Zwiespältigvon BlackSorrow | Permalink |
Auf diesen Film muss man sich einlassen, denn er ist voller Kontraste. Einerseits die actiongeladenen Kampfsequenzen, andererseits die vielen ruhigen Momente, wo sekundenlang das Filmmaskottchen auf den Rasen pinkelt. Einerseits die sehr detailliert gerenderten Hintergründe, auf der anderen Seite die grob und mit wenigen Frames gezeichneten Figuren, die mich an die Zeichentrickserien aus dem Fernsehen erinnern. Von Nippon Television in 1,85:1 produziert, ist der Film auch fürs Fernsehformat optimiert. Die Kampfszenen sind genial und erstaunlich realistisch bezüglich der Flugphysik. Die Motorensounds und überhaupt alle Geräusche sind sehr stimmig. Der Score ist angenehm und bleibt noch eine Weile im Kopf hängen. Leider beschränkt sich der Film darauf, die Hintergründe der Geschichte in Monologen wiederzugeben, um wenigstens einige Fragen zu beantworten. Das ist auch nötig, denn unser Kildren-Protagonist Yuichii interessiert sich weder für seine eigene Geschichte noch die seiner Mitstreiter. Wozu auch, könnte er doch jeden Tag im Kampf ums Leben kommen. Hier hält der Film dem Zuseher den Spiegel vor die Nase: haben wir nicht auch längst die Kämpfe gegen den Terror als selbstverständlich abgehakt? Geben die Soldaten im Mittleren Osten uns die Sicherheit, um daheim unseren Vergnügungen gelangweilt nachzugehen? Die Zeit, um darüber nachzudenken, findet man im Film reichlich. | |
BlackSorrow sah diesen Film im Cinemaxx 6, Berlin | 26.08.2009, 09:52 |
Reviewvon Wrzlprmft | Permalink |
Nur der tollen Luftschlachten wegen sollte man sich Sky Crawlers auf jeden Fall nicht ansehen, denn diese gibt es zwar, aber sie sind sicher nicht das Zentrale des Films. Das Genre ist klar Drama bzw. Soft-SF. Und wenn ich schon bei Warnungen bin: Bei diesem Film sollte man sich unbedingt die Szenen nach dem Abspann ansehen, und zwar genau! (Haben bei mir ca. 1 Punkt Wertungsunterschied gebracht.) Und den Text im FFF-Heft kann man durchaus als Spoiler ansehen. Allerdings dürfte es auch wirklich schwer sein, den Film anderweitig hinreichend zu beschreiben. Der Film schafft es dank Musik, ruhigen Tempos und natürlich den Bildern wunderbar, seine Atmosphäre aufzubauen und zu halten. Die eigentliche Handlung bzw. Fragestellung sind sicher nicht ohne, bleiben aber auch das einzige Problem des Films, nämlich dass man als Zuschauer nicht ganz sicher ist, was der Protagonist für ein Vorwissen hat und was man selbst jetzt wissen darf, ins Besondere wenn man schon durch das Programmheft vorinformiert ist. | |
Wrzlprmft sah diesen Film im Cinedom 9, Köln | 01.09.2009, 14:42 |
Über den Wolken...von Frank | Permalink |
Zuerst wusste ich gar nicht, wie mir eigentlich geschieht; ich war total groggy nach der Vorstellung, eine Aura von Irritation muss mich wohl umgeben haben. Ein Bekannter, den ich darauf ansprach, um zu ergründen, ob ich denn so wenig verstanden hatte, oder was sonst die Ursache für meine Paralysierung war, hat meine merkwürdige Stimmung geteilt. Da waren wir dann schon zu zweit... Was war passiert? Ich liebe die Filme Mamoru Oshiis. Seit seinem legendärem "Ghost in the shell" von 1995 ist er quasi eine kleine Gottheit in der Welt der Animation für mich geworden. Sein (Realfilm) "Avalon" gefiel mir und "Innocence", der zweite Teil von "Ghost in the shell" verbrachte das Kunststück seinem Vorbild verdammt nahe zu kommen. Und nun The Sky Crawlers. Ein schwerer und anstrengender Film, obgleich er doch einen Großteil seiner Handlung schwebend und frei wie ein Vogel fliegend in die Luft verlagert. Alle für Oshii typischen Elemente sind auch hier vorhanden; aber in welcher Form und Ausprägung? Vom Detailreichtum seiner vorigen Werke sieht man nicht viel. Was er zeigt, ist überzeugend animiert, doch seine Settings wirken insgesamt leer. Die Sounds sind passend, die Musik ist wieder einmal klasse komponiert, aber wir hören hauptsächlich verschiedene Variationen des gleichen Stückes. Wenn ich mich sehr verbiege, kann ich all das als Spiegel der Bedeutungsleere des Lebens der Protagonisten interpretieren... Doch Oshi braucht sein Handwerk eigentlich nicht auszudünnen, um Inhalte zu transportieren. Bei allem Respekt vor seiner Animationskunst, Oshii hat es sich mit diesem Werk meiner Ansicht nach etwas zu leicht gemacht. Was sonst als die typische Ruhe in seiner Arbeit erkennbar ist, erzeugt hier Schwere, Trägheit und Langatmigkeit; Paradox anmutend bei all den Fliegern. Symbolisieren die Flieger im Kampf die Hoffnungslosigkeit, das Unvermögen (des Menschen) über gewisse Grenzen hinaus zu kommen? Es will sich mir nicht ausreichend erschließen; Oshii mag sich ja in emotionsgeprägter Ehrfurcht verlieren, seine Protagonisten vor den Rätseln des Lebens (ver-)zweifeln lassen, Hoffnung kurz vor ihrer Auflösung zeigen, doch wusste er bisher immer, Negativität durch das Überraschende, das Undenkbare oder sogar das Göttliche zu kompensieren oder aufzulösen. Ein Pessimist war er nie. The Sky Crawlers aber ist ein pessimistischer, ich neige schon dazu zu sagen, ein tendenziell nihilistischer Film, und daher insgesamt eher frustrierend. Vielleicht war genau dies seine Intention, denn auch die Hauptfigur, Kildren Pilot Yuichi, hat an so ziemlich allem das Interesse verloren.. Fazit The Sky Crawlers fehlt der Rettungsanker, dem er dem Zuschauer hinwirft. Ob man sich daran festhalten möchte, kann man ja immer noch selbst entscheiden. Er wirkt wie ein kräftiger Rotwein, nach dessen Genuß man doch hofft, keine Kopfschmerzen zu kriegen. Ich hoffe, ich habe mich geirrt, es lag alles nur an meiner Verfassung, ohne die (gespoilerte) Beschreibung aus dem Programmheft hätte ich vielleicht noch weniger verstanden. Eine zweite Chance werde ich dem Film geben, weil es Oshii ist. Irgendwann. Und evtl. erschließen sich Inhalt und Aussage tatsächlich nur, wenn man die letzte Szene, nach! dem Abspann sieht? Die ist mir nämlich leider entgangen. | |
Frank sah diesen Film im Cinemaxx 3, Hamburg | 02.09.2009, 21:01 |
Endless Warvon lexx | Permalink |
Vor kurzem wurde ich erst von Ghost in the Shell 2 verzaubert, da folgt der nächste Streich von Mamoru Oshii. Und was hier wieder geboten wird, ist Sc-Fi Lehre auf allerhöchstem Niveau, niemand sonst versteht in ruhigen, an sich unspektakulären Szenen eine solche Intensität zu erzeugen. The Sky Crawlers vermittelt eine so dichte Atmosphäre, dass man meint, sie mit dem Messer in Scheiben schneiden zu können. Wäre das nur irgendwie möglich, würde ich mir jeden Tag mein Brot mit einer Scheibe belegen - ein unvergleichlicher Genuss. Etwas schade finde ich, dass die Beschreibung im Programmheft eigentlich schon alles Grundlegende verrät und man sich somit nur noch auf die feinfühligen Dialoge über die Existenz, das Leben und darüber hinaus konzentrieren kann. Hier hat Mamoru Oshii aber wieder einige Schmankerle parat, die sich einem nicht auf Anhieb erschließen. Grafisch werden abermals edelste Kompositionen geboten, grobe 2D-Charaktere wechseln sich mit detailreich gezeichneten Hintergründen und computeranimierten 3D-Luftkämpfen ab. Alles wirkt dennoch so harmonisch miteinander verwoben, dass das Gesamtbild schlicht einzigartig ist. Hier steht auch die sehr melancholische, klassische Musik nicht zurück, die zudem mit einigen gefühlvollen Balladen ergänzt wird. Für mich ein weiterer zeitloser Klassiker, ein unbeschreiblich intensiver, feinfühliger Film, wie er nur von Mamoru Oshii stammen kann. | |
lexx | 12.09.2009, 12:26 |
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