Mind-Blowing Redefinedvon Leimbacher-Mario | Permalink |
"Scanners" war David Cronenbergs Durchbruch & ist einer seiner zugänglichsten Filme. Was beim eigensinnigen Bodyhorror-Meister aus Kanada nicht wirklich was heißt. Die Geschichte handelt von einem Mann, der feststellt, dass er telepathische Kräfte hat & damit anderen Menschen schaden kann - sozusagen einer der ersten "Mutanten" oder "Superhelden" ist, wenn man es oberflächlich & augenzwinkernd aus heutigem Blickwinkel betrachtet. Eine mysteriöse Firma nimmt ihn unter ihre Fittiche, er erkennt, dass es noch etliche weitere "Scanner" auf der Welt gibt & er bekommt den Auftrag, eines der mächtigsten & bösesten von diesen Gedankenmonstern aufzutreiben und zu eliminieren... Allein das Finale ist jedes Eintrittsgeld wert! Echt jetzt, die Effekte sind allererste Sahne & die erste Kopfexplosion früh im Film gehört zu den größten Kinomomenten überhaupt. Ich kann das damalige Kinopublikum bis heute schreien hören in meiner Fantasie ;-). Lustig nur, dass danach der Tisch & alles sauber ist :D. Neben der unterkühlten Art & den genügend platzenden Effektbomben gab mir vor allem die clevere Kritik an & Warnung vor medizinischen Großkonzernen zu denken. Meine Mutter hat mir oft erzählt, wie damals Contagan Angst & Schrecken verbreitete, missgestaltete Babys nach sich zog, sodass mich dieser offenkundige Unterton von "Scanners" härter traf, als es jeder platzende Kopf könnte. Die extreme Balance zwischen Splatterfest & extrem schlauer Gesellschaftskritik oder psychologischer Studie, die Cronenberg immer wieder gelang, wird so schnell nicht mehr wiederkommen & wahrscheinlich einmalig in seiner Radikalität & Konstanz bleiben. Egal, ob man den Film als tiefgründigen Superheldenfilm sieht, spaßiges Splatterfest oder Weiterentwicklung von Cronenbergs persönlicher Entwicklung von Geist, Körper & Fleisch - überall wird man fündig werden, um "Scanners" zumindest gut zu finden. Leider ließ mich die Story um verfeindete Konzerne & telekinetische Agenten weitestgehend kalt, zumindest als "Actionfilm", was vor allem an der extrem oberflächlichen Zeichnung der Protagonisten liegt. Egal, wie angsteinflößend der Bösewicht Michael Ironside als Darryl Revok ist, selbst er als charakterlicher Höhepunkt bleibt blass. Von dem Helden der Geschichte oder seinem "Love Interest" ganz zu schweigen. Die emotionale Kühle ist ein Markenzeichen Cronenbergs, doch dem Abenteueraspekt des Films hätte etwas mehr Figurenzeichnung & Empathie gut getan. Denn richtig unvergessliche Filme macht immer noch die Emotion, nicht der coolste explodierende Kopf. Das filmische Ganze sollte über einzelnen Elementen & Momenten stehen, egal wie innovativ oder "mind-blowing" diese sein mögen. Fazit: der extrem unangenehme & (im Zuge von Contergan und Co.) gar nicht mal so unrealistische Wachrüttler von Cronenberg. Nicht umsonst einer seiner berühmtesten Filme. Die Effekte sind großes Splatterkino, der Unterton gewohnt kritisch & der Score bleibt im Ohr. Leider passen Story & vor allem Charakter auf einen Pappdeckel, was den Film für mich persönlich von absoluter Größe abhält. | |
Leimbacher-Mario | 09.01.2017, 18:01 |
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