Ruben Brandt, Collector

Ein Gesamtkunstwerk!

von Leimbacher-Mario
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„Ruben Brandt, Collector“ handelt nicht nur von Kunst, er ist selbst ein Werk, das sich den Titel „Kunst“ mehr als verdient. Erstmal zur Handlung (die etwas wirr anmuten kann und zur Nebensache wird): Ein Psychologe leidet unter gefährlichen Albträumen, bei denen er sich zum Teil auch selbst Schaden zufügt und die alle von berühmten Gemälden inspiriert zu sein scheinen. Also engagiert er eine bunte Truppe von artistischen Dieben, die ihm diese dreizehn scheinbar traumatischen Bilder (im Original versteht sich!) nach Hause bringen sollen, da so vielleicht die drohende Schizophrenie und dauernde Gefahr gebannt werden kann. Also wird rund um den Globus gestohlen und getrickst, vom Louvre bis in die Uffizien, sodass der Chef wieder ruhig schlafen kann...

Bilder oder Trailer können nicht mal im Ansatz einfangen, wie grandios „Ruben Brandt“ aussieht. Vor allem auf der großen Leinwand. Danke mal wieder an das Fantasy Filmfest! Verspielt, durchdacht, voller genialer Details und Verbindungen zu großen Gemälden, der Kunstwelt und natürlich auch dem Feld der Psychologie. Als ob „Paprika“ auf „Bojack Horseman“ trifft. Anspruchsvoll und äußerst interessant. Nolan küsst Picasso, Noir trifft auf Expressionismus, „Oceans Eleven“ fusioniert van Gogh, Hitchcock lächelt Gauguin zu. „Ruben Brandt“ kann ein enormes Tempo vorlegen, vor allem eine atemlose Verfolgungsjagd zu Beginn in Paris hat es in sich, nimmt sich jedoch auch Zeit für ruhigere Momente. Hektisch wird es nur selten. Aufmerksamkeit und Konzentration werden aber durchgehend stark gefordert. Durchzogen von liebenswerten Figuren, einem extrem lässigen Soundtrack und etlichen Details, die den Wiederspielwert ins Unermessliche treiben. Kinetisch, instinktiv, atemberaubend gut aussehend. Da kann ich mich kaum satt sehen. All das was „Haus des Geldes“ oder „Velvet Buzzsaw“ gerne wären. Und das mit Leichtigkeit, Charme und endloser Kreativität. Ich ziehe meinen Hut!

Fazit: Außergewöhnlich hübsch und nicht nur für Kunstexperten ein absoluter Animationstipp. Intelligent, schlagfertig, einzigartig. Man traut seinen Sinnen kaum. „Ruben Brandt, Collector“ ist besonders wertvoll. Moderne Kunst, in der Tat. Surreal und frech, neuartig und zeitlos. Vielleicht minimal Style over Substance. Insgesamt aber meist ganz ganz grandios. Mit Sogkraft und von Bedeutung. Ein unvergesslicher Trip ins Unterbewusstsein einer Welt der Formen, Farben und Ideen.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

15.04.2019, 17:20


Ruben Brandt, Blender

von Alexander
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Der Einfallsreichtum und die Ideenvielfalt dieses Anime sind sicherlich bemerkenswert. Ruben Brandt entfesselt einen psychedelischen Strudel und zieht den Betrachter hinein in einen animierten Alptraum, der in seinen stärksten Momenten an eine Mischung aus „Yellow Submarine“ und einen Film Noir aus der Mystery-Ecke erinnert. Hier wurde wie besessen an einer künstlerischen Vision gearbeitet, die optisch stellenweise wirklich zu beeindrucken weiß und obendrein noch mit einem innovativen Soundtrack unterlegt ist.

Trotzdem wirkte der Film auf mich zeitweise aber langatmig und die zahlreichen Charaktere blieben oft seltsam blass und schwach. Und wenn ich auch ein großer Fan guter Animes auf dem Filmfest bin, da sie ohnehin verhältnismäßig selten zu sehen sind, bleiben generisch montierte Actionszenen und Verfolgungsjagden, wie man sie schon tausendmal zuvor auf der Leinwand gesehen hat, leider relativ langweilig und auf Dauer ermüdend, und wenn sie noch so künstlerisch in Szene gesetzt sein mögen.

Und genau das ist auch mein größtes Problem mit dem Film: Kratzt man an der kunstvollen, berauschenden Oberfläche, so findet sich leider eine nur leidlich unterhaltsame Story, die mich in Teilen sogar wirklich langweilte. Irgendwie hatte ich das Gefühl das hier etwas fehlt, sich die Geschichte zu häufig in sich wiederholenden, stereotypen Actionszenen und Oneliner-Phrasen aus der Retorte jüngerer Hollywood Streifen bedient, und es auch etwas an der Tiefe bei den Charakterzeichnungen mangelt. Und unter den mehr als bizarren Figuren finden sich auch keine wirklichen Sympathieträger, so das es einem letzten Endes egal ist, wie die Geschichte ausgehen mag.

Ich mag eigentlich nicht den in letzter Zeit so häufig bemühten Satz „Style over Substance“ zitieren, er drängte sich mir hier aber zwangsläufig auf und es ist bedauerlich, dass eine so innovative Grundidee die mit so viel Liebe zum (zeichnerischen) Detail umgesetzt wurde, dann so seltsam oberflächlich erzählt wird, als handele es sich dabei um eine kommerzielle TV-Produktion für Kinder. Mir fehlte hier die der Geschichte eigentlich geschuldete große Emotion, die Wucht der Bilder wollte nicht recht zum Rest passen. Schade eigentlich.

Bleibt die Frage: Was sollten die Schnecken?
Alexander

25.04.2019, 15:37




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