Kein Film für nebenbei!von Sonysonic | Permalink |
Wer sich in diesen Film begibt sollte sich nervlich auf einen Streifen gefasst machen, der keine Berührungsängste mit Themen hat die im Volksmund tabuisiert sind und mit denen der Großteil unserer Gesellschaft wenn dann in den Nachrichten oder Kriminalsendungen konfrontiert wird. Der Hauptprotagonist ist bereits seit der Kindheit thematisch stark sensibilisiert und vorbelastet und wird nun auch noch beruflich mit diesem Trauma konfrontiert. Interessant hierbei ist wie er in diesem Gewirr aus Verdächtigen, Opfern und Spuren, trotz einiger sich ihm bietenden Chancen sein Kindheitstrauma aufarbeiten (bzw. lösen) zu können, seine zuvor alleinig diesem Mysterium gewidmeten Prioritäten verschiebt und sich nun besonders durch innerliche (Selbst)Betroffenheit ausgelöste Eigeninitiative inbrünstig dem beruflichen Rätsel zuwendet. Was diesen Film besonders dramatisiert ist nicht nur die bildlich und akustisch schonungslose Konfrontation des Zuschauers, sondern die während des Filmes schleichende und sich später auch erschütternd offenbarende personifizierte Perversion. | |
Sonysonic | 31.08.2014, 23:56 |
Von Trollen und Frauen-Toxinenvon D.S. | Permalink |
Wüsste ich nicht inzwischen, dass die Romanvorlage von THE TREATMENT aus England stammt und dort spielt, würde ich jetzt wohl so was sagen wie: Eine solche Story kann ja nur aus Belgien kommen. Dem Päderasten-Paradies. Gott, wie fertig muss dieses Land sein. Denn eine derart sicke Story kann man sich ja nicht einfach so ausdenken... Tja, dem ist nicht so, das Böse ist wohl hinsichtlich seiner Ortspräferenzen deutlich flexibler. Sei’s drum, abgrundtief ist es hier allemal. Das fängt schon bei der Vor- und Hintergrundgeschichte unserer Hauptfigur an: Kommissar Nick Cafmeyer, der auch 25 Jahre später nicht wirklich verarbeitet hat, dass sein Bruder beim Cowboy-und-Indianer-Spielen von einem Pädophilen entführt wurde, dem niemals etwas nachgewiesen werden konnte, und bis heute noch verschwunden ist. Dann wird er zu einem Tatort ganz in der Nähe seiner Wohnung gerufen, und alle Erinnerungen kommen mit voller Wucht wieder hoch: Eine Familie wurde über Tage hinweg von einem Eindringling gefangengenommen, der Täter ist beim Eintreffen der Polizei mit ihrem kleinen Sohn verschwunden. Fieberhaft macht man sich auf die Suche, aber für Nick ist von Anfang an klar, dass es hier einen Bezug zur Entführung seines Bruders gibt, zu groß scheinen die Ähnlichkeiten. Ob er mit dieser Annahme recht hat, rückt jedoch bald auch für ihn in den Hintergrund angesichts der Monstrosität der aktuellen Tat, die sich Schritt für Schritt offenbart und in ihrem vollen Umfang wirklich kaum zu ertragen ist. Dabei werden die Ermittlungen von Nick und seinem engagierten Team immer komplexer – und bleiben zunächst doch fast ergebnislos. Die Hinweise sind widersprüchlich, die Untiefen des Falles schier nicht auszumessen, Spuren zum Täter nicht aufzufinden. Und es scheint, als bliebe er weiter aktiv... Hier handelt es sich um ganz schwere Kost; und wenn THE TREATMENT aufgrund seiner Inszenierung vordergründig auch an einen stinknormalen TV-Krimi erinnern mag: Eine solche bestialische, derart deprimierend düstere Geschichte kann ich mir im (deutschen) Fernsehen irgendwie nur sehr schwer vorstellen. Trotz seiner Laufzeit von über zwei Stunden langweilt der Film nicht einen Moment, im Gegenteil: mit fortschreitender Dauer wird man vom Geschehen zunehmend stärker gefesselt, denn es offenbaren sich immer mehr finstere Details, die einen kaum unberührt lassen können. Die Hintergründe und ihre Zusammenhänge sind extrem vielschichtig; die blanke Ermittlungsarbeit wechselt sich immer wieder mit Aufnahmen direkt aus dem Herzen der verschiedenen verstörenden Verbrechen ab; das Ganze entwickelt eine solche Intensität, dass es schon fast ungemütlich wird. Sehr gut gespielt, nüchtern gefilmt, durch das nur schrittweise Zusammenfügen der Story-Puzzleteile effektiv spannungssteigernd aufgebaut. Einer der emotional härtesten, schmerzhaftesten Krimis seit langem, der einen fast sprachlos zurücklässt. 7,5 von 10 Punkten. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 03.09.2014, 05:57 |
Eine harte Krimikante...von MrHenke | Permalink |
...bekommt man bei THE TREATMENT auf jeden Fall und zusammengefasst geboten! Eine schreckliche Düsterheit geht von dem Film aus...und es ist schon eine Zeit her, seit ich dieses Gefühl im Kinosessel verspürte. Durchweg ist alles hochemotional, packend und intensiv geschauspielert! Abzüge gibt es dann in der B-Note. Hier stolpert man leider doch nach ca. 60 Minuten über die eine oder andere (ärgerlich) unerklärliche Verfahrensweise und logisch sehr holprige Gegebenheit im Film. THE TREATMENT schafft es aber auch, an gewissen Grenzen filmisch mutig daher zu kommen, um den Zuschauer noch weiter in sich reinzuziehen...was bleibt, ist ein Film, den man nicht mal "...so zwischendurch" laufen lassen kann! | |
MrHenke sah diesen Film im Savoy, Hamburg | 10.09.2014, 00:34 |
A Belgian Filmvon Herr_Kees | Permalink |
Ein äußerst düsterer und durchweg überzeugend gespielter Mystery-Thriller, der insbesondere in der zweiten Hälfte mit einigen Parallelhandlungen die Spannungsschraube deutlich anzieht und für jede falsche Fährte mindestens auch eine Enthüllung präsentiert, die schlimmste Erwartungen noch übertrifft – auch wenn ein perfideres Verbrechen als Kindesmisshandlung kaum vorstellbar scheint. | |
Herr_Kees | 14.04.2015, 09:36 |
Wie ein ARD-Krimi gerne wäre...von Leimbacher-Mario | Permalink |
Warum mir das Fantasy Filmfest erst letztes Jahr so richtig aufgefallen ist, weiß ich gar nicht genau... aber es wurde definitiv Zeit nach 10 Jahren mit dem Lieblingshobby Film, erst recht Horror & Co. Und dann geht man seinen Terminkalender durch, welche Filme man denn überhaupt spontan gucken kann... und es blieb u.a. der Nachmittagstermin, an dem Die Behandlung lief. War jetzt der Beschreibung nach kein Muss, aber schlecht las sich das nicht... Aber dass mir dieser kleine, teuflische, belgische Thriller/Krimi so sehr gefallen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Hübsch anzusehen, eine ideale Stimmung, geprägt von Horror, Unsicherheit & Melancholie gleichermaßen, gute Schauspieler, mit Kindesmissbrauch ein heikles Thema - das auf der Großleinwand zu sehen, war schon ein Genuss. Wann bekommt man schon mal einen Thriller auf Fincher-Niveau zu sehen, aus einem unserer Nachbarländer, und das im Kino? Der Film handelt von einem Polizisten, der in einem mysteriösen Fall von Kindesentführung & Missbrauch einer ganzen Familie ermitteln muss. Ein Fall, der ihn an seine eigene Vergangenheit erinnert, in der sein Bruder vor seinen Augen entführt und nie wieder gefunden wurde. Und vielleicht vollendet sich ja hier der Kreis... oder es tun sich komplett neue menschliche, nur zu realistische Abgründe auf, rund um Kinderschänder-Ringe & so furchterregende Menschen, dass schnell Mystifizierungen greifen und vom Kinder essenden Troll die Rede ist, der Wände und Bäume hochklettert... De Behandeling ist vielleicht nicht so brutal und abartig wie die schlimmsten verbotenen Filme à la Serbian Film oder Human Centipede, aber er hinterlässt ähnliche Spuren auf der Seele, eher noch mehr. Er überrascht, unterhält, schockiert und stimmt nachdenklich. Zu realistisch, zu böse, zu grau das gezeigte Weltbild. Aber die Welt ist nun mal leider kein Ponyhof, eher das Gegenteil... Hier wird zwar auf extreme Gewalt verzichtet, vieles spielt sich im Kopf ab, aber dies ist bekanntlich ja oft noch eindringlicher und effektiver als Blutfontänen und Gedärme. Hier wird nicht im Schonwaschgang geschleudert und kein Blatt vor den Mund genommen - und das ist gerade bei diesem Thema auch gut so! Es gibt eine Szene, in der der Hauptdarsteller/Kommissar alleine auf seinem Bett sitzt und einen Brief vom möglichen pädophilen Entführer seines Bruders liest und dieser dabei scheinbar direkt hinter ihm auftaucht, in Nahaufnahme, und den Brief weiter liest... Gänsehaut pur! Fazit: besser als jeder Tatort, teilweise mit der Niederträchtigkeit in Richtung Finchers "Sieben"... trocken, humorlos, harter Tobak! | |
Leimbacher-Mario | 14.04.2016, 14:05 |
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