Reviewvon Tweek | Permalink |
Kurz belichtet: Nee, wirklich warm werde ich mit diesem Film nicht. Ist es jetzt eine ernstgemeinte Psychostudie einer gestörten, sozial inkompatiblen Seele oder doch eine gallige Satire? Meist erinnert es mich an eine derbe Ausgabe nachmittäglicher TV-Dokusoaps. Es beginnt belanglos und dann hört es nach etwa 70 Minuten fast unvermittelt wieder auf. Absurde Dialoge wechseln mit gewaltarmen Mini-Schocks, die weder überdreht komisch noch tief verstörend sind. Das Tempo schleicht gemächlich, Sympathien werden kaum aufgebaut, der Video-Look lässt mich kalt. Das eigentliche Serienkiller-Motiv wird nur am Rande thematisiert. Fazit: Einfach nicht mein Fall. Dann schau ich mir doch lieber noch mal "Henry" oder sogar "Mr. Brooks" an. | |
Tweek | 25.07.2010, 21:34 |
Zielloser Wahnvon D.S. | Permalink |
Tony ist ein Geek. Ein Vollblut-Loser. Und mit seiner verunglückten Frisur, dem unglaublichen Schnurrbart und der dicken Brille ein ziemlich hässlicher noch dazu. Seit 20 Jahren arbeitslos und arbeitsunwillig, lebt er im Londoner Sozialbau-Ghetto vor sich hin. Wandert planlos durch die Straßen, lebt in seiner stinkenden Wohnung sein Faible für 80er-Jahre-Actionschinken aus - nur auf VHS, DVD-Player ist nicht -, ist in seiner sexuellen Orientierung offenbar alles andere als festgelegt und bringt zwischendurch hin und wieder jemanden um. Wie es sich halt ergibt, geplant scheint bei ihm nichts. Man könnte "Tony" als Parabel auf soziale Vereinsamung lesen, denn die Hauptfigur ist trotz erstaunlich zahlreicher Kontakte zu anderen Menschen fast vollkommen unfähig, mit ihnen - oder auch mit den gesellschaftlichen Normen generell - umzugehen. Ein Soziopath erster Güte, ist er einfach da, ist seelisch allein und betrachtet andere mit einer Mischung aus Faszination, Angewidertheit, Hilflosigkeit und Irritation. Er tut nicht besonders viel: Filme gucken, in den Pub gehen, herumlaufen, Leute umbringen, Filmzitate herunterrasseln. Und in allem, was er tut, wirkt er überwältigend ziellos. Das trifft aber leider auch auf den Film selbst zu: zwar mit einem tollen Soundtrack (von TheThe) und einem, hmm, interessanten Hauptdarsteller gesegnet, hat er jedoch kaum dramaturgische Höhepunkte aufzuweisen. In seiner Inszenierung ähnelt er tatsächlich des Öfteren einer Dokumentation, bleibt sehr distanziert, farblos und im Tempo gemächlich. Verstörend wirkt er dabei leider kaum, zu wenig Sympathie für irgendeinen Charakter oder auch nur Interesse an den Beweggründen der Titelfigur vermögen sich einzustellen. Im Gegensatz etwa zum stilistisch ähnlichen "Henry" schaffen es auch die Morde kaum, den Betrachter aus einer sich langsam einschleichenden Lethargie zu reißen. Schließlich sind sie genauso distanziert inszeniert wie der Rest des Films, schließlich verbleibt der Protagonist hierbei genau unemotional wie ansonsten auch. So hat man stellenweise das Gefühl, einem Laborversuch zuzusehen, einer nüchternen Betrachtung eines Lebens, das auf unauffälligste Art und Weise komplett aus den Fugen geraten ist und dem Dasein von sich selbst und allen anderen nicht den geringsten Wert beizumessen scheint. Das ist in abstrakter Weise durchaus interessant, lässt einen aber ein Stück weit zu kalt, um wirklich zu beeindrucken. Deshalb nur 5 von 10 Punkten - und eine Warnung an alle, die der englischen Sprache nicht zu 100% mächtig sind: die Dialekte sind hier teilweise enorm schwer zu verstehen. Die britische DVD kommt mit Untertiteln und dem Vorgänger-Kurzfilm gleichen Namens von 2005, auf dem "Tony" basiert. | |
D.S. | 08.08.2010, 02:39 |
Etwas unbeholfenvon FFFler | Permalink |
Bei der titelgebenden Person handelt es sich um einen vereinsamten Mann, der außer seinen B-Movie-Action-Filmen nur wenig Freude in seinem Leben findet ... sieht man natürlich davon ab, dass er regelmäßig Leute in seine Wohnung lockt und zerstückelt. Der Film ist dabei extrem ruhig geraten und mehr Sozialstudie als Horrorfilm. Trotz des hervorragenden Hauptdarstellers und der atmosphärischen Musik will das Ganze doch nicht so wirklich zünden und hat einige größere Logiklöcher am Start. Auch die für meinen Geschmack etwas zu sterile Inszenierung war dem Ganzen nicht unbedingt förderlich. Für Dauerkarteninhaber sicherlich ok, wenn zeitglich nichts Besseres läuft, aber nichts, was man unbedingt gesehen haben müsste. | |
FFFler sah diesen Film im Cinestar 7, Berlin | 22.08.2010, 11:16 |
Reviewvon Francis | Permalink |
Arthouse-Horror als sozialkritisches Werk - so kann man den Film ganz gut beschreiben. Tony ist ein einsamer Mann. Er hat weder Freunde oder Haustiere noch einen Job. Er streift durch die Gegend oder schaut sich alte Action-Videos an. Sein Hemdkragen ist so schmutzig, dass man froh ist, noch kein Geruchskino zu haben. Er ist ein Typ, der einen zum vorzeitigen Aussteigen aus der U-Bahn veranlassen würde, nur um nicht neben ihm zu stehen. Und bloß nicht anschauen - sonst quatscht er einen noch an. Und das ist ja eigentlich schon das tragische an der Sache - wenige interessieren sich für ihn und die paar Junkies, die er dann doch zu sich nach Hause einlädt, meinen es auch nicht ernst. Dumm, dass in Tony eine zweite - brutale - Seele wohnt und er sich so dauerhaft Gesellschaft verschafft - auch wenn die letztlich ein bisschen müffelt. | |
Francis sah diesen Film im Cinestar 7, Berlin - Original-Review | 24.08.2010, 22:47 |
I like to watchvon Herr_Kees | Permalink |
Triste Sozialstudie eines verstörten einsamen Mannes – atmosphärisch gelungen, überzeugend deprimierend gespielt, jedoch weder formal noch inhaltlich in irgendeiner Form neu, interessant oder relevant. Ein dezenter feel-bad-film für alle, die so etwas brauchen. | |
Herr_Kees | 30.05.2016, 11:53 |
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