Suspiria

Review

von Frank
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Suspiria ist der erste Teil von Dario Argento’s Hexengeschichten, der "Mütter" Trilogie. Zwischen dem Abschluss von 2008 und dem Auftakt aus dem Jahre 1977 sind also gute 30 Jahre vergangen. Eine lange Zeit, und kaum verwunderlich, das man das technisch auch merkt.
Umso erstaunlicher allerdings sind die Dinge, die sich bis heute erhalten haben. Das Gespür für den subtilen Grusel, die Geduld, sich die Story entwickeln zu lassen und einen dramaturgischen Spannungsbogen zu kreieren. Suspiria ist in dieser Hinsicht manchmal feinfühliger, als das frischere Werk "The third Mother". Allein schon der Beginn:

Wir sehen Suszie, die von New York nach Freiburg zieht, um eine Ballettausbildung an einer angesehenen Schule zu absolvieren, am Flughafen ankommen. Sie verlässt das Gebäude durch die elektrischen Schiebetüren. Die Kamera zeigt die Mechanik der Türen von innen. Es stürmt, regnet draußen. Wir sehen, wie sich das Wasser seinen Weg in die Gullys sucht. Suzie’s Begrüßung durch den Taxifahrer ist unfreundlich bis unheimlich, er erweist sich als äußerst wortkarg.
All diese "Kleinigkeiten" sind es, die sich summieren, den ganzen Film über finden, und Suspiria zu einem sensiblen Stück Filmgeschichte machen. Dabei spielt er geschickt mit klassischen Ängsten oder unbehaglichen Situationen und Stimmungen- Naturgewalten, lange (verlassene) Korridore und Räume, "Das Fremde", Misstrauen, Geheimnisse u.ä.

So klasse die Dramaturgie funktioniert, der Story fehlt es etwas am Ausbau, manchmal kratzt sie zu sehr an der Oberfläche, zum Beispiel wenn sich Suzie zum ersten Mal über Hexen informiert...

Die Farbgebung ist es, derer Suspiria sich stilistisch bedient. Der Wechsel von blau zu rot, von rot zu blau, färbt sozusagen auf das Empfinden ab, mal herrscht atmosphärisch die bewegungslose Kälte und Nüchternheit von blau vor, dann ist es wieder die aktiv-aggressive Stimmung von (Blut-) rot. Ein bisschen mehr vom Farbreichtum der Kulisse hätte auch dem Drehbuch gut getan. Der Sound, der dies alles begleitet, könnte passender kaum sein. Die "Goblins" zeichneten sich seinerzeit hierfür verantwortlich, fraglich, ob ich je wieder etwas von ihnen hören werde, zu Suspiria haben sie jedenfalls einen entscheidenden Teil zur unheimlichen Stimmung beigetragen.

Fazit

Sicherlich entsprechen nicht alle Ängste mehr dem heutigen Zeitgeist. So wie sich Gesellschaften entwickeln, verändern sich auch ihre Ängste. Selbstredend ist wohl auch, das der Goreanteil sehr viel geringer ist und der Darstellung nackten Fleisches klare Grenzen auferlegt wurden. Dennoch möchte ich diese Produktion auch Filmneulingen oder jedem, der sogenannten "Klassikern" abgeneigt ist, ans Herz legen. Suspiria ist zwar älteren Datums aber noch nicht eingestaubt. Ich freue mich jedenfalls, diese "Bildungslücke" geschlossen zu haben.
Frank

22.11.2008, 22:16


Review

von Herr_Kees
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Ein Film wie ein wunderschöner Alptraum; ein Rausch aus starken Primärfarben und eindringlicher Musik, über den man die schlechten Schauspieler, die unsinnige Story und das unechte Blut gerne ignoriert.
Herr_Kees

27.09.2012, 10:04


Der feinste Alptraum, den das europäische Horrorkino je in Farbe tauchte

von Leimbacher-Mario
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Es gibt genug Gründe, "Suspiria" nicht zu mögen... doch (nicht nur) ich liebe ihn abgöttisch. Meiner bescheidenen Meinung nach hat Argento hier einen der besten Grusler aller Zeiten abgeliefert und wurde nie mehr besser. Das alptraumhafte Märchen über eine Ballerina, die an einer Freiburger Tanzakademie teuflischen Mächten ausgesetzt ist, kann man kaum beschreiben, muss man sehen, fühlen, wirken lassen. Vor allem die aktuelle, makellose 4K-Restauration (in voller Auflösung in Italien und bald UK verfügbar) ist eine Augenweide, die es zu huldigen gilt. Das hätte man sich als jahrelanger Verehrer nicht mehr zu träumen gewagt. Die strahlenden Farben, die goblinschen Töne, die unantastbare Atmosphäre, die meisterhaften Bildkompositionen - ein 5-Gänge-Menü des Grauens. Ein lebendiges Gemälde, das in deinen Nacken atmet. Und du genießt jeden Atemstoß.

Prachtvoll. Intuitiv. Übernatürlich schön. Außergewöhnlich gefährlich. Wir ein farbenfroher Mix aus "Shining", "Black Swan" und einem psychedelischen Jackson Pollock. Mit einem genialen Goblin-Score für den Vorhof zur Hölle. Die Figuren sind flach, die Geschichte seicht und das Ergebnis trotzdem magisch. Magie eines horroraffinen Satans. Näher an einem Kunstwerk als an einem Horrorfilm. Ein schwerer Herausforderer für den Titel der hübschesten Hexengeschichte aller Zeiten. Hochgenuss, Hochspannung, hohe Schule. Traumatisch und traumhaft. Er wird seine hypnotische Wirkung auf mich nie verlieren. Das hätte Hollywood so nie auf die Beine stellen können. Ein Horrorhappen, den man aus etlichen Gründen nicht zu früh sehen sollte und mit dem sich Argento unsterblich gemacht hat. Der Grund, warum ich einen großen Bogen um Freiburg fahre. Hier ließ der italienische Meisterregisseur alles zusammenfließen, was er in Petto hatte. Blut leuchtete nie mehr so rot, eine Tanzschule war nie mehr so grauenhaft. Darum ist Horror mein liebstes Genre.

Fazit: Argento auf seinem unnachahmlichen Höhepunkt. "Suspiria" ist pure Horrorkunst und ein Meilenstein des Genres, nicht nur für europäische Gefilde. Surreal, wunderschön, gruselig. Ein Traum mit Alp davor. Von der Architektur bis zur verträumten Jessica Harper, ein Zungenschnalzer! In meiner Horror-Top 5, Dead or Alive. Perfekt unperfekt!
Leimbacher-Mario

02.11.2017, 11:48




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