What to do in Utah when you’re deadvon D.S. | Permalink |
Niemals fremden Kindern helfen: Was regelmäßige FFF-Gänger hoffentlich längst verinnerlicht haben, ist eine Regel, die für unsere Hauptfigur Wyndham Stone (Scott Haze, JURASSIC WORLD) offensichtlich Neuland darstellt. Nachdem der adrette Kerl in der gottverlassenen Wüste Utahs ein paar spektakuläre Fotos einer Sonnenfinsternis gemacht hat, trifft er auf dem Rückweg zu seinem Auto auf einen unverblümt rotzfrechen Jungen, der sich angeblich verlaufen hat und nach seinen Eltern sucht. Dummerweise folgt er ihm durch die Wildnis – und landet in einer sehr speziellen Version der Hölle, am Fuße eines Kraters, in dem eine seltsame Frau in einer Blechhütte haust und ihm eindrücklich zu vermitteln versucht, dass diese nun sein Zuhause darstellt. In eher gemäßigtem Tempo begleiten wir den Mann bei seinen Versuchen, der Situation zu ent- oder auch mit ihr klarzukommen. Sie wird dadurch erschwert, dass der Junge nicht alleine, sondern Teil einer ganzen Sippe degenerierter Kinder und Jugendlicher ist, die einen Heidenspaß daran hat, unseren Protagonisten leiden zu lassen. Die Frau ist ihm dabei auch keine Hilfe, denn sie beantwortet ihm nicht mal die elementarsten Fragen nach dem Hintergrund seiner Lage, scheint sich längst mit ihrem – und seinem – Schicksal abgefunden zu haben. Dieses Set-up ist als solches erst mal durchaus interessant, es gewinnt an Kraft durch das clevere, düster grummelnde Sounddesign sowie die spektakuläre Felslandschaft, in der die Handlung verortet ist. Leider aber kann mal viel zu frühzeitig bereits erahnen, wo die Story-Reise hingeht, zumal sie nicht gerade durch überraschende Wendungen oder eine besonders schweißtreibende Inszenierung geprägt ist. In mehrere Kapitel aufgeteilt – deren Titel wie „Sturgeon Moon“ oder „Harvest Moon“ altertümlichen Bezeichnungen von Vollmondphasen entsprechen und damit für ein gewisses Folk-Horror-Flair sorgen –, wird hier am Ende des Tages deutlich zu wenig erzählt, um die mit 94 Minuten im aktuellen Vergleich fast schon unterdurchschnittliche Laufzeit des Films zu rechtfertigen. Atmosphärisch sind wir im Reich von THE HILLS HAVE EYES oder auch WRONG TURN, spannungs- und gore-seitig jedoch maximal im Randgebiet der genannten Filme angesiedelt. Fürs Ohr und fürs Auge wird zwar einiges geboten, für den Rest des Zuschauerkörpers leider eher weniger. Spätestens im letzten Drittel macht sich eine Mischung aus Enttäuschung und Langeweile breit, die für gerade einmal 4,5 von 10 Punkten ausreicht. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 11.09.2023, 04:42 |
Erntezeitvon Alexander | Permalink |
„The Seeding“ ist einer der „Unwohlfühlfilme“ des Jahres, ganz in der Tradition von ähnlich brachialen Werken des Filmfests, die den Zuschauer mit einer unguten Vorahnung im Kinosessel herumrutschen lassen und dessen Bilder zeitweise wirklich weh tun. Und wären wir nicht enttäuscht, wenn nicht jedes Jahr wenigstens ein oder zwei solcher Beiträge im Programm zu finden sind? Dabei kann man dem Film nicht vorwerfen, dass die ganz abgebrühten Filmfestgänger mit langjähriger Erfahrung seinen „Twist“ vielleicht schon vorher kommen sehen, denn ganz so flach und plakativ ist „The Seeding“ nun wirklich nicht gestrickt, bleibt in seiner ersten Hälfte sehr lange mysteriös und rätselhaft, was der eigentlich simplen Geschichte durchaus Tiefgang verleiht. Hier schafft es das helle, gleißende Licht des Tages uns mehr das Fürchten zu lehren, als es die Dunkelheit der Nacht mitunter vermag. Dazu vibriert ein wummerndes Tondesign, wie ein Klagelied aus der Hölle. Von „Soundtrack“ kann man da eigentlich nicht mehr sprechen, das ist mehr eine Tonspur des Grauens, gemalt mit dem Klangpinsel des Schreckens. Das Setting reduziert auf eine Grube des Grauens, inmitten einer sengend heißen Wüste der Leere. Ausgeliefert und angewiesen auf die Gnade degenerierter Irrer. Die einzige Bezugsperson, eine offensichtlich zwischen Depression und Resignation schwankende, psychisch labile Frau. Und keine Chance auf Flucht. Das ist die Ausgangslage eines Mannes, der in eine perfide Falle getappt ist, deren Zweck und Vorgeschichte uns fast bis zum Ende vorenthalten wird, die man sich aber anhand von einzelnen Puzzlestücken, die „The Seeding“ dem Zuschauer nur zu gerne unter die Nase reibt, allmählich zusammenbauen kann, was den ruhigen und düsteren Film sehr lange spannend und interessant hält. Denn auf irgend etwas muss die Sache ja herauslaufen. Und wie sagte schon Lawrence: „In der Wüste ist gar nichts. Und niemand braucht gar nichts.“ | |
Alexander sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 11.09.2023, 08:25 |
You are only a seed. And seeds blowing in the Wind.von traab | Permalink |
"The Seeding" aus dem Jahr 2023 ist ein US-amerikanischer Horrorfilm. "Ein Mann, der eine Sonnenfinsternis fotografieren will, wird von Kindern in einen Krater gelockt und findet sich zusammen mit einer mysteriösen Frau in einer Hütte gefangen. Sie können nicht entkommen, und während der Mann verzweifelt versucht, auszubrechen, beobachten die Kinder von oben." "The Seeding" fängt mit beeindruckend schönen Landschaftsaufnahmen an und entführt nicht nur den Protagonisten in die karge Schönheit und gleichzeitig Trostlosigkeit der Wüste auf der Suche nach dem perfekten Foto. Nach einer kurzen Einführung in diese öde Wüstenlandschaft spielt der Film hauptsächlich in einem Krater, der ausschließlich über eine lose Leiter zu erreichen ist. Wir haben es quasi mit einem Kammerspiel zu tun, ein Subgenre, welches ich besonders gerne sehe, wenn es denn gut gemacht ist. Und hier haben wir schon den Knackpunkt - "The Seeding" hat mich nach nicht mal 30 Minuten verloren, das Verhalten der einzelnen Charaktere passte für mich nicht authentisch oder auch nur halbwegs realitätsnah und ich hatte schnell den viel zu offensichtlichen Twist raus gelesen. Darüber hinaus bietet der Film Plotholes, so groß wie ganze Krater. Ich mein, wieso ist er Alina so positiv gegenüber eingestellt, wenn sie so gar keine Fragen beantwortet und wie frustriert und deprimiert arschig muss man sein, wenn man mit ihr trotzdem in die Kiste steigt und sich dann über den Outcome wundert. Ach, da gäbe es noch so viele weitere Dinge, aber ich will den Film ja nicht schlechter reden als er für mich eh schon war. Es ist wirklich schade, denn die Grundidee des Films hat Potenzial und erinnert an Genre-Klassiker wie "Eden Lake" oder "The Hills Have Eyes". Doch die Umsetzung bleibt hinter meinen Erwartungen zurück und verliert nach und nach an Glaubwürdigkeit. Insgesamt ist "The Seeding" ein Film, der vielversprechend beginnt, aber aufgrund von verwirrendem Verhalten der Charaktere und eklatanten Logiklöchern in der Handlung seinen Glanz verliert. Trotzdem könnten Horrorfans, die ungewöhnliche Settings schätzen, ihren Spaß an diesem Werk finden. "You are only a seed. And seeds blowing in the Wind." | |
traab sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt - Original-Review | 14.09.2023, 14:17 |
„Nothing is wasted in the desert“von Herr_Kees | Permalink |
Es ist die Nacht nach der Sonnenfinsternis. Der MANN hat sich in der Wüste verlaufen. Er steigt in einen Krater herab. Dort haust die FRAU. Sie umsorgt ihn, er will den Krater verlassen. Doch draußen sind die KINDER. Und die KINDER wollen spielen. Zunächst möchte man Barnaby Clays Debutfilm als reine Metapher verorten. Doch die Szenerie erweist sich in ihrer Surrealität bald schon als allzu real – zumindest, wenn man eine Genrelogik ansetzt. Erinnert der erste Akt noch an THE HILLS HAVE EYES, stellen sich nach und nach eher MIDSOMMAR Vibes ein. Es ist nicht allzu herausfordernd, sich Fortgang und Ende des Films vorzustellen (und damit richtig zu liegen), aber es ist dann doch schön, zu sehen, in welcher Konsequenz THE SEEDING seine Geschichte zuende bringt. Fazit: Nicht sonderlich spektakulär und nach gewisser Zeit vorhersehbar, aber schön atmosphärisch und straight durchgezogen. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 25.09.2023, 00:33 |
Blinder des Zornsvon Leimbacher-Mario | Permalink |
„The Seeding“ wirkt wie ein typischer Corona-Abstands-Dreh, wie eine Mischung aus „Kinder des Zorns“ und „Die Frau in den Dünen“. Aber in nicht allzu gut. Viele Ansätze, aufopferungsvolle Darsteller, durchaus angedeutete Mythologie und am ehesten als Metapher aufs „Mann-und-Vater-werden/sein“ zu deuten. Ich hatte mir jedoch viel mehr Spannung, mehr Horror, mehr Blut erhofft. So zieht sich diese löchrige Angelegenheit doch arg. Erzählt wird von einem Mann, der sich in der Wüstenpampa verfährt und etwas unbedacht in einen riesigen Krater zu einer mysteriösen Frau klettert. Blöd nur, dass die instabile Leiter am nächsten Morgen nicht mehr da ist und es kein Entkommen zu geben scheint… Hügel der blutleeren Augen Spart euch doch diese blöden Zwischentitel. Hier sind es die Mondphasen (?), die unnötigerweise über toten Vogel auf Teller aufgewärmt und ausgeschrieben werden. Das ist unnötig und die Sekunden bringen rein gar nichts. Das ist aber nur ein negatives Detail, mit „The Seeding“ stimmt definitiv noch mehr nicht. Gegen die Darsteller kann man nichts sagen. Die machen ihren Job ohne Rücksicht auf Verluste. Endlich auch mal eine Titeleinblendung mit Schmackes. Und gerade zu Beginn und auch zwischendurch (Stichwort: „Palast“) wurde meine Neugier geweckt. Leider kommt „The Seeding“ ansonsten kaum voran und sowohl Setting als auch Bedrohung und Auflösung lassen schnell nach bzw. enttäuschen komplett. In seiner Art, wie er die Geschichte ausfizzeln lässt, hätte das für mein Empfinden höchstens für einen Kurzfilm gereicht. So war es eine schnell einsehbare Geduldsprobe ohne echten Payoff. Heiße Ansätze, die man zäh und stur hat erkalten lassen. Fazit: Steckt im Loch und kommt nicht vom Fleck. Das gilt für den Protagonisten genauso wie für den Film. „The Seeding“ macht neugierig, kann dies aber nie bestätigen oder befriedigen. Am Arsch von Mutter Natur … hat Mann nichts zu lachen. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 25.09.2023, 02:01 |
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