Ein Stück Filmgeschichtevon Frank | Permalink |
Ein Mensch wird von einem Parasiten befallen. Dieser breitet sich schnell weiter aus. Die Betroffenen werden gewalttätig und sexuell aggressiv, wobei sich sexuelle Abgründe auftun.. Als Shivers entstand, war ich ca. drei Jahre alt. Das ist lange her und entsprechend merkt man dieser Produktion ihr Alter vor allem in technischer Hinsicht, aber auch soziologisch an. Es ist eines der Frühwerke von David Cronenberg, aus dem Jahr 1974. Mit einfacheren Mitteln kann man so einen Film kaum realisieren. Das Set Design ist spartanisch bis schlecht, das verwendete Kunstblut unter aller Sau. Es existiert keine wirkliche Filmmusik, das ist aber nicht nur negativ gemeint, denn die verwendeten Sounds passen zu den Bildern und fördern die Spannung. Auffällig finde ich eine gewisse Trägheit der Bilder überhaupt. Auf mich wirkte Shivers total verlangsamt. "Storytechnisch" werden viele Details der Vorstellung überlassen. Shivers wird dadurch aber nicht weniger gruselig. Auch die Affinität Cronenbergs zu ekligen Dingen ist hier schon klar erkennbar, auch wenn sie vor dem Hintergrund anderer Werke in ihrer Ausprägung bzw. Darstellung noch in den Anfängen steckt. "Mutig" war für die damalige Zeit mit Sicherheit das so offensichtliche Thematisieren sexueller Abgründe, insbesondere der Homosexualität. Dass die Badewannenszene so bekannt geworden ist, wundert nicht. Man kann also sagen, Shivers ist in sozialkritischer Hinsicht ziemlich reif, obgleich die Transportmittel zum Teil sehr primitiv wirken. Die Zusatzinformationen zu Shivers haben mir verraten, dass David Cronenberg selbst diesen Film als eine "Allegorie auf die Entfremdung in einer Massengesellschaft" gesehen hat. Nun, schön, so habe ich ihn direkt nicht gesehen oder verstanden. Offensichtlicher kommt für mich hier das Thema der Veränderung bzw. der (evolutionären) Metamorphose zum Vorschein. Diese Sichtweise mag jedoch zeitgeistgeprägt sein, denn Entfremdung ist ja auch eine Form der Metamorphose oder ein Teil von ihr. Außerdem zeigt sich dieses Thema ja auch in anderen, jüngeren Filmen Cronenbergs. Wirklich bewerten kann oder möchte ich den Film eigentlich nicht. Die dürftige (technische) Ausstattung des Films, aber auch das "veraltete" Schauspiel haben den Filmgenuss doch erheblich geschmälert, wenn ich auch andererseits Spaß an der Inszenierung hatte und mich einige Male gut amüsiert habe. Fazit Ein weiteres Stück Filmgeschichte. Für Fans sowieso obligatorisch, ansonsten haut’s einen nicht mehr vom Hocker. | |
![]() | 23.11.2008, 14:51 |
Schleimige Sexschlangenvon Leimbacher-Mario | Permalink |
"Shivers" ist schon 100 % Cronenberg, obwohl der Bodyhorrormeister noch vollkommen in seiner Findungsphase hätte stecken müssen. Das nenne ich mal früh wissen, wohin man will. "Shivers" ist ein Frühwerk, zu dem andere spätere Meister zu diesem Karrierezeitpunkt nicht mal ansatzweise in der Lage gewesen wären. Cronenberg wurde später zwar noch besser, doch er schuf mit diesem Parasitenterror schon einen der einflussreichsten kanadischen Filme überhaupt, einen rauen Fiebertraum aus spontaner Geilheit und Blutrausch, aus Ekel und Sex, aus Exploitation und Philosophie. Von "High-Rise" über "Demons 2" bis zu Cronenberg selbst orientierten sich fast alle an diesen fiesen Pornoparasiten. Wir folgen ein paar der Bewohner in einem hochmodernen Gebäudekomplex, in dem ein ansteckender Parasit seine geilen Sporen verteilt... Ein bisschen Romero, ein Wenig Carpenter und schon ganz Cronenberg - "Shivers" ist klein, gemein und mit sich im Reinen. Frigide Klaustrophobiker haben definitiv die A-Karte gezogen. Unfassbar viel Freizügigkeit, Körperflüssigkeiten oder Splatterstoff gibt es (sicher auch budgetbedingt) zwar nicht zu sehen, doch es passt einfach alles. Die Sauce ist insgesamt fein abgeschmeckt und gewürzt. Und die Effekte, die man zu sehen bekommt, sind à la bonheur. Ein sich bewegender Wurm im Magen oder direkt zu Beginn die "Sezierszene" sind dafür ideale Beispiele. Spätestens das pessimistische und teuflisch lächelnde Ende hatte mich dann völlig. Wie ein Alptraum aus Lust und Angst, Paranoia und Machtlosigkeit. Über die Nachbarn, die Gesellschaft, sich selbst. Zombies mal ganz anders - spitz und hungrig auf Fleischeslust. Es geht um Triebe und Säfte, das Wir und das Es, das animalische im Menschen. "Shivers" ist einer meiner Favoriten von Cronenberg - das dürfte Kompliment genug sein. Raw und ungezügelt. Fazit: Cronenbergs erste richtige Regiearbeit ist direkt ein klaustrophobischer und sexueller Ekelschwall, wie nur er ihn erschaffen konnte. Hui und Pfui! | |
![]() | 09.05.2018, 14:48 |
Alle Bewertungen im Überblick: | ||
---|---|---|
Mamo1860 | ||
MarxBrother81 | ||
Barrett | ||
Shikantaza | ||
XhellbroX | ||
Ostberlinpunk | ||
Count_von_Count | ||
Leimbacher-Mario | Review zeigen | |
lazy_beanies |
Jetzt anmelden oder registrieren um diesen Film zu bewerten
Weitere Informationen (externe Links): | |||||||||||||||||||||||
|