crazy

Tetsuo: The Bullet Man

Überholt

von D.S.
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Wer sich einen "Tetsuo"-Film ansieht, erwartet weniger eine groß angelegte Story als vielmehr ein groß angelegtes Feuerwerk aus Bildern, Geräuschen und generell halluzinatorischem Wahn. Leider scheint Regisseur Tsukamoto das beim dritten Teil seines Mensch-Machinen-Zyklus anders gesehen zu haben. Denn "Bullet Man" legt viel Wert auf seine - nichtsdestoweniger dünne - Story, packt sogar den Erklärbär aus und erläutert die dürftige Handlung und ihre Hintergründe ungefähr drei Mal von vorne bis hinten.

Dafür vergisst er jedoch die allgemeine Entwicklung der Sehgewohnheiten und präsentiert uns audiovisuell im Wesentlichen nichts anderes als in den beiden "Tetsuo"-Teilen davor. Nur: was vor 20 Jahren noch durchaus extrem verstörend gewirkt haben dürfte, ist heute schlicht nichts Besonderes mehr. Stakkatohafte Schnitte zwischen überladenen Bild-Montagen/Collagen zu dröhnendem Industrial-Sound sind spätestens seit Aphex Twin anerkanntes Kulturgut, eine bahnbrechende Stahl-Psycho-Phantasie müsste heute anders aussehen.

Der Bizarrheitsgrad ist also deutlich geschrumpft, Spaß macht "Bullet Man" trotzdem. Denn er ist laut, schräg, krank und konsequent. Wenn auch eben bei weitem nicht so außergewöhnlich und atemberaubend, wie er sein könnte. Oder vielleicht sogar müsste, um die Gelegenheitsgucker zu befriedigen, die sich in den Film verirren... tatsächlich verbleibt er gerade noch konventionell genug, um Logikfragen aufzuwerfen, misst seiner Geschichte zu viel und seinen Effekten zu wenig Raum bei, um normale Maßstäbe ganz zu überwinden. Jedenfalls nach Filmen wie "Meatball Machine" usw., die ihm handwerklich zwar nicht ansatzweise das Wasser reichen können, ihn in Sachen Durchgeknalltheit aber fast schon überholt erscheinen lassen.

Naja, für weitgehende Verständnislosigkeit im Publikum reicht es immer noch, als sich Hauptfigur Anthony zu tosendem Soundtrack und rasenden Bildern in eine fiese Kombination aus Fleisch, Metall und Insekt verwandelt, die Cronenbergsche Visionen wie Kindergarten erscheinen lässt. Zumindest so lange, bis halt Freund Erklärbär kommt und uns erläutert, worum es geht: ein Bösewicht weiß um die düsteren Familiengeheimnisse unseres Protagonisten und will Reaktionen provozieren, um sein gar eigen Ziel zu erreichen. Dafür macht er vor nichts halt, ich an dieser Stelle allerdings schon. Denn die Story macht den Film, wie erwähnt, nicht besser.

Insgesamt ist "Tetsuo: The Bullet Man" einfach ein ganzes Stück zu brav geraten, wovon schon die Verpflichtung der Nine Inch Nails als Songschreiber zeugt. Trotzdem ein intensiveres, lauteres Erlebnis als 80% der sonstigen FFF-Filme, deshalb auch eine kleine Empfehlung. Aber leider eben bei weitem nicht der Mindfuck, den man sich hatte erhoffen können. 6 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt

27.08.2010, 04:57


Ich geb mir die Kugel

von Bassprofessor
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Was haben wir denn hier? Eine Geschichte, die mit all ihren Intrigen und familiären Irrungen und Wirrungen kaum eine Briefmarke zu füllen vermag und dazwischen...Lärm, Gewackel und nochmals Lärm.

Ein nahezu unglaubliches Gewitter an Bilderfolgen und Industrialsounds prasselt auf einen ein und machen aufmerksames Zusehen schwer. Action gab es, zumindest kann man das bei all den verwackelten Staccatobildern vermuten. Ob ich mich an einzelne Szenen erinnern kann? Nein! Dafür sah alles zu gleich aus und war zu schnell wieder weg.

Als japanisches Industrialkino gerade noch ausreichend.
Bassprofessor
sah diesen Film im Cinecitta' 3, Nürnberg

14.09.2010, 02:19




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