It runs in the familyvon Michaela | Permalink |
Owen, ein recht gut aussehender Typ, ist ein echtes Arschloch, das allerdings mit ziemlichen Problemen belastet ist, wie sich im Laufe des Films herausstellt. Warum seine Freundin noch mit ihm zusammen ist, wundert einen schon. Der Film beginnt erst mal mit der Charakterzeichnung, hauptsächlich von Owen. Woher er seine freche Schnauze hat, weiß man, wenn man seine Granny kennenlernt. Die Freundin will natürlich mehr als nur eine lose Beziehung und möchte Owens Familie kennenlernen, bzw. was davon noch übrig ist, nämlich Granny Violet und Pearl, seine Schwester. Gesagt, getan, Owens Familiengeschichte kommt ans Licht, nämlich dass seine Eltern bei einem Brand umgekommen sind und seine Schwester bei eben diesem Brand entstellt wurde. Owen verließ Granny und Schwesterlein und hat deswegen und wegen des Todes seiner Eltern große Schuldgefühle. Er sieht diesem Familientreffen also mit gemischten Gefühlen entgegen. Und auch Granny Violet scheint nicht sehr begeistert zu sein, sie wird sich mit dieser Unannehmlichkeit wohl abfinden müssen. Auftritt Fionnula Flannagan als Granny Violet, die diesen Film absolut sehenswert macht und vom Mittelmaß rausreißt. Was aus dem Mund dieser Frau rauskommt, Mann Mann Mann, da traut man seinen eigenen Ohren nicht. Annalynn McCord beweist auch in diesem Film Mut zur Hässlichkeit (wie auch schon in Excision). Hatte mir unter "Trash Fire" was anderes vorgestellt, der Anfang ist ja eher Pärchen-Drama, zwar mit erfrischenden Dialogen und absurden Szenen, aber eher ruhig. Mit Granny Violet kommt aber dann doch noch mal etwas mehr Fahrt auf, sodass man letzten Endes recht gut unterhalten wird. Allerdings, wie ich finde, nicht unbedingt auf Trash-Niveau (was ich halt bei dem Titel vermutet hatte). | |
Michaela sah diesen Film im Cinemaxx, München | 27.08.2016, 11:42 |
Familienduellvon Lovecraft | Permalink |
Isabel lebt mit ihrem schwer neurotischen Freund Owen zusammen. Als sie, trotz dessen anfänglich strikter Weigerung, seine restliche Familie kennenlernt, die tiefst religiöse, hinterhältige Omi und die durch ein Feuer entstellte Schwester, muss sie erkennen, dass diese noch viel weniger Latten am Zaun haben. Mit schrecklichen Konsequenzen. Makabres, schwarzhumoriges Familiendrama mit ganz leichten Horroreinschüben: Aus meiner Sicht ist der Titel „Trash Fire“ nicht nur unglücklich gewählt, sondern auch letztlich irreführend. Von wenigen Ausnahmen mal abgesehen, findet hier das Feuerwerk meist nur in den bösen Dialogen statt und zum Glück gar nicht auf Trashniveau. Regisseur Richard Bates jr., der vor Jahren mit „Excision“ begeisterte, muss von seiner Kindheit restlos traumatisiert sein. Nur so lassen sich derart abgründige und tiefschwarze (nicht ausschließlich) verbale Familienmassaker erklären. Auch die Kirche kriegt wieder einmal ihr Fett ab. Hauptdarsteller Adrian Grenier leistet Schwerstarbeit, die Wandlung seines Charakters vom Mistkerl zum Sympathieträger zu verkörpern, wird aber trotzdem von Fionnula Flannagan und AnnaLynne McCord an die Wand gespielt. Dialoge wie Rasierklingen. Furchtbar fies, furchtbar unterhaltsam. | |
Lovecraft sah diesen Film im Cinestar, Berlin | 01.09.2016, 12:23 |
Subtili-was?von D.S. | Permalink |
Weniger ist bekanntlich manchmal mehr, und das gilt aus meiner Sicht speziell auch für die Filme von Richard Bates Jr.: Weniger Holzhammer in der Figurenzeichnung und weniger Plumpheit in der Dramaturgie hätten aus EXCISION ein kleines Meisterwerk und aus TRASH FIRE (und ebenso aus SUBURBAN GOTHIC) zumindest ein kleines Highlight machen können. Subtilität ist aber offensichtlich nicht seine Sache: Wie schon bei den Vorgängern sind hier fast alle Figuren geradezu grotesk überzeichnet, und die Moral von der Geschicht’ wird uns derart brachial eingeprügelt, dass für eigene Deutungen oder gar Erkenntnisse definitiv überhaupt kein Raum mehr bleibt. Und fürs Mitfühlen mit den Protagonisten der dramatisch bösen Geschehnisse auch nicht. Sei’s drum, betrachten wir die Handlung eben weniger als Story und mehr als Statement: das sitzt dann schon einigermaßen. Nun können sarkastische Abrechnungen mit religiösen Fanatikern und Familienidyllgläubigen das durchschnittliche Midwest-US-Publikum sicher mehr schockieren als den hiesigen Festivalgänger, Schadenfreude ob der Bloßstellung ignoranter Intoleranz und der Lächerlichmachung bigotter Konservativer kann aber auch etwas Befreiendes, Schönes sein – und die stellt sich hier durchaus ein, wenn das Großmuttermonster (Fionnula Flanagan, THE GUARD) alle Schranken fallen lässt und ihren Enkel Owen (Adrian Grenier, ENTOURAGE) und seine Partnerin Isabel (Angela Trimbur, THE FINAL GIRLS) ihren Hass auf alles spüren lässt, das kein Televangelist-Sermon ist. Bis zum – ähnlich wie bei EXCISION – auf maximalen Schockwert ausgelegten Finale passiert in TRASH FIRE, abgesehen von Beleidigungen und Verachtungsbezeugungen von allen in alle Richtungen, allerdings auch nicht sonderlich viel. Die zentrale Handlungsmotivation einer Hauptfigur wird uns gegenüber dann zu Beginn des letzten Drittels auch noch explizit ausformuliert – aus unersichtlichen Gründen, denn damit ist dann jedes Überraschungs- und Spannungspotential dahin. Da die Dialoge bis auf wenige Ausnahmen zwar nicht ultrascharf, zumindest aber angenehm fies ausfallen, kann man mit TRASH FIRE als nett schwarzer Mitternachtssatire aber dennoch durchaus seinen Spaß haben. Man sollte nur nicht zu viel Tiefgang erwarten. Knappe 7 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 03.09.2016, 05:53 |
Modern Familyvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Als ob der freche Urenkel von Ernst Lubitsch ein trockenhartes Genre-/Beziehungsdrama dreht - auf Drogen & ohne Glauben in die Welt. So ähnlich kann man "Trash Fire" beschreiben, der Fans der zwei anderen, ebenfalls grandiosen Filme des Regisseurs sehr gefallen dürfte. Für mich ist er jedenfalls jetzt schon eine der ganz positiven Ausschläge des Fantasy Filmfests 2016. Kurz seine Story & besondere Atmosphäre zu beschreiben, ist schwer ohne Spoiler, allerdings ist er dialoglastig, witzig & hart zugleich. Zum Glück reden die Darsteller extrem klar, denn Nuschler wären hier wohl ein Todesurteil gewesen. Er ist ein unverschämtes, unverblümtes Beziehungsdrama über ein ziemlich marodes Paar, die dann auch noch zu seiner mysteriösen Restfamilie fahren & ihr blutiges Wunder erleben... Die geschliffenen Dialoge. Die tolle Mischung an schonungslosen Darstellern. Eine besondere, direkte Kamera. Die Story, bei der man nie den nächsten Schritt erahnt. Eigentlich stimmt hier alles. Bis auf das Ziel bzw. die Intention des Ganzen, wo außer der harten Religions- oder eher Kirchenkritik wenig hängenbleibt. Sex, Religion, Familie - ein teuflisches Konglomerat. Da werden die eigenen Familienzusammenkünfte doch gleich wesentlich erträglicher & normaler. Das Script & die gezeichneten Charaktere sind absolut schonungslos, offen, brutal, pervers. Eher ein Feuerwerk als ein Feuer. Trash ist hier natürlich nichts. Bis auf die komplette Charakterriege, die alle irgendwie einen Schuss weg haben & die man als menschlichen Müll bezeichnen könnte. Genial anzusehen & zuzuhören, wie sie sich gegenseitig niederschmettern. Vor allem Fionnula Flannigan spielt die Großmutter des Todes wirklich teuflisch, zynisch, tiefböse. Aber auch Entourage-Kopf Adrien Grenier & die mal wieder hässlich geschminkte AnnaLynne McCord steuern Höchstleistungen bei. Die Kamera ist ungewöhnlich & spricht einen oft mit ihren Gegenüber-Einstellungen direkt an, gegen Ende lässt der Film sogar seinen vielen genialen Dialogen Taten folgen & wird härter. Das Finale hat Schockpotential, doch über seine Abruptheit & wie gesagt fehlende Auflösung/Ziel kann man streiten. Mir war das etwas zu offen. "Trash Fire" kann man genretechnisch kaum einordnen & das ist gut so. Ein schamloses Zwitterwesen aus schwarzer Komödie & Familienhorror. Seinen Stil behält Bates Jr. weiterhin bei & er macht hippe, schwere & fast schon deprimierende Filme. Nochmal: das Ende hat es in sich! Der ganze Film liegt schwer im Magen, was man bei solch leichten, frechen & witzigen Dialogen erst mal schaffen muss. Fazit: im Sinne des Films, Let’s talk Klartext: Richard Bates Jr. hat’s schon wieder getan & ein höllisches Feuerwerk abgeliefert! Fast so gut wie "Excision" & nachhaltig beeindruckend, sowohl was das Script, den Humor als auch seinen unverschämten Schock betrifft! | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 04.09.2016, 02:05 |
Excision-Regisseur Richard Bates Jr. zeigt weiterhin Potenzialvon ArthurA | Permalink |
Tonal kohärenter und stimmiger als Suburban Gothic, hat Trash Fire zwar nicht den kompromisslosen Biss von Excision und geht auch nicht ganz so unter die Haut, wird jedoch auch seine Zuschauer mit einem ähnlich mulmigen Gefühl zurücklassen. Dass Trash Fire dennoch nicht mit dem Debütfilm des Regisseurs mithalten kann, liegt daran, dass Greniers blasser Charakter einfach nicht die gleiche Faszination ausübt wie AnnaLynne McCords Hobby-Chirurgin Pauline. Wer "Entourage" gesehen hat, wird vermutlich zustimmen, dass Greniers Vinnie Chase meist der am wenigsten interessante Charakter des Ensembles war und Trash Fire zeigt wieder einmal, dass es nicht (nur) daran lag, wie seine Figur geschrieben war. Fionnula Flanagan als fanatische Oma und Angela Trimbur als Sympathieträgerin entschädigen zum Teil dafür. AnnaLynne McCord ist wieder fabelhaft in der leider zu kurzen Rolle als Owens emotional gestörte Schwester. Auch Suburban-Gothic-Star Matthew Gray Gubler macht als Isabels religiöser Bruder einen guten Eindruck und ist zum Glück nicht so nervig wie im letzten Film des Regisseurs. Wie Excision bereitet auch Trash Fire sein schnell eskalierendes, schockierendes Finale langsam und zielsicher vor, doch auf dem Weg dorthin wirkt der Film zahmer und kaut eigentlich zu sehr die gleichen Themen wieder durch, um einen wirklichen Fortschritt für den Regisseur darzustellen. Richard Bates Jr. hat beachtliches Talent und ein noch größeres Potenzial, doch es ist an der Zeit, dass er sein Blickfeld ausweitet. | |
ArthurA sah diesen Film im Residenz, Köln - Original-Review | 07.09.2016, 13:07 |
The Anti Date Movievon Herr_Kees | Permalink |
Richard Bates’ Debüt EXCISION war eins der Highlights auf dem Festival 2012. Der Nachfolger SUBURBAN GOTHIC 2014 war etwas zu trashig, aber mit TRASH FIRE ist Bates zurück in Form. TRASH FIRE sprüht Gift von der ersten Minute an. Seine Dialoge sind so spitz und bösartig, dass man fast meinen könnte, Oscar Wilde hätte am Drehbuch mitgeschrieben. Die Schauspieler sind ausnahmslos voll dabei – da sitzt jeder verbale Schlagabtausch und die etwas simple Handlung wird zur Nebensache. Unter all seinem Sarkasmus hat der Film jedoch auch ein warmes Herz. Das wird insbesondere am Ende deutlich: das ist zwar schlüssig und konsequent, tut aber auch weh, da man sich nach den gut aufgelegten Bösartigkeiten doch einen anderen Ausgang gewünscht hätte. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 09.09.2016, 11:28 |
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