crazy

Shelley

Halbgares im dänischen Wald

von Giallorossa
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Irgendwie wird man mit diesem Film nicht so richtig warm. Eine junge Frau aus Rumänien (!) kommt in den dänischen Wald zu einem kinderlosen Ehepaar und trägt als Leihmutter deren Kind aus. Nach kurzem geht es der Leihmutter immer schlechter und es kommt, wie es kommen musste ... Leider ist die an sich interessante Story viel zu lahm erzählt, eine richtige Charakterisierung der einzelnen Figuren findet nicht statt. Nachdem das Kind geboren ist, ist der Film zu Dreiviertel vorbei, das Kind treibt den Vater in den Wahnsinn, dies hätte man in meinen Augen besser ausmalen können. Kann man sich anschauen, verpasst aber auch nichts, wenn man ihn nicht sieht.
Giallorossa
sah diesen Film im Cinecitta', Nürnberg

20.08.2016, 01:57


Leises Grauen.

von Alexander
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Dieses Jahr gibt es gleich mehrere Filme auf dem FFF, die das Thema „Schwangerhaft“ als zentralen Inhalt ihrer düsteren Geschichten haben. Das Heranwachsen eines Embryos und die zumeist freudige Erwartung der Geburt eines Kindes mit dem verstörenden Grundton der Angst eines mit dem Kind einhergehenden Übels gleichzusetzen ist ein Wagnis, an das sich bisher nur wenige Genre-Filme herangetraut haben. Eine ähnlich dissonante, dabei aber umso grausigere Grundstimmung kannte ich zuletzt von Roman Polanski’s Klassiker „Rosemarie’s Baby“.

Auch in Shelley ist das Böse nicht wirklich greifbar sondern muss erahnt werden. Der Zuschauer teilt mit der schwangeren Elena das ungute Gefühl, das vielleicht irgendetwas nicht stimmen mag, nicht nur mit dem Baby, sondern vielleicht auch mit den anderen Personen dieser wirklich unheimlichen Mystery-Geschichte, die in zumeist stillen Szenen und ruhigen Bildern erzählt wird. Der Film schafft es ohne plakative Effekte allmählich eine wirklich unheimliche Stimmung aufzubauen und ist dabei weniger vorhersehbar, als man vielleicht denken mag. Zu der wunderbaren Atmosphäre dieser rätselhaften, düsteren Geschichte tragen neben dem in eine einsame Landschaft Schwedens eingebettetem Setting auch das sehr gute Spiel der Darsteller bei.

Schwangeren Damen sei die Sichtung vielleicht nicht unbedingt empfohlen, Fans von leisen, unkommerziell gestalteten Gruslern darf ich „Shelley“ jedoch wärmstens empfehlen. Ein für Skandinavien nicht untypisches, kühles Understatement in der Flut von häufig viel zu lauten und oberflächlichen Beiträgen. Für mich eine Perle. Warum der als „Debüt“ des Regisseurs angekündigte Film nicht in der „Fresh Blood“ Reihe läuft bleibt für mich dann allerdings genauso rätselhaft wie das Ende dieses ungewöhnlichen Films.
Alexander

20.08.2016, 12:38


Elena’s Baby

von NakNug
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Dänisches Pärchen wohnt fernab der Zivilisation im Wald in einem Haus ohne Strom. Hausherrin Louisa erholt sich von einer Operation, also holt man sich die rumänische "Gastarbeiterin" Elena ins Haus, die auf dem Öko-Bauernhof mithelfen soll. Aus Sympathie folgt der Wunsch, sie zur Leihmutter zu machen, damit sich die Mutter eines Sohnes durch den versprochenen Geldsegen im fernen Bukarest eine Wohnung für ihre kleine Familie leisten kann.
Doch die Schwangerschaft verläuft im letzten Trimester schwierig. Von Anämie und Hautreizungen geplagt, scheint etwas mit dem Balg im Bauch nicht zu stimmen, auch wenn Ärzte und Naturheiler nichts feststellen können.
Am Ende stimmt tatsächlich was nicht mit dem Baby, aber man weiß nicht, was. Bis zum bitteren Ende sieht man lange Einstellungen von Nebel über dem See, verwirrende Traumsequenzen und belangloses Gequatsche, die weder der Story helfen noch die Geschichte vorantreiben. Aus Skandinavien ist man viel Besseres und viel Spannenderes gewohnt.
NakNug

10.09.2016, 03:19


Schwere Geburt

von D.S.
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Zurück zur Natur: Wie bereits in INTO THE FOREST sind wir auch hier in den dichten Wäldern Skandinaviens unterwegs. Während in jenem aber der Familienvater seine Söhne selbst fernab der Zivilisation bevorzugt mit gefriergetrockneten Fertiggerichten ernährt, ist Elena aus Bukarest in SHELLEY bei waschechten Ökos gelandet, denen bereits Weißbrot und Zucker als unvorstellbare Sünde wider den eigenen Körper gelten. Dass das grundsätzlich zwar freundliche, im Kern aber ganz schön verbiestert wirkende Ehepaar Louise und Kasper, bei dem Elena als Haushaltshilfe ein paar Kronen zum Kauf einer Wohnung in Rumänien hinzuverdienen möchte, regelmäßig Besuch von einem verlotterten Schamanen-Verschnitt erhält, ist da Ehrensache: Irgendwer muss ja schließlich die "schlechten Energien" vertreiben, die Raum und Geist belasten.

SHELLEY reizt solchen Esoterik- und Heilpraktiker-Mumbo-Jumbo gehörig aus – meiner Meinung nach übertrieben, denn zur Story trägt er nicht wirklich bei. Die dreht sich darum, dass Elena – nach reichlich Exposition – einwilligt, Leihmutter für das Paar zu spielen, da Louise nach einer Fehlgeburt keine Kinder mehr kriegen kann. Ellen Dorrit Petersen als Louise erinnerte mich übrigens optisch mehrfach an eine jüngere Nicole Kidman – deren BIRTH zwar inhaltlich natürlich völlig anders gelagert ist, sich zumindest nach seinem Titel aber doch dem gleichen Thema widmet.

Wie dem auch sei: Elenas Schwangerschaft wird von erheblichen Problemen begleitet, ihr geht es täglich schlechter, sie hat ständig unglaubliche Schmerzen – insbesondere bei Kontakt mit Wasser – und entwickelt einen aggressiven Hautausschlag. Mehrere Arztbesuche fördern jedoch keine Erklärung zutage: Dem ungeborenen Kind geht es gut, und auch bei Elena selbst kann außer Eisenmangel nichts diagnostiziert werden. Also beißt sie die Zähne zusammen und leidet weiter. Nur, wie lange wird sie das durchhalten? Was wächst da in ihr heran und warum verursacht es ihr so viele Schmerzen – und so viele finstere Albträume?

Bei einem Film, der SHELLEY heißt, ist zu erwarten, dass die leidende Leihmutter keinen kleinen Kevin von nebenan auf die Welt setzen wird. Das Feature-Debüt von Ali Abbasi versucht dann auch gar nicht erst zu verheimlichen, dass sich da wohl etwas Monströses im Fruchtwasser bereitmacht. Erklärungen oder auch mur Andeutungen über dessen Ursprung bleiben aber aus, die Nennung von ROSEMARY’S BABY als Referenzpunkt führt insofern auf eine falsche Fährte – in der Stimmung sind aber durchaus Ähnlichkeiten vorhanden, denn zunächst steht auch Elena mit ihren Ängsten und Qualen alleine da. Später scheint allerdings Kasper ebenso mit der Frucht ihres Leibes nicht unbedingt warm zu werden, und da passt dann auch der Verweis auf DAS OMEN ein Stück weit.

Während SHELLEY aber atmosphärisch einiges richtig macht, es hier nach sehr langgezogenem, "harmlos" wirkendem familiären Beisammensein in der unverfälschten Natur in der zweiten Filmhälfte zunehmend düsterer vonstatten geht, Elena im gleichen Maße immer öfter immer schlimmere albtraumhafte Zustände erlebt wie Louise immer feindseligere Persönlichkeitszüge offenbart – fällt die Auflösung des Ganzen erschreckend flach auf die Nase. Zum einen wird hier handlungsseitig nichts geboten, das den langsamen Aufbau der Story wirklich rechtfertigen könnte. Zum anderen liegt der eigentliche Höhepunkt der Handlung, der aber nicht effektiv als solcher inszeniert wird, dessen dramatisches Potential fast völlig verschenkt wird, bereits am Ende des zweiten Drittels des Films. Danach schleift sich SHELLEY noch eine ganze Weile weiter. Kann jedoch überhaupt nicht mehr fesseln – denn das, worauf er die ganze Zeit hingearbeitet hat, ist erledigt, und er hat nichts Nennenswertes mehr zu bieten, um die Spannung hochzuhalten.

Für mich war der Film letztendlich zu zäh und ereignisarm, ich habe mich über weite Strecken schlicht gelangweilt. Zwar ist vor allem Elenas Leiden überzeugend gespielt, und auch das Make-up-Department leistet ganze Arbeit: Wenige Zombies sehen zombieartiger aus als Cosmina Stratan in den letzten Zügen von Elenas Schwangerschaft. Das reicht aber nicht, um den Zuschauer bei der Stange zu halten – zumindest, solange er nicht gerade selbst schwanger ist. Hinzu kommen mehrere Continuity-Fehler, die auf eine Änderung der Szenen-Reihenfolge nach Abschluss der Dreharbeiten schließen lassen; offenbar war man irgendwann vom eigenen Drehbuch selbst nicht mehr ganz überzeugt. Ein spoilerfreies Beispiel: Elenas Ausschlag wird kontinuierlich schlimmer, zwischendrin aber gibt es eine Badeszene, in der er fast vollständig verschwunden – oder eben fast noch nicht vorhanden – ist.

Ansonsten technisch, darstellerisch, atmosphärisch durchaus gelungen. Nur die Handlung liefert leider überhaupt nicht, was sie verspricht. Und sie zieht sich. Sehr. 4,5 Punkte von mir.
D.S.
sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt

10.09.2016, 03:26


Satans unauffälligster Spross

von Leimbacher-Mario
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Heutzutage muss es auch in Horrorfilmen, ein Genre einst unterschwellig & atmosphärisch, alle 5 Minuten knallen, schocken & ekeln. Und das Publikum hat sich daran leider sogar schon etwas gewöhnt & zum Glück so langsam auch satt gesehen. Dass es nämlich auch anders, sehr altmodisch, dramatisch & ruhig laufen kann, zeigt "Shelley". Ganz im Erbe eines "Rosemaries Babies" oder "Das Omen" und wesentlich besser als der zumindest thematisch ähnliche & ebenfalls auf dem Fantasy Filmfest laufenden "Antibirth", erzählt man hier die Geschichte der Haushaltshilfe Ellena, die für ihre Arbeitgeber, Hausherren & mit der Zeit Freunde ein Kind austrägt. Doch schnell stellt sich heraus, dass hier irgendetwas nicht stimmt & die einst starke Ellena immer schwächer & angeschlagener wird, auch psychisch... Und das alles nicht nur, weil es ein Mädchen wird (willkommene Abwechslung zu den sonstigen männlichen Satansbraten), die der Mutter laut einer bekannten Legende ja die Schönheit rauben ;)

In "Shelley" gibt es keine JumpScares, Schockeffekte oder Satanskult - nur ein kleines, süßes Monster & die vielen Beschwerden, die es in seinem Umfeld auslöst.
Ein Grusler, absolut nichts für Schwangere, Abergläubige oder junge Eltern. Unterschwellig böse, beunruhigend, mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen aus dem Norden gespickt. Die Charaktere sind glaubhaft & die anfangs so solide, harmonische Gemeinschaft schmerzhaft, wenn auch etwas sehr langsam zu Grunde gehen zu sehen, ist unschön & tut weh. Und hier vor allem so glaubhaft, ernsthaft & realistisch abgebildet, dass sich die Unruhe auch auf den Zuschauer bzw. unser Unterbewusstsein überträgt. Auch noch, nachdem er gegen Ende für seine Verhältnisse überraschend explizit & eindeutig wird. Das war jedoch hier nötig, um nicht selbst die geduldigsten Grusel-Enthusiasten zu enttäuschen. Denn der Film ist teilweise gefühlt in Zeitlupe. Doch wenn er im letzten Drittel austritt, ist das hinterhältig wie ein Schlag von der Seite in den Magen. Dazu muss man noch nicht mal Frau, schwanger oder Elternteil sein, um das zu fühlen.

Fazit: extrem atmosphärisches, top gespieltes & auf leisen Sohlen kriechendes Grauen - so baut man stilvoll Grusel & Horror auf. Rosemaries Erbe? Nicht ganz. Für Grusel-Gourmets aber trotzdem eine einwandfreie Slow-Burner-Empfehlung!
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

10.09.2016, 12:25




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