I am the Walruss.von Alexander | Permalink |
Der Cineasten vor allem für sein Frühwerk „Clerks“ bekannte Regisseur Kevin Smith liefert mit „Tusk“ einen Film ab, der auf mich wirkte, als hätten sich die Coen-Brüder an einer Neuverfilmung von „The Human Centipede“ versucht. Die stärksten Momente hat „Tusk“ in seinen zahlreichen, grotesk überzeichneten Dialogen und Monologen mit wunderbar verrückten Figuren, die mich mehrmals laut zum Lachen gebracht haben und an manchen Stellen fast wirken wie Szenen aus „South Park“. Eine Comedy ist der Film allerdings ganz bestimmt nicht, dafür ist die Story wiederum zu krank und unlustig. Der „Horror“ wird hier allerdings extrem skurril und schräg in Szene gesetzt und der Film schafft den Drahtseilakt zwischen B-Horror und Groteske auf eine wunderbar erfrischende Art und Weise. Gerade sein subtiler, eigenartiger Humor hebt den Film über den Durchschnitt, dürfte beim Mainstreampublikum aber vielleicht für Kopfschütteln gepaart mit Unverständnis sorgen und wohl auch Grund dafür gewesen sein, dass der Film in den USA mehr oder weniger floppte. Das einzige, was ich dem Film ein wenig übel nehmen wollte war, dass der sich geradezu zwanghaft in den Geist drängende Beatles-Song „I am the walrus“ nicht für den Soundtrack genutzt wurde. Aber sowas wäre dann vielleicht auch nicht subtil genug für „Tusk“ gewesen. Kein Meisterwerk, aber eine kleine Perle im ansonsten eher trüben Morast der heutigen Filmlandschaft. Empfehlenswert für gelangweilte Menschen, die schon „alles“ kennen und einfach mal was ganz anderes sehen wollen. | |
![]() | 22.02.2015, 07:55 |
Flickwerkvon Herr_Kees | Permalink |
Nur ganz selten sieht man bei TUSK noch den Kevin Smith von CLERKS durchblitzen – die zahlreichen, zum Teil zu Tode improvisierten Dialogszenen ziehen sich oft unangenehm in die Länge, Johnny Depp wirkt in seinem übel chargierten Cameo-Auftritt mit sichtbar angeklebtem Bart wie bei einer MORTDECAI Testaufnahme und der ganze Film erscheint mit seinem unausgegorenen Mix aus mittelmäßigem Dialoghumor, (Offscreen-)Gore und krampfhaft sicker Story selbst wie ein schlecht zusammengeschustertes Walross-Kostüm. Einzig Michael Parks’ erstklassige Psychopathen-Performance ist wirklich sehenswert. | |
![]() sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 15.03.2015, 12:00 |
Ein echter Kevin Smith – im ungewohnten Gewand.von D.S. | Permalink |
Man könnte meinen, auch mit über 20 Jahren Regieerfahrung und elf Kinofilmen im Gepäck habe sich Kevin Smith noch immer nicht gefunden. Dafür sprächen sein wildes Genrehopping, sein nach wie vor wenig elaborierter Erzählstil sowie immer wieder aufblitzende Inszenierungsschwächen, die sich z.B. in überflüssigen, den Ablauf der Handlung unnötig in die Länge ziehenden – und dabei manche Pointe schädigenden – Einstellungen äußern. Andererseits kann man natürlich auch argumentieren, dass es ihm schon und noch immer vorrangig um lebendige, natürlich statt aalglatt wirkende Unterhaltung geht, bei der Situationskomik, Witze, gelegentliche Tabulosigkeiten/Irritationen und auch schlichte bekiffte Albernheit vor dem stringenten, möglichst effizienten Abhandeln einer Story stehen. Aus dieser Sicht betrachtet, ergibt ein Film wie TUSK in Smiths Oeuvre genau an dieser Stelle und genau so, wie er ist, absolut Sinn: Eine aus einem verdrogten Podcast entstandene, wahnwitzig überzogene und ins Makabre gespreizte Geschichte, bei welcher der Plot eigentlich nur als Rahmen zum Unterbringen so vieler Lacher und Absurditäten jedweder Couleur wie nur irgend möglich dient. Einzelne Szenen bringen die Handlung nicht voran? Scheißegal, ich hab da gerade Lust drauf, wem es nicht gefällt, der muss es ja nicht gucken, ich mach das für mich und nicht perfekt. Eigentlich wie immer bei ihm also, nur dass TUSK dabei natürlich in deutlich abseitigeren Gefilden unterwegs ist als seine New-Jersey-Werke – im Humor und seiner Überdrehtheit ist er ihnen am Ende aber ähnlicher als der viel schmerzhaftere, bösere RED STATE. Oder auch, äh, JERSEY GIRL und COP OUT. Wie dem auch sei, zum Genreregisseur ist Kevin Smith selbstverständlich auch mit seinem zweiten horrorgesprenkelten Werk nicht geworden, das meiner Meinung nach nur auf den ersten Blick an HUMAN CENTIPEDE erinnert. Mit diesem teilt er zwar die schiere Lust am grinsenden Provozieren und die mangelnde Ernsthaftigkeit – nicht jedoch den fiesen, wirklich sarkastischen Kern, der ebenfalls RED STATE ausmacht. So sehr hier auch Gore und Ekel angeteast werden: Kevin Smith spielt. TUSK ist locker spaßig, eine Comedy ohne tiefere Aussage oder gar Verstörungskraft, wenngleich sie natürlich primär für solche Zuschauer geeignet ist, die über einen stärkeren Magen verfügen. Der Frühstücksclown/-snack für Horrorfans, sozusagen. Wenn man ehrlich ist, sind die „Body-Mod“-Sequenzen in TUSK letztlich nur schmückendes Beiwerk, so grandios bizarr sie auch daherkommen. Im Wesentlichen geht es hier um Witze über Kanada, US-Amerikaner – und pseudo-zynische Hipster, die auf ihre Nemesis treffen: Ein altes, definitiv uncooles Menschenwrack (Michael Parks), das unter seiner zerknautschten, harmlos scheinenden Oberfläche einen viel krankeren, viel verletzenderen Humor bereithält als unsere mit allen Urban-Edginess-Wassern gewaschenen Un-PC-Smarties selbst – und den auch noch ernst meint. Das klingt jetzt fast, als würde Smith mit TUSK doch eine bestimmte Agenda verfolgen, doch eine Aussage treffen, uns doch zu denken geben wollen. Dem widerspräche dann allerdings die grenzdebil angelegte und noch grenzdebiler umgesetzte Rolle des Ex-Kommissars Guy Lapointe, gespielt von Helge Schneider ähhh Johnny Depp. Ebenso das komplette Ende des Films, das sich an den seltsam kastriert wirkenden Showdown anschließt. Aber hey, das ist schon wieder viel zu viel Denken. TUSK ist unter der – obskurer als üblich gehaltenen – Oberfläche ein typischer Film von Kevin Smith. Es geht hier um verfranste Albernheit. Um Spaß. Darum, eine Idee aus einem bekifften Podcast einfach mal umzusetzen. Und da passt es dann auch perfekt, dass das Humor-Highlight des Films sich im Abspann versteckt. Auf der Tonspur. Wer sich in diesem speziellen Geschmacksuniversum wohlfühlt und keine falschen Erwartungen (etwa auf echte Schocks) hegt, der wird auch TUSK schätzen. Wer außer mit RED STATE noch mit keinem Smith-Film wirklich viel anfangen konnte, der bleibt besser fern. 7 Punkte von mir. | |
![]() sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 03.04.2015, 20:15 |
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