Perfekt!von Dick_Laurent | Permalink |
Chan-Wook Park hat sich nicht vor den Hollywoodkarren spannen lassen, sondern liefert mit seinem düsteren, an Hitchcock erinnernden Coming-of-Age-Drama die vielleicht beste Leistung seiner Karriere. Großartige Bilder seines koreanischen Kameramanns liefern die subjektive Wahrnehmungsebene der jungen India, die am Tag der Beerdigung des Vaters Besuch von ihrem verführerischen Onkel bekommt. Zunächst ist es Nicole Kidman als unsichere Mutter, die dem jungen Mann verfällt. Doch bald beginnt sich auch India für ihren Verwandten zu interessieren, scheint er doch mehr als nur ein Geheimnis zu verbergen. Was wie ein Märchen beginnt, entwickelt sich immer mehr zu einem düsteren Thriller, in dem Sex und Gewalt eine angenehm subversive, provokante Mischung ergeben. Das Ende ist dann auch von erfreulicher Konsequenz. Und wann hat man schon einmal ein böseres Symbol für den Verlust der Unschuld gesehen als eine mit Blut bespritzte Blüte... Lange nicht mehr einen derartig perfekten Film erleben dürfen. Toll! | |
Dick_Laurent | 01.03.2013, 12:16 |
Schöner Scheinvon D.S. | Permalink |
Großartig gefilmt und gespielt, ist STOKER ein echtes Fest für Kino-Ästheten. Ein ums andere Mal wird man durch perfekt komponierte Bilder begeistert und von innovativen Montage-Ideen überrascht; die Darsteller sind glänzend aufgelegt und sorgen allein schon durch ihre Mimik dafür, dass man den Wendungen in diesem Katz-und-Maus-Spiel gebannt folgt, den sich ändernden Positionen der handelnden Figuren und ihren sich erst nach und nach offenbarenden Motivationen. Restlos fesseln konnte mich der Film dann aber leider trotzdem nicht. Das ist vor allem der Story geschuldet, die - wie bei einer Hollywood-Produktion natürlich zu erwarten war - bei weitem nicht den Grad an Bösartigkeit, Kompromisslosigkeit und auch Finesse entwickelt, den man von den vorherigen Werken Chan-wook Parks gewohnt ist. Wenn dann schließlich alle Häkchen geschlagen, alle Geheimnisse offenbart und alle Motive geklärt worden sind, stellt man fest, dass hier extrem viel Bohei um eigentlich relativ wenig gemacht wurde. Anders formuliert, eine ähnliche Geschichte hat man schon mehrfach serviert bekommen, durchaus sogar schon ähnlich erzählt. Na gut, im Kern will STOKER ja vielleicht auch viel mehr eine Charakterstudie sein als ein waschechter Thriller, ein schwarz angehauchtes Drama um das Erwachen der verschlossenen India in der Realität des Lebens. Für eine solche Studie mangelt es dem Film dann aber für meinen Geschmack an umfassend genug entwickelten Figuren. Einerseits betrifft das die beiden Erwachsenen: Indias Mutter und ihren seltsamen Onkel Charlie, der nach dem Unfalltod von Indias Vater Richard wie aus dem Nichts auftaucht und - speziell bei den Damen des Hauses - für reichlich Verwirrung auf allen Ebenen sorgt. Beide sind höchst eindimensional gezeichnet und wirken so zwar, dank der erwähnt hervorragenden Schauspielerleistungen, recht lebendig, aber äußerst lebensfern bzw. unrealistisch. Andererseits betrifft dies aber auch India selbst. Wir erfahren zu wenig über ihre Vergangenheit und bekommen ihr Verhalten in der Gegenwart oft nur „kommentarlos präsentiert", was es, genau wie ihre Entscheidungen, nicht immer nachvollziehbar macht. Und weshalb auch ihre Figur einen über weite Strecken emotional kaum berühren kann. Von Hochspannung bei der Entfaltung der Geschehnisse kann man zudem auch nicht gerade sprechen. Handwerklich ist bei STOKER zwar zweifellos alles auf wirklich höchstem Niveau angesiedelt - inhaltlich fühlt man sich dagegen leider manches Mal an einen durchschnittlichen Fernseh-Krimi erinnert. Mehr Schein als Sein: Von mir deshalb nur 6,5 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis, Frankfurt | 10.03.2013, 01:42 |
Korea goes Hollywoodvon Michaela | Permalink |
Stoker ist ganz eindeutig ein Film für die Klappstuhlfraktion - schöne Bilder, gute Schauspieler und eine ruhig erzählte Story. Fast ein bisschen zu ruhig und man fragt sich manchmal, wie das ganze ausgesehen hätte, wenn Park Chan-Wook diesen Film auf koreanisch gemacht hätte. Mir hat der Film sehr gut gefallen, vor allem auch wegen Nicole Kidman. Und wenn dann zwischendrin Blut spritzt - ganz ästhetisch -, fühlt man sich leicht an Mr. Vengeance oder Thirst erinnert. Die Kompromißlosigkeit und auch die Überdrehtheit seiner koreanischen Filme fehlt hier ein wenig, es ist alles künstlerischer, westlicher angehaucht und nicht ganz so überdreht. Alles in allem aber ein schöner Filmgenuß, wenn man sich darauf einläßt, vor allem auf die Bilder, die teilweise wunderbar choreographiert sind, und auch geräuschtechnisch ist der Film was für die Ohren. | |
Michaela sah diesen Film im City, München | 10.03.2013, 20:47 |
Duett zu drittvon Herr_Kees | Permalink |
Kunstvoll gefilmter Psychothriller in elegantem Hitchcock-Stil mit sehr guter Besetzung und hypnotischer Klaviermusik (Philip Glass komponierte zwei Stücke), spannend, mystisch und atmosphärisch von Anfang bis Ende. Zum "Duet" von Philip Glass: http://www.bleedingcool.com/2013/02/12/listen-to-philip-glass-duet-from-stoker/ | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 17.03.2013, 00:09 |
Als sinnlicher Bilderrausch inszenierte Coming of Age-Geschichtevon ArthurA | Permalink |
Selbst wenn Chan-wook Park mit seinem finsteren US-Familienporträt gewiss nicht sein Meisterwerk abgeliefert hat, besitzt „Stoker" wieder einen Reiz, der dessen Vorgänger „Thirst" (2009) trotz guter Ansätze irgendwo abhanden gekommen ist. Vielleicht ist es gar das Ausloten von Grenzen auf diesem neuen Markt gewesen, das den Regisseur zu dieser inspirierten Arbeit animiert hat - die Möglichkeit, sich trotz gewisser Vorgaben stilistisch treu zu bleiben. Wie bereits zu Beginn angemerkt: Dies hätte unter schlechten Vorraussetzungen durchaus auch eine unerträglich hippe Aufarbeitung eines klassischen Thrillerstoffes werden können. Park ist hier ein Regieglücksfall, ausgestattet mit einem scharfen Auge auf das Innere der Geschichte und mit den notwendigen Fähigkeiten für eine innovative Gestaltung. Verpackung und Inhalt verschmelzen gekonnt miteinander. Selbst die moderne Typografie des Vorspanns verliert sich langsam hinter den surrealen Bildern, bis sie schließlich gänzlich in diese integriert wird. Das passt wunderbar. | |
ArthurA sah diesen Film im Cinedom, Köln - Original-Review | 20.03.2013, 16:35 |
Reviewvon Francis | Permalink |
Stoker – ein Hochglanz-Thriller der ganz besonderen Art. Feine poetisch komponierte Bilder treffen auf aggressive Charaktere und rätselhafte Geschehnisse. Indias Vater stirbt bei einem Autounfall. Auch die Mutter – genial gespielt von Nicole Kidman – kann dem Teenager keinen echten Halt geben, hatte India doch ein intensives Verhältnis zu ihrem Vater. In diese angespannte Situation platzt der bisher unbekannte gut aussehende Bruder des Verstorbenen und gibt den weltgewandten Gentleman. Er bezirzt Mutter und Tochter gleichermaßen. Doch warum? Von Anfang an dämmert es dem Zuschauer, dass hier etwas nicht stimmt. Aber was? Stück für Stück entpuppt sich die Wahrheit, wie ein Schmetterling ... und wie India, die abrupt ihrer Fraulichkeit gewahr wird. Ein verstörendes Kammerspiel. Punktabzug? Für das Ende. Es war doch kein Schmetterling, sondern ein Nachtfalter. | |
Francis sah diesen Film im Cinestar, Berlin - Original-Review | 08.04.2013, 23:39 |
Wo war das Drehbuch?von FFFler | Permalink |
Bei Stoker handelt es sich um Park Chan-Wooks (Oldboy, Sympathy for Mr. Vengeance) Hollywooddebüt und er inszeniert eine von Prison Break-Star Wentworth Miller geschriebene Horrorgeschichte, die es 2010 in die Top 10 der besten unverfilmten Drehbücher geschafft hat. So weit so gut und schon zu Beginn ist man geplättet von einer inszenatorischen Brillanz die einen regelrecht überwältigt. Jedes Bild sitzt, die Kamerafahrten sind großartig, die Musik trifft ins Schwarze und Hauptdarstellerin Mia Wasikowska spielt ganz groß auf. Schade jedoch, dass das Drehbuch nicht mit den inszenatorischen Qualitäten mithalten kann, ist es doch über weite Strecken recht banal und vor allen Dingen auch unglaubwürdig in Sachen Figurenzeichnung. Dennoch kann man über diesen Malus über weite Strecken gut hinwegsehen und sich einfach der atemberaubenden Inszenierung hingeben ... und das ist ja auch schonmal was. | |
FFFler | 09.07.2013, 11:08 |
Hohle Schönheitvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Von "Stoker" hatte ich mir einiges versprochen & erhofft, im Endeffekt geht es mir mit ihm aber ähnlich wie mit Nicole Kidman: wunderschön eigentlich, aber dann doch viel zu kühl, verschnippelt, geglättet & selbstverliebt. Die Geschichte um einen junges Mädchen & ihre Mutter, die nach dem Tod ihres Vaters (bzw. Mannes) überraschenden Besuch seines zwielichtig-mysteriösen Bruders bekommen, hat mich gelangweilt wie selten ein Film. Und das trotz Plots, der ähnlich schon extrem interessant & spannend umgesetzt wurde (z.B. in Hitchcocks "Shadow of a Doubt" oder grandios im neuen "The Guest"), einem Regisseur, der es zweifellos drauf hat (nicht nur stilistisch, s. "Oldboy") & einem Ensemble, das beeindruckt. Fangen wir beim Positiven des relativ kleinen Thrillers an. Er ist verheerend schön, hat Stil & ist markant Chan-wook Park. Und die Geschichte hat Potenzial, ist es doch immer interessant, hinter Geheimnissen her zu sein & scheinheilige Personen / Familienmitglieder zu entlarven. Das war’s aber eigentlich auch schon. Das Potenzial wurde verspielt & die Schönheit trägt eher noch zur hypnotischen Atmosphäre bei, die in Kombi mit der langweilig umgesetzten Geschichte wirklich zum Einschlafen verleitet. Die 100 Minuten kommen einem manchmal doppelt so lang vor, eigentlich coole Schauspieler wirken hier überraschend kalt & uninteressant. Allen voran Frau Wasikowska, die zwar gewollt, aber trotzdem zu jeder Zeit nervig & umsympathisch daherkommt. Sympathieträger gibt es in dem Film gar nicht, genauso wenig wie einen vom Stuhl reißenden Twist am Ende. Mehr als müdes Grinsen entlockte mir hier nichts. Sogar die Möglichkeit, alles auf einer anderen Ebene zu deuten(was war echt, was war schon immer Psychose usw.), lässt mich recht kalt. Ultimativ ein artsy Kammerspiel zum Vergessen, wenn auch allein schon aufgrund der Schauwerte kein Totalreinfall! Fazit: ein belangloser & einschläfernd schöner Möchtegern-Hitchcock, bei dem einmal sehen aber mehr als genug ist! | |
Leimbacher-Mario | 14.04.2016, 12:49 |
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