Spiegel der Seelevon Frank | Permalink |
Ein durch tragische Familienereignisse zerrüttetes Familienbild lässt den jungen Aslak weithin auf sich gestellt. Schafe werden gerissen, in den Tiefen des Waldes scheint eine Bestie zu hausen. Doch Aslak bezweifelt das es sich um ein gewöhnliches Tier handelt. In VALLEY OF SHADOWS wird das narrative Grundgerüst schnell zur Nebensächlichkeit. Es dient lediglich als Ideengeber, setzt feine Impulse für die Bandbreite an Emotionen, die tiefe Erfahrungen und das Heranwachsen mit sich bringen können. Aslak begibt sich in die Tiefe der Wälder. Die Natur der Nordlandschaft verleiht einer von vagen Gefühlen überhäuften, im Ozean von Eindrücken treibenden Kinderseele einen Spiegel ihrer Orientierungslosigkeit. Nebel, Regen, ein Fluss; die natürlichen Elemente werden zu seinem Lotsen auf seiner kurzen Reise ins Ungewisse und evozieren eine seltsam akausale Spannung, in der letztlich das Sein an sich zur Mutprobe wird. Während die sehr statische Kamera für mich mitunter zur Herausforderung wurde, hat mich der Film musikalisch und insgesamt atmosphärisch komplett vereinnahmt. Zbigniew Preisner kreiert mit Flöten, Klavier und sphärischen Sounds einen imposanten Soundtrack mit viel Hall, der große Räume erzeugt und den magischen Bildern einen ebenbürtigen Klangteppich zur Seite stellt. Im harmonischen Zusammenspiel entfaltet sich eine zeitlose Reise ins Ungewisse. Ein erstaunlicher Fresh Blood Beitrag, ein intensiver Mood Film voller Magie, eine filmische Meditation. Knappe 7,5 Punkte durch kleinen Fresh Blood Bonus. | |
Frank sah diesen Film im Savoy, Hamburg | 21.09.2018, 15:46 |
Von Wölfen und Wäldernvon Dr_Schaedel | Permalink |
Tja, eigentlich kann man über SKYGGENES DAL aka VALLEY OF SHADOWS zunächst gar nicht so viel sagen. Viel Wald. Nebel. Und ein Junge auf der Suche nach dem großen, bösen Wolf. Das zieht sich ein wenig (Noch mehr Wald. Noch mehr Nebel.), aber irgendwann führt jede Suche an ihr Ziel auch wenn das, was man vorfindet, dann ganz anders ist, als man erwartet hat. Zur Story: Der Junge Aslak lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter. Sein älterer Bruder ist seit langem verschwunden. Nun häufen sich die Funde gerissener und scheußlich zugerichteter Schafskadaver. Aslak vermutet einen Zusammenhang, zumal seine Mutter und die Polizei etwas zu wissen scheinen, was sie vor ihm verbergen. Dafür versorgt ihn sein neuer Freund Lasse mit Literatur über Werwölfe. Als dann noch Aslaks Hund spurlos verschwindet, macht sich Alsak auf die Suche nach der Bestie. Dieser norwegische Werwolffilm, der nicht ganz den Regeln folgt, schafft es mithilfe der beeindruckenden norwegischen Landschaft und ohne jegliche CGI-Effekte eine unheimliche Sogwirkung zu erzielen. Der Wald ist doch immer noch der verlässlichste Partner beim Erzählen von Schauergeschichten. Bis der Wald das Ruder übernimmt, dominieren allerdings große, blaue, fragende Kinderaugen, und auch der stets halbnackte Körper des hübschen jungen Hauptdarstellers ist fast schon unangenehm genüsslich in Szene gesetzt. Leute, gebt dem Knaben mal was zum Anziehen! Aber wir wollen nicht übers Ziel hinausschießen. Für alles andere nimmt sich die Kamera auch sehr viel Zeit, das ist eben das Erzähltempo von VALLEY OF SHADOWS. Und das spätnachmittags im Anschluss an den ebenfalls nicht sehr temporeichen LUZ. Nicht einfach, den durchaus sehenswerten Film dann als Fresh Blood wahrzunehmen und wertzuschätzen. Aber das will ich hiermit tun und ein in weiten Teilen positives Fazit ziehen: Ein durchaus sehenswertes, leises Coming-of-Age-Drama mit Gruselfaktor. Trotz einiger Gore-Effekte eher unblutig, mit einem bewegenden — tja, soll man „Twist“ sagen? Auf jeden Fall mit Szenen, die im Gedächtnis bleiben. Für Fans des anspruchsvolleren Teils des FFF empfehlenswert. Und, Achtung, kleiner Spoiler: Wenn ein Film den Begriff "Fantasy Filmfest" rechtfertigt, dann dieser. | |
Dr_Schaedel sah diesen Film im Cinemaxx, München | 24.09.2018, 13:19 |
Schöne Bilder ohne Spannungvon Giallorossa | Permalink |
Leider muss ich meinen Vorrednern hier widersprechen: Zwar hat der Film schöne Bilder, einen guten Score und der kleine blonde Junge ist hervorragend gespielt, das war es aber schon: Ansonsten herrscht gähnende Langeweile, denn es passiert während des ganzen Filmes bis auf vielleicht 10 Minuten nichts Erwähnenswertes. Das ist eindeutig zu wenig, insbesondere, da das Werwolfthema nur angerissen wird. Vielmehr haben wir hier ein klassisches Familiendrama. Daher einen Grundpunkt plus einen Punkt für die schönen Kamerabilder sowie ein gemeinsamer Punkt für den Schauspieler des Jungen und die schöne stimmungsvolle Musik, daher drei Punkte! Nicht weiterzuempfehlen! | |
Giallorossa | 30.09.2018, 01:36 |
Do you dare enter the forest?von Herr_Kees | Permalink |
„Wenn wir etwas nicht verstehen, brauchen wir manchmal ein Monster, um ihm die Schuld zu geben.“ Diese Poesiealbumweisheit ist in etwa die Kernbotschaft des Films. Auf der Inhaltsebene sehen wir dazu einen Jungen, der seinen Hund sucht. Im Wald. Mit schönen Naturaufnahmen. Und einem Score von Zbigniew Preisner, der in den letzten Jahrzehnten – insbesondere für Kieslowski – zahlreiche wunderbare Filmmusiken komponiert hat, sich hier jedoch auf austauschbare Choräle und Synthieteppiche beschränkt. Der Film plätschert ähnlich dahin wie der Waldbach und würde ein gutes Double Feature mit PROSPECT abgeben, der im Vergleich hierzu wie ein Michael-Bay-Blockbuster wirkt. Sicher, man kann darin einen meditativen Film mit subtilen fantastischen Elementen sehen. Man kann aber auch stattdessen einfach selbst einen schönen Waldspaziergang unternehmen. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 01.10.2018, 12:34 |
Düstere Kost für den Kopfvon D.S. | Permalink |
Mit THE DARK, WILDLING und VALLEY OF SHADOWS hat das FFF 2018 drei Filme im Programm, die sich in erster Linie um Kinder im Wald und (echte oder vermeintliche) Monster drehen – und die sämtlichst nicht eben temporeich sind. In Frankfurt liefen alle drei direkt hintereinander, VALLEY als dritter, er hatte es damit zumindest beim Dauerkarten-Publikum deutlich schwerer, als es ansonsten wohl der Fall gewesen wäre. Zumal, da er von den dreien auch eindeutig der ruhigste, ernsthafteste, konkret handlungsärmste ist. Viel passiert hier oberflächlich wirklich nicht: Ein kleiner Junge sucht im dunklen Wald nach seinem Hund, der davongerannt ist. Das war’s, jedenfalls im Großen und Ganzen. Dennoch entwickelt VALLEY erstaunliche Faszinationskraft, wenn man sich auf ihn einlassen kann. Fantastische Aufnahmen düsterer Wälder und nebelverhangener Flüsse, ein epischer orchestraler, phasenweise ins Sakrale übergehender Score: Das norwegische Coming-of-Age-Horrordrama gehört filmisch zur Oberklasse und wirkt mit seiner förmlich greifbaren Melancholie atmosphärisch intensiver als zwei Drittel der diesjährigen FFF-Beiträge zusammen. Zudem ist der kleine Junge, der die Hauptfigur des 6-jährigen Aslak spielt, grandios. Man kann kaum anders, als Beschützerinstinkte zu entwickeln und mitzuleiden mit ihm, der er nicht nur seinen des Werwolftums verdächtigen großen Bruder verloren hat, sondern nun auch noch seinen Hund – und der verzweifelt versucht, „groß“ und mutig zu sein, ohne Vorbilder dafür zu haben. Frankfurt ist aber eher Azzlack- als Aslak-Town; der Großteil des Publikums war sich in seiner Abneigung einig. Auch ich selbst hätte mir etwas mehr nennenswerte Handlung gewünscht und fühlte mich von deren Fehlen auf Dauer ein wenig ermüdet. Von den diesjährigen „Kinder im Wald“-Filmen für mich dennoch klar der beste – knappe 6,5 Punkte; atmosphärisch ein Meisterwerk. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 02.10.2018, 02:10 |
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