Vampires

Mann beißt Vampir

von Edwinita
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In gekonnter Doku-Manier wird hier das moderne Leben von Vampiren in Belgien abgelichtet, was stark an den ebenfalls belgischen "Mann beißt Hund" von 1992 erinnert. Zwar solidarisiert sich das arg gefährdete Kamerateam aus Menschen nicht mit seinen vampirischen Protagonisten, aber es filmt akribisch jeden Aspekt des Lebens in der Dunkelheit. Durchweg ausgezeichnet besetzt, mit sehr vielen skurrilen Ideen und mit noch mehr schwarzem Humor lacht man sich durch die erste Hälfte. Danach verliert das ganze ein wenig die Faszination am Vampirismus und die ersten Längen tauchen auf.
Leider war auch das digitale Abspielgerät suboptimal, das bei schnellen Schwenks seine liebe Mühe hatte, das Bild richtig aufzubauen. Wenn man dabei noch die schnell wechselnden Untertitel lesen mußte, wurde einem schnell schwindelig.
Dennoch war es ein mehr als unterhaltsamer Film, denn der hier geschaffene Mikrokosmos funktioniert. Das war daran zu sehen, daß wir auf dem Heimweg ernsthaft über das Für und Wider des Lebens als Vampir in Belgien und Kanada debattiert haben...
Edwinita
sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin

21.08.2010, 10:19


Tolle Idee, etwas zu lang

von sirolaf
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Ja, das Konzept ist wirklich ganz lustig. Man bekommt viele schräge Einblicke in die Vampire-High- und Lowsociety und man merkt, dass sich der Autor viele Gedanken gemacht hat.

Im Endeffekt war es zum Teil doch etwas anstrengend zum Zusehen, da der Stoff nicht für 90 Minuten Spielfilmlänge reicht. Viele Sachen sind doppelt bzw. unnötig und der Film zieht sich wie ein Kaugummi. Ein 50-60-Minuten-"Kurzfilm" hätte völlig ausgereicht und wäre dann eine echte Granate gewesen.

Ein Extralob an die Schauspieler, allen voran der wunderbar versnobte Vampirpapa!
sirolaf
sah diesen Film im Cinestar 7, Berlin

22.08.2010, 11:18


I’m not used talking to my dinner.

von FFFler
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Vampire gibt es also wirklich und damit der Zuschauer einmal erfährt, wie die Wirklichkeit abseits der filmischen Fiktion aussieht, soll das Zusammenleben der belgischen Vampire dokumentiert werden. Nachdem es die ersten beiden Filmteams nicht überlebt haben, wurde nur verstärkt für die Sicherheit des Dokuteams gesorgt und der Zuschauer wird nun Zeuge des dritten Versuchs. Dabei beginnt diese Mockumentary außerordentlich stark, hat viele einfallsreiche Ideen zu bieten, so dass man teilweise das Ganze durchaus für voll nehmen könnte. Leider nutzt sich die Idee jedoch recht schnell ab und hätte vielleicht in Form eines Kurzfilmes besser gefallen. Zwar wird das Ganze nie wirklich schlecht, ermüdet jedoch den Zuschauer aufgrund seiner vielen Wiederholungen recht schnell. Nett anzusehen ist das Ganze aufgrund seiner Idee sicherlich, auch wenn man sich durch das grottige Schauspiel der Alexandra Kamp in einer Nebenrolle durchkämpfen muss
FFFler
sah diesen Film im Cinestar 7, Berlin

29.08.2010, 11:35


A Day in the Non-Life

von D.S.
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Wie würde dein Alltag aussehen, wenn du ein Vampir wärst? Moment: bevor du jetzt anfängst, vom permanenten Aussaugen leckerer Blondinen zu phantasieren, von Drogen- und Alkohol-Exzessen ohne Kater oder von welchen klischeehaften Bildern auch immer, die der Trailer zu "Wir sind die Nacht" vor deine Augen bugsiert hat - ich fragte nach dem Alltag. Nach einem regnerischen Mittwoch irgendwo in Belgien. Nach deinem Familienleben mit einer Frau, die offensichtlich schon jenseits des Nervenzusammenbruches unterwegs ist, einem Sohn, der gern den richtig harten Proll raushängen lässt und dir ständig Probleme mit den Ordnungshütern beschert sowie einer Tochter, die schwerst pubertiert, sich grundsätzlich nicht verstanden fühlt und alles tut, um sich von der Familie und ihren Konventionen abzusondern.

Genau das ist der Ansatz des kleinen belgischen Hits "Vampires": wir lernen Blutsauger einmal aus einer ganz anderen Perspektive kennen. Als Menschen wie du und ich, mit den alltäglichen Problemen des Kleinbürgertums, in einem nicht gerade aufregenden Leben, die versuchen, das Beste aus der Langeweile und den nun mal bestehenden Regeln des Zusammenlebens zu machen.

Offensichtlich - und selbstverständlich - sind sie eine Minderheit in Belgien (und sonst wo), und Minderheiten wird ja oft mit Unverständnis und Intoleranz begegnet. Um dem entgegenzuwirken, um das Miteinander zwischen Mensch und Dracula-Abkömmling zu erleichtern, möchte die Vampir-Community gerne eine vorurteilsfreie Dokumentation über das Dasein der Langzahnigen gedreht sehen. Im dritten Versuch kommt ein belgischer Fernsehsender da nun auch endlich weiter - ein Filmteam begleitet eine Untoten-Familie über mehrere Wochen hinweg, durch alle privaten und gruppenspezifischen Ups and Downs.

"Vampires" wählt also das Format der Mockumentary. Das ist langsam ein wenig, pardon, ausgekaut - funktioniert hier aber dennoch ganz gut, da es nun mal um nichts anderes als eine Dokumentation normalen Lebens geht. Allerdings eben unter umgekehrten Vorzeichen. Dieser "alltägliche" Ansatz sorgt tatsächlich für eine ganze Menge schreiend komischer Szenen; insbesondere, da die Vampirvertreter sich in jeder Hinsicht wie brave, angepasste Bürger benehmen, ihr Lebensstil aber nun mal allen Regeln des normalen menschlichen Lebens widerspricht. Teils sind es Kleinigkeiten, zum Beispiel, dass sich die Vampire nach dem Aufstehen mit "Gute Nacht" begrüßen. Teils sind es großartig absurde Momente - etwa, wenn es darum geht, ob den Behörden denn die regelmäßig verschwindenden Menschen kein Kopfzerbrechen bereiten. Hier streut "Vampires" dann sogar böse sozialkritische Kommentare ein, die allerdings niemals gezwungen wirken, sondern immer im Dienste der Comedy stehen.

Das Problem des Films ist vielleicht, dass er keinem besonders ausgearbeiteten dramaturgischen Bogen folgt. Wäre dies tatsächlich eine Dokumentation, wäre sie sinnvoll aufgebaut; die verschiedensten Bestandteile des vampirischen Lebens wären in einen Zusammenhang gebracht. Hier wirkt aber leider vieles wie einfach so drauf los gefilmt, ganz so, als wäre es das Rohmaterial des Filmteams vor Schnitt und Bearbeitung. Und ohne Plan und Drehbuch bzw. Skript gedreht.

So werden auch einige interessante Aspekte gar nicht erst angeschnitten, beispielsweise werden vampirische Kultur und Religion (?) kaum thematisiert. Andere Themen - wie etwa die Schulausbildung von Vampiren - bieten zwar phänomenale Lacher, werden aber sehr kurz nur, quasi im Vorbeigehen gezeigt. Dadurch entsteht ein seltsames, oft unbefriedigendes Verhältnis aus "Chaos" und Langeweile: vieles, was von Interesse sein könnte oder Spaß machen würde, findet kaum Erwähnung oder geht in der Belanglosigkeit der willkürlichen Aufnahmen unter. Dafür werden sehr ereignisarme Sequenzen teils bis zum geht-nicht-mehr gestreckt.

Dennoch bietet "Vampires", zusammengefasst, eine Menge origineller Eindrücke und Ideen, die man so und in einem solchen Zusammenhang noch nicht gesehen hat. Gäbe es Vampire, würden sie durch diesen Film sicherlich einiges an Verständnis hinzugewinnen. So lange nicht ausgerechnet Sarrazin im Publikum säße. Von mir jedenfalls gibt es gut-genige 6,5 Punkte - macht insgesamt auf jeden Fall Spaß, auch wenn das Tempo höher sein könnte.

PS: Frau Kamp in ihrer glücklicherweise kleinen Rolle ist leider vollkommen unerträglich. Alles andere wäre aber auch eine Überraschung gewesen.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt

09.09.2010, 03:57


Review

von Alan Smithee
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Als Vampirfan stand bei mir neben "Suck" natürlich auch "Vampires" auf dem Programm, der für mich echt eine große Überraschung und an vielen Stellen einfach herrlich schwarzhumorig war.

Der Film kommt im Gewand einer Doku-Soap daher und berichtet aus der Sicht eines Kamerateams über eine Vampirfamilie in Belgien. Unter anderem kommen dabei alle Familienmitglieder zu Wort und erzählen ausführlich von ihren Sorgen und Nöten.

"Vampires" sprudelt geradezu vor witzigen Details, die unter anderem auch ironisch auf gesellschaftliche Entwicklungen in Belgien und gängige Vorurteile anspielen. Einen dramaturgischen Bogen im klassischen Sinne gibt es nicht, und insgesamt wirkt der Film wie Rohmaterial für eine Dokumentation, das inhaltlich erst noch aufbereitet und in Themenblöcke organisiert werden muss. Für manche ist dies wohl ein Kritikpunkt, verstärkt aus meiner Sicht aber das Gefühl, einen "authentischen" Einblick ins Leben einer Vampirfamilie erhalten zu haben :).

Alles in allem eine unerwartete FFF-Perle und vermutlich meine Lieblings-Vampirfilm-Parodie überhaupt.
Alan Smithee
sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt

14.09.2010, 03:22




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