Apocalypse mal andersvon Fex | Permalink |
Endzeitthriller, der sich wohltuend vom Üblichen abhebt. Hier geht es nicht um die Zeit nach der Apokalypse, sondern um die wenigen verbleibenden Stunden davor. Die Ursache dafür wird eigentlich nicht näher erläutert, aber die Menschen im australischen Perth und Umgebung bereiten sich - jeder auf seine Weise - auf das Ende vor. Dies wird auch optisch passend und überzeugend in Szene gesetzt. Sämtliche Regeln und bisherige zwischenmenschliche Verhaltensweisen sind außer Kraft gesetzt, jeder tut was er will, es wird entsprechend gefährlich. Der Hauptdarsteller, eine Figur, die bisher sich wenig um andere geschert hat, rettet mehr widerwillig ein kleines Mädchen vor ihren Vergewaltigern. Das sich daraus im weitesten Sinne entwickelnde Roadmovie mit einigen passenden Härten an den richtigen Stellen weiß durch klasse Schauspieler und ein klasse Drehbuch mit stets nachvollziehbarem Handlungsverlauf zu überzeugen. Es wird schnell zu einem ergreifenden Geschehen mit viel Empathie für die Figuren, das aber trotzdem niemals ins Kitschige abdriftet und einen schnell in seinen Bann zieht, da bis auf den unausweichlichen Schluss immer vieles möglich zu sein scheint, was als nächstes passieren kann. Bisher einer der besten Filme auf dem diesjährigen FFF. | |
Fex sah diesen Film im Cinemaxx, Berlin | 03.09.2014, 03:43 |
Wer hat an der Uhr gedreht?von Janina Himmen | Permalink |
Die letzten Stunden... wie würde man sie verbringen, wenn ein Asteroid die Erde getroffen hätte, und man wüsste, dass bald durch die Folgen des Einschlags alles Leben ausgelöscht wird? Eine beliebte Frage, um tiefschürfende Psycho-Diskussionen in Gang zu setzen. Dieser Film zeigt uns, wie es sein könnte. Nach der ersten Panik beschließen manche, die letzten Stunden möglichst auszukosten und Spaß zu haben. Andere laufen Amok und tun all das, was eigentlich verboten ist. Und wieder andere wollen ihrem Leben lieber selber ein Ende setzen als auf den Tod zu warten. THESE FINAL HOURS folgt einem Mann, der sich anfangs noch sehr egoistisch verhält. Kein Sympathieträger, nein. Aber dann rettet er ein kleines Mädchen, um das er sich fortan kümmert, damit sie ihren Vater vor dem Weltuntergang wiederfindet. Hach, ist es nicht wunderwunderschön, wenn sich Mistkerle, die eigentlich unter Schock stehen und panisch sein müssten, in den letzten Stunden der Erde charakterlich wandeln können? Wirklich überzeugt hat mich der Film, was das angeht, nicht. Dass er dem Mädchen hilft ist eine Sache, das kam noch halbwegs glaubwürdig rüber. Die beiden funktionieren zusammen sehr gut. Die andere Geschichte... nicht wirklich, tut mir leid. Vielleicht, weil das alles die meiste Zeit sehr weit weg wirkt. Und der Mann ist wegen dem, was er treibt, einfach viel zu unsympathisch, um Mitgefühl mit ihm zu haben. Ziemlich deprimierend ist der Film auf jeden Fall. Der Typ hat so oder so versagt, da hilft späte Reue wenig. Die "es ist nie zu spät, sich zu ändern"-Botschaft erhält einen äußerst bitteren Beigeschmack dadurch, dass es eben in diesem Fall doch ganz gewaltig zu spät sein kann. Aber deprimierend muss natürlich nicht schlecht sein. Ich fand den Film insgesamt ganz okay. Und bis zuletzt fragt man sich, ob es wirklich dazu kommt, dass alle sterben? | |
Janina Himmen sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt - Original-Review | 08.09.2014, 02:45 |
The End of the World as we know itvon D.S. | Permalink |
Das Ende der Welt ist da – diesmal aber wirklich: Amerika und Westeuropa sind bereits ausgelöscht, nur noch zwölf Stunden bleiben Australien. Was macht man mit seinem Abschiedstag? Für Muskelpaket James ist die Sache klar: Es ist Zeit fürs Fremdgehen und dann die Party aller Partys, einen Kater gibt’s ja nicht mehr zu befürchten. Im Auto unterwegs Richtung finaler Rausch durch das im Chaos versinkende Perth trifft er jedoch auf die kleine Rose und rettet sie, eher widerwillig, vor Kinderschändern. Das war’s dann mit den Exzess-Plänen, denn von nun an hat er das Mädchen am Hals. Wird er in seinen letzten Stunden endlich etwas über Verantwortung lernen? Klingt nach gefährlichem Kitschpotential, und das wird bedauerlicherweise in weiten Teilen auch entfaltet. Zwar niemals derart plump, als dass man sich wie in einem Hollywoodstreifen fühlen würde, aber nicht nur der bittersüß hochdramatische Score spricht dennoch eine klare Sprache: Die "richtige" Lebenseinstellung, die Bedeutung von Moral und wahren Werten wird einem hier auch durch die Zeichnung der Figuren und die präsentierten Konsequenzen ihres Verhaltens mit deutlich ausgestrecktem Zeigefinger penetrant vor Augen gehalten. Was den Eindruck unangenehmer Korrektheit und teilweiser Moralinsäure von THESE FINAL HOURS zum Glück einigermaßen abschwächt und den Film als Ganzes dann doch halbwegs sehenswert macht, ist seine realistisch apokalyptische Grundstimmung. Hier gibt es keinen Ausweg mehr, keine Hoffnung, keine Halbheiten. In deinen letzten zwölf Stunden bist du der, der du wirklich bist; und wenn man auch in einer solchen Situation im echten Leben wohl noch ein wenig mehr generelles Chaos, Zerstörung und Niedertracht erwarten würde, so bietet die Handlung doch definitiv einige niederschmetternd deprimierende, desillusioniert daherkommende Momente. Ihr größtes Manko ist aber wohl die Zeichnung der Hauptfigur. Sicher, ein echter Sympath ist der Typ anfangs nicht. Aber letztendlich wirkt er (zumindest unterschwellig) vom Start weg viel zu nett oder zumindest mit einem unverkennbaren weichen Kern unter der Macker-Hülle ausgestattet. Als zynisches Arschloch nimmt man ihn nie wirklich wahr – und darum ist sein Wandlungsprozess nicht ansatzweise so überraschend oder eindrucksvoll, wie er sein müsste, um dem thematischen Mittelpunkt des Films genügend Kraft zu verleihen. Auf der Habenseite gibt es dafür eine wohltuende Konsequenz zu verzeichnen. Von der grundlegenden "lieben" Botschaft einmal abgesehen, werden hier keine Gefangenen gemacht, und einige Szenen sind emotional tatsächlich recht schmerzhaft. Zudem zwingt einen der Film förmlich dazu sich zu fragen, was man selbst eigentlich mit seinen letzten Stunden anfangen würde. Und damit zur Auseinandersetzung mit hochinteressanten Themen. Als Apokalypsendrama mit mehr Drama- als Apokalypsenanteil, positiver Message und negativen Bildern ist THESE FINAL HOURS daher insgesamt durchaus brauchbar. Mir persönlich aller hoffnungslosen Stimmung zum Trotz aber zu süßlich, auch wenn das widersprüchlich klingt; und aller Souveränität der Inszenierung zum Trotz letztendlich nicht fesselnd genug. Deshalb von mir nur 5,5 Punkte. Weltuntergangsfans vergeben mehr. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 08.09.2014, 05:44 |
The Rover hatte das Aussehen, dieser Film hat das Herzvon ArthurA | Permalink |
Nach dem Eröffnungsfilm The Rover erwartete die Zuschauer ein weiterer Endzeit-Streifen aus Down Under. Doch während der Festival-Opener nach der Apokalypse spielte, findet die Handlung von These Final Hours, wie der Titel besagt, unmittelbar davor statt. Ein Überleben ist diesmal auch sehr unwahrscheinlich, denn nach einem Asteroiden-Einschlag im europäischen Raum fegt eine alles verschlingende Feuerwand über die gesamte Welt hinweg und nimmt dabei alles Leben mit. Für Perth an der australischen Westküste verbleiben nur noch 12 Stunden. Was macht man, wenn man weiß, dass der Countdown zum eigenen Tod läuft? Freddy (Daniel Henshall) möchte nur noch zu einer großen Fete, sich zudröhnen und nichts spüren, wenn das Ende kommt. Dass er dafür seine Affäre Zoe (Jessica De Gouw), die ihm soeben offenbart hat, dass sie von ihm schwanger ist, alleine lässt, kümmert ihn auch wenig. Unterwegs zur Party lässt er sich jedoch zu einer guten Tat hinreißen und rettet die junge Rose (Angourie Rice) aus den Händen von zwei Pädophilen. Jetzt hat er das kleine Mädel am Hals, die unbedingt vor dem Ende ihren Vater wiederfinden möchte. In den letzten Stunden der Welt muss Freddy sich entscheiden, was für ein Mensch er wirklich ist. Obwohl The Rover und These Final Hours als zwei australische Endzeit-Filme beim FFF zwangsläufig miteinander verglichen werden, sind die beiden Filme eigentlich ziemliche Gegensätze. Was These Final Hours an überragenden Darstellerleistungen und einer meisterhaften Regie mangelt, macht der Film mit dem Herz wieder wett, das in The Rover gänzlich fehlte. Ja, These Final Hours ist, trotz teilweise erschreckender Bilder von Verzweiflung und Anarchie angesichts des Weltuntergangs, kitschig. Die Musik und die sonnengetränkten Bilder sorgen dafür, beim Zuschauer möglichst auf die Tränendrüse zu drücken. Doch dank eines tollen Zusammenspiels zwischen Daniel Henshall und Angourie Rice funktioniert es auch und die Gefühle fühlen sich echt an. Von der Beziehung zwischen Henshalls Figur und seiner Geliebten kann man das eigentlich nicht sagen, denn diese wird einfach zu kurz angerissen und Freddy steht nicht wirklich als Sympathieträger da. Sein Charakterwandel vollzieht sich auch zu schnell und schemenhaft, doch zumindest in den Szenen mit dem Mädchen verzeiht man es dem Film. Letztlich ist These Final Hours ein Film, der auf emotionaler Ebene funktioniert, obwohl er stellenweise offensichtlich manipulativ vorgeht, während The Rover einen zwar relativ kalt lässt, aber gleichzeitig visuell deutlich mehr beeindruckt. Eine Mischung aus den Stärken beider Filme hätte wahrscheinlich ein grandioses Endzeit-Epos ergeben. So haben wir “nur” zwei gute Filme. | |
ArthurA sah diesen Film im Cinedom, Köln - Original-Review | 24.09.2014, 03:04 |
...and I feel finevon Herr_Kees | Permalink |
Einfache Moralgeschichte im Rahmen eines glaubhaften und gleichermaßen traurigen wie versöhnlichen Endzeit-Szenarios, gut inszeniert und gefilmt, intensiv gespielt, spannend, packend und berührend. Aktuell soll aus dem Stoff eine TV-Serie entwickelt werden. Es gibt schlechtere Ideen. | |
Herr_Kees | 27.04.2015, 09:17 |
Als gäbe es kein Morgen mehrvon Leimbacher-Mario | Permalink |
"These Final Hours" ist ein australischer Film über den Weltuntergang durch einen Meteoriteneinschlag... wieder einmal? Nein, dieser sträflich unterschätzte Endzeitthriller ist anders. Ihn in einem Atemzug mit "2012" oder "San Andreas" zu nennen, würde fast einer Beleidigung gleichen. Hier hat ein Mann in Australien noch 12 Stunden Zeit, bis die unüberwindliche Feuerwand auch seinen, den letzten Kontinent unserer Welt überfliegt und alles Leben mit sich reißt. Was also tun, wenn man dem Tod geweiht ist? Party, Drogen, Sex? Oder doch endlich mal etwas Gutes tun und besser spät als nie seinen Platz auf diesem brennenden Planeten finden? Dieser Aussie-Tiefflieger bietet philosophische Fragen, ein intensives Was-würdest-du-tun?-Szenario und vor allem packende Gefühle. Dabei meine ich nicht nur die unbeschreiblichen letzten Momente, sondern den gesamten Selbstfindungsroadtrip zuvor. Unvorhersehbar ist zwar anders und man muss sich schon etwas manipulieren lassen, doch das Ding funktioniert von der ersten bis zur letzten Sekunde. Einer der besten Weltuntergänge, die ich seit langem gesehen habe. Gott und Hades wären gleichermaßen stolz. Die letzten Momente stehlen zwar nochmal jedem Hollywood-Big Budget-Schmarn die Show und bleiben unvergessen, doch die vorherige innerliche Reise der hervorragend verkörperten Hauptfigur und der Zerfall unserer Welt bleiben noch eher hängen. Einfach stark, kurzweilig, kraftvoll! Fazit: Spannend, emotional, menschlich - "These Final Hours" ist eine der größten kleinen Apokalypsen, die seit der Jahrtausendwende auf Film gebannt wurden. Außer "Melancholia" fällt mir auf diesem Level nichts ein. Hollywood geht dagegen klanglos unter. | |
Leimbacher-Mario | 10.11.2017, 01:12 |
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