Shiver

Solide

von zoulwags
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Wenn ich aufs FFF gehe, hoffe ich auf zwei Arten von Filmen. Außergewöhnliche Filme, die mich überraschen und in keine Genreschublade passen, und gut gemachte Genrekost, die ich sonst vermutlich nicht im Kino sehen würde. Shiver gehört ganz klar in die zweite Kategorie und wird wohl kaum den Weg in die deutschen Kinos finden. Europäisch und kein Arthouse? - Da winken die Verleihe ab.
Schade eigentlich, denn Shiver ist ein schön gemachtes Grusel-Mystery-Coming-of- Age-Thriller-Drama, das mich wunderbar unterhalten hat. Zwar beginnt die Geschichte um den lichtallergischen Teenager Santi, der mit seiner Mutter in ein verregnetes Pyrenäen-Dorf umzieht, um die Anzahl der täglichen Sonnenstunden zu minimieren, etwas schleppend los, doch etwa ab der Hälfte kommt der Film dank der nötigen Prise Tempo und Humor in Fahrt. Logikfanatiker raufen sich zwar zunehmend die Haare, aber die Frage, wieso jemand auf die Idee kommt, in einer Gefahrensituation nachts im Wald die Gruppe zu verlassen, um sich allein durchzuschlagen, hat mich noch nie umgetrieben. Ein Horrorfilm braucht Kanonenfutter und wenn ich Logik will, schaue ich in eine Formelsammlung.
Shiver ist einfach ein sympathischer Film mit guten Darstellern, schönen und effektvollen Bildern und einem geschmackvollen Production Design. Dass hier das Rad nicht neu erfunden wird, war abzusehen. Wer aber solide Genrekost schätzt, wird hier gut bedient.
zoulwags
sah diesen Film im Cinedom 6, Köln

26.08.2008, 20:39


Review

von Janina Himmen
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Ein Junge mit böser Lichtallergie zieht mit seiner Mutter dorthin, wo die Sonne nicht scheint (und das ist jetzt nicht im übertragenen Sinne gemeint). Leider treibt sich dort im Wald etwas herum, was zuerst Schafe und dann Menschen anknabbert, und der neue Junge wird verdächtigt, für die Morde verantwortlich zu sein. Also muss er das mysteriöse Geschöpf aufspüren, um seine Unschuld zu beweisen...

Eine interessante Story, vor allem der Teil, den ich hier jetzt, um Spoiler zu vermeiden, nicht erwähne. Die Schauspieler machen ihre Sache auch gut und eigentlich wäre "Shiver" ein wirklich gelungener kleiner Gruselfilm. Nur irgendwie hatten die Autoren wohl selber nicht so wirklich Vertrauen in ihre Idee - denn wieso haben sie sonst noch so viel überflüssiges Zeug dazu erfinden müssen? Die Licht-Geschichte ist nicht weiter interessant für die Handlung, außer dass man so automatisch eine düstere Atmosphäre zur Verfügung hat. Sämtliche Andeutungen von Liebeleien werden nicht weiter verfolgt und auch die zerrütteten Familienverhältnisse spielen nur kurz eine Rolle. Und die Auflösung hätte auch wesentlich kompakter ausfallen können, ohne dass es dem Film geschadet hätte. Also alles in allem zu viele Fäden, die am Ende zwar irgendwie ein Ganzes ergeben, einen aber ein wenig unzufrieden zurücklassen. Dafür hätte man einiges besser anders erklären können, z.B. was die Hauptperson zu so etwas besonderem macht.

Also alles in allem zwar ein solider, spannender Film mit interessanten Ideen, aber es haperte mir an zu vielen Kleinigkeiten bei der Handlung.
Janina Himmen
sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt

28.08.2008, 02:10


Horch, was kommt von draußen rein...

von D.S.
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Der junge Santi hat ein Problem: Lichtallergie. Uuuuh, klingt fast nach einem Vampir, womit er von seinen Mitschülern natürlich auch weniger nett aufgezogen wird - und worauf die Eröffnungssequenz von "Shiver" durchaus intensiv anspielt.

Leider lässt die Intensität des Gezeigten dann sehr rasch nach, und zwar für eine ganze Weile - jedenfalls, was die Story und ihre Entfaltung angeht. Visuell wird hier nämlich erstmal eher geklotzt als gekleckert: die Kamera setzt beeindruckende Landschaften voluminös in Szene, das Ganze ist atmosphärisch montiert, Zeitraffer und ähnliche Techniken lassen einen Film erwarten, der nicht unbedingt Dutzendware ist.

Was ja auch die Ausgangssituation des Films verspricht - schließlich ist Lichtallergie nicht eben die am häufigsten thematisierte Eigenschaft eines Protagonisten, und sie verheißt interessante Momente im Filmverlauf... die aber leider nicht in nennenswerter Zahl kommen. Tatsächlich dient die Prädisposition unseres Helden letztlich nur als Auslöser der Story, das Potential dieser Idee wurde aus meiner Sicht jedenfalls völlig verschenkt.

Aber immerhin, die Story wird in Bewegung versetzt, und das geht so: Santi kann im Tageslicht nur unter Schmerzen bis Todesqualen überleben. Er kann erst im Zwielicht das Haus verlassen, und darum hat er weder Freunde noch soziales Leben noch größeren Spaß an seiner Existenz. Die Ärzte raten seiner Mutter, mit ihm aus der Großstadt im sonnigen spanischen Süden zwar vielleicht gleich nach Lappland, aber doch in den Norden des Landes zu ziehen - wo es kleine Dörfer in Felsschluchten gebe, an die fast kein Sonnenstrahl je gelange.

Gesagt, getan, und man ist auf dem Weg ins ewige Halbdunkel. Oder so. Jedenfalls landen die beiden in einem geräumigen alten Haus in einem idyllischen kleinen Dörfchen, Santi wird gleich an seinem ersten Schultag vom hübschesten Mädchen des Ortes mehr als deutlich angelächelt, alles scheint sich zum besseren zu wenden.

Aber was sind das für raschelnde Geräusche im angrenzenden Wald? Was diese Schemen? Und was, um alles in der Welt, hat das Schaf auf des Nachbars Weide gerade so fachmännisch zerlegt?

"Shiver" beantwortet uns diese Fragen auf nicht gerade sensationell aufregende Weise, ist aber zwischendurch gut goutierbar. Die Produktionsstandards sind recht hoch, die Darsteller akzeptabel, die Atmosphäre kann zwischenzeitlich fesseln und ein paar kleine chillige Momente sowie eine Handvoll Schocks gibt es auch.

Was den Film aber ziemlich herunterzieht, sind nicht nur einige Längen bzw. ein genereller Mangel an Tempo über weite Teile der Laufzeit. Vielmehr tut sich irgendwann eine gewaltige Diskrepanz auf zwischen den vor allem anfangs tollen Bildern und der Story, die man ab einem gewissen Punkt fast nur noch, nun ja, infantil nennen kann. Ich möchte sogar soweit gehen zu sagen: das Drehbuch ist spätestens ab der Hälfte des Films als missgebildetes, verschandeltes Etwas auf der Strecke geblieben. Logik-Böcke? Unglaubwürdigkeiten? Klischee-Kanonaden? Alles gar kein Ausdruck.

Und so hat man letztendlich das unbefriedigende Gefühl, eine viel zu kleine Story in einem viel zu großen Rahmen erlebt zu haben - und ausgekaut bis albern ist sie auch noch.

Gegen Ende wird das Drehbuch dann zum echten Ärgernis, weshalb ich auch nicht mehr 6 Punkte geben kann - wozu Inszenierung und auch der Hauptdarsteller zunächst durchaus einluden. So sind es nur 5,5. Einen Blick riskieren kann man aber auf jeden Fall, zumal als Frankfurter. Hier lief der Film gewissermaßen mit Heimvorteil. Denn die Stadt am Main spielt in "Shiver" auch eine kleine, sehr obskure Rolle.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt

28.08.2008, 02:50


"Awooooooooooooo!"

von The_Coma-man
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SHIVER konnte man dieses Frühjahr bereits bei der Berlinale bewundern - ein Glück, denn so habe ich das Eintrittsgeld sparen können, und mich nicht über 8 Euro ärgern müssen.

So ganz hart wollen wir aber doch nicht sein - Shiver hat auch gutes, z.B. die schönen Bilder, und... naja, dabei bleibt es leider doch. Der an sich angenehme Hauptdarsteller weiß nicht so wirklich zu beeindrucken, der Rest des Casts schließt sich da nicht allzu rühmlich an (hat sich noch jemand bei dem Schäfer an Hausmeister Willie erinnert gefühlt?), und über ein paar Stereotypen und Klischees kommen wir nicht hinaus.

Die Grundidee ist nett, wird aber ziemlich steil durch die vorhersehbare Handlung und die, erhm, ungelungene Auflösung zerdeppert. Der Horroranteil reduziert sich auf das mindeste, Buh-Effekte sind das meiste, was der Teenie-Zielgruppe zugemutet wird.

Alles in allem muss der Film sich im positiven nicht scheuen, und kann es mit den amerikanischen Massenware-Filmen à la 13 Geister oder Ich weiß, wo Du hinrennen wirst, wenn Du wissen wirst, dass ich weiß, wen Du letztes Wochenende aus Versehen umgebracht hast aufnehmen - als ernstzunehmender Horrorfilm versagt er aber vollkommen.
The_Coma-man

02.09.2008, 11:47


Schöner Schauder

von misspider
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Ich mag Coming-of-age Geschichten und ich mag "Myschtery". Wenn dann noch das Wort lichtempfindlich fällt und ein Filmfoto spitze Zähne andeutet, gibt es für mich sowieso kein Halten mehr. :)

Es gab zwar die ein oder andere Szene, deren Logik man hinterfragen könnte. Aber angesichts des stimmigen Gesamtbildes mit schöner Düsteratmosphäre und sympathischen Darstellern kann man diese schamlos übersehen.

Die Geschichte des Films beweist auf eindrucksvolle Weise, dass der Teufel sein Antlitz selten offen zeigt, sondern hinter der Normalität verbirgt. Während offensichtliche Andersartigkeit einen nur allzu willkommenen Sündenbock abgibt, leben die wahren Monster unentdeckt in unserer Mitte.
misspider
sah diesen Film im Metropol 1, Stuttgart

05.09.2008, 10:26


Review

von Frank
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Da sind sie wieder, die Spanier, mit ihrem Gespür für das subtile Grauen, das sich manchmal genau dort verbirgt, wo man es am wenigsten erwartet.

Santi leidet an Photophobie, er reagiert allergisch auf Licht. Im sonnigen Spanien bereitet ihm dieses einige Probleme, außerdem erschwert ihm seine Krankheit soziale Kontakte. Also verlässt er kurzerhand zusammen mit seiner Mutter die Stadt, um in einem Dorf in den Pyrenäen ein “normales“ Leben zu führen. Dort aber beginnt irgendeine Kreatur Schafe zu reißen, wenig später gibt es die ersten menschlichen Opfer. Dummerweise war Santi immer in der Nähe des Tatorts. Er wird verdächtigt. Den Neuankömmlingen in dem kleinen Dorf begegnet man mit Argwohn.

Typisch im spanischen Film ist es ja schon, unnötiges wegzulassen (auch unnötige Dialoge) und Personen parallel zum sich entwickelnden Plot vorzustellen, indem sie während alltäglicher Dinge in ihren Handlungen und Reaktionen zeigen, wer sie sind. Auch "Shiver" beweist hier viel Gefühl. So einige (Neben) -Handlungsstränge hätte er aber gerne etwas mehr ausbauen dürfen. Das der junge Santi z.B. ein Mädchen auf seiner Schule kennen lernt, mit der er sich gut versteht, ist bei seiner Vorgeschichte sehr wichtig für ihn. Darauf geht Shiver nicht weiter ein, hätte aber den Charakter des Jungen noch detaillierter vorstellen können. Gleiches gilt für die Ehe seiner Mutter.

Subtil und fein, meistens auf engere Bildausschnitte fokussiert, führt die Kamera den Zuschauer souverän durch den Film. Was nicht bedeutet, das sie das Grobe nicht erkennt. Sie ist auch direkt, holt die Personen in den Mittelpunkt des Geschehens, ist den Protagonisten sehr nah, häufig direkt hinter ihnen, und transportiert Neugierde. Sie versteht es, den Betrachter zu lenken. Für die Aufnahmen der wunderschönen Landschaft macht sie Ausnahmen und belohnt mit Panoramaansichten.
Dezent ist auch der Sound. "Shiver" wurde sehr sparsam und passend mit einzelnen Klavierakkorden und Streichern vertont.
Die Schauspieler waren mir vor Shiver allesamt nicht bekannt, ich fand das Ensemble aber sehr passend zusammengestellt. Besonders der lichtscheue Santi (der junge Mann heißt Junio Valverde) hat mir gut gefallen.

Ein paar Überraschungen erwarten den Zuschauer. Bis es wirklich spannend wird, gilt es Licht, Kamera, Landschaft und den untypischen Charakter dieser Produktion zu genießen. Dann darf man sich versehentlich auch mal kurz an den Nägeln kauen.
Hat mir insgesamt ziemlich gut gefallen, trotz einiger Drehbuchschwächen.
Die Art von Abschlusssequenz wird wohl niemals ganz aus dem Grusel- Horrorgenre verschwinden.
Frank

10.12.2008, 00:12


Dracula meets The Wolfman

von Herr_Kees
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Einigermaßen stimmungsvolle aber ziemlich ungruselige Mischung aus Außenseiterdrama und Dorfhorror - durchschnittliche Genrekost.
Herr_Kees

25.02.2014, 20:01




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