regeln beherrscht. Aber wie hier sehr sicher und doch leichtfüßig-flowig der Hauptkonflikt zwischen Recht und Gerechtigkeit durchdekliniert wird und der Film ein sehr bewusstes Verständnis dafür hat, immer wieder verschiedene Facetten davon zu illustrieren, hat mich sehr gefreut. Das führt am Ende eben auch trotz aller zu erwartenden Gefühlsduselei, die ich dem Film allein aufgrund seines TV-Hintergrundes überhaupt nicht übel genommen (wenngleich auch nicht gemocht) hätte, eben gerade _nicht_ zum klassischen TV-, sondern bei allem Mainstream-Anspruch zu einem Ende, das komplett zum Film passt. Auch hier zeigen alle Beteiligten einfach ein gutes Gespür für ihren Film - anders als im schon erwähnten "Schutzengel", der seiner eigenen Vision eben nicht treu blieb und sich stattdessen den Oberklischees anbiederte (was "Robin Hood" trotz aller Mainstreamigkeit eben überhaupt nicht tut). Dazu kommt auch noch der leichte Social-Fiction-Touch und damit eine Anknüpfung an ein Genre, das sogar eine längere Tradition in Deutschland hat (wobei es "Robin Hood" auch viel besser gelingt, diese soziale Dystopie als wesentlichen Bestandteil der Story zu verstehen als z.B. Lars Kraumes Social-Fiction-Dramolett "Die kommenden Tage" (2010)). Insgesamt ist der Film ein wunderbares Beispiel, wie gut und glaubwürdig und ohne Verbiegen oder Fremdscham man Genre in Deutschland erzählen kann. Was mich persönlich auch gefreut hat, ist, dass sich "Robin Hood" grundsätzlich auf sich selbst verlässt und (meist) dem Drang widersteht, sich in Zitatekino aus dem Standard-Repertoire junger Genrefilmer zu ergießen. Ein paar musikalische und storytechnische Anleihen und Inspirationen gibt es natürlich, und einmal soll dann doch die Macht mit den Bankräubern sein, aber ansonsten verlässt sich der Film grundsätzlich auf das, was er selbst ist. Fazit: Kinokarte kaufen und ansehen! Man bekommt was für sein Geld - nämlich wertige cinematische Optik (trotz massiver Budgetbeschränkungen, die man dem Film wirklich nicht ansieht), klar gezeichnete Figuren mit coolen Fressen und guter Aussprache, eine runde, unterhaltsame Story und ausreichend Tempo mit immer wieder auch tollen Spannungsspitzen und sehenswerten Einzelszenen. Das alles ergibt einen weiteren sehenswerten Beitrag zum Neuen Deutschen Genrefilm, der auf die große Leinwand gehört, hoffentlich aber auch seine Zuschauer im Fernsehen finden wird. Ich drücke die Daumen! | |
Suckerpunch sah diesen Film im Cinestar 3, Berlin | 29.08.2013, 12:59 |
Bankfurtvon Alexander | Permalink |
Wenn auf dem FFF nur ein einziger deutscher Film läuft, dann ist das irgendwie Pflichtprogramm. Aufgrund des mehr als aktuellen Themas war mein Interesse an „Robin Hood" geweckt, obgleich die Erwartungshaltung nicht sehr hoch lag. Da wir in Frankfurt (leider leider...) auch nicht mit Gästen verwöhnt werden und es immer Spaß macht, einen Regisseur mal live im Saal zu erleben, musste Robin Hood einfach sein. Man hat dem Film sein relativ niedriges Budget wirklich nicht angesehen, das war handwerklich schon sehr perfekt gemacht. Martin Schreier war im anschließenden Q&A extrem sympathisch und witzig, da hab ich ihm auch schnell verziehen, daß ich bei der Behandlung des Themas im Film etwas die Feinstofflichkeit und Tiefe vermisst habe, mir das Gegenüber von „Gut" und „Böse" etwas zu banal gezeichnet war und ich es angesichts von doch sehr professionellem Setdesigns und Ausstattung als befremdlich empfand, daß wirklich JEDER männliche Charakter im Film den gleichen Herrenausstatter zu haben schien. Wenn Polizisten, Wirtschaftsbosse, Kleinkriminelle, Bankangestellte und Gangster ALLE im gleichen dunklen Anzug herumlaufen, wirkt das schon sehr seltsam... Nichtsdestotrotz ein schöner Film. | |
Alexander sah diesen Film im Metropolis 9, Frankfurt | 09.09.2013, 22:14 |
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