Jüdisch-OrthoSchocksvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Wie eine sensible Mischung aus „Autopsy of Jane Doe“, „1408“ und „The Conjuring“ in stark jüdische angefärbt kommt „The Vigil“ daher, ein kleiner, feiner Geheimtipp, den man sich durchaus mal geben kann. Am besten/bösesten, wenn man allein daheim sitzt. Oder eben ab nächster Woche im Kino. Wir folgen Yakov, einem jungen Juden in New York, der sich eigentlich von seiner Glaubensgemeinschaft lösen will, jedoch noch für eine Nacht als Sholer, als Totenwächter, für einen alten, verstorbenen Mann engagiert wird. Doch dieser trägt seit seiner Zeit in Buchenwald einen dunklen Begleiter mit sich... Auch losgelöst davon, dass „The Vigil“ ein Regiedebüt ist, hat mich dieser schattige Leichenschmaus gut gegruselt und unterhalten. Als Einleitung vor der Vorführung hatte Regisseur Keith Thomas sich in seiner Videobotschaft drei Aufgaben gestellt: 1) Uns eine eher unbekannte Gemeinschaft näher kennenlernen zu lassen. 2) Uns einen ungewöhnlicheren Blick auf Themen wie Schuld und Angst zu gewähren. Und 3) Uns gehörig Angst einzujagen. Ich finde, er war in allen drei Beziehungen recht erfolgreich. Ganz ohne Klischees und JumpScares kommt zwar auch seine jüdische Nachtwache nicht aus, doch insgesamt wirkt das Szenario frisch genug beleuchtet, die Darsteller spielen erfreulich natürlich, einige Momente ziehen unaufhaltsam ein, der abschließende Song ist stark und insgesamt ist das schon ein brauchbares Beispiel, wie Slowburns korrekt und effektiv durchgezogen werden. Selbst wenn er in der zweiten Hälfte, wenn dann mehr enthüllt und gezeigt wird, etwas von seiner Kraft Angst einzujagen einbüßt. Doch insgesamt: eine sehr edle Reflexion und Metapher auf Schuld, Angst und auch Religion, Zugehörigkeit und Selbstbewusstsein (von Männern). Fazit: Frischer Blickwinkel, Gänsehautgarantie, thematisch wuchtig, atmosphärisch nett, metaphorisch solide, sympathischer Darsteller. Kann man nicht meckern. Gelungener Grusel. Deutlich besser als das Gros, was Blumhouse sonst raushaut. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 11.07.2020, 22:39 |
Unorthodoxvon Herr_Kees | Permalink |
Yakov ist gerade erst aus seiner orthodoxen Gemeinde ausgestiegen, als Geldnöte ihn dazu zwingen, als „Schomer“ eine Nacht lang einen Toten zu bewachen. Dabei muss er sich nicht nur seinen eigenen Dämonen stellen... Gelegentlich kommen von Blumhouse neben dem vielen günstig produzierten Trash auch immer mal wieder „seriösere“ Genrefilme wie GET OUT oder US. THE VIGIL lässt sich ebenfalls zu dieser Kategorie zählen. Nicht nur wegen des ungewöhnlichen Settings der Totenwache in einer chassidischen Gemeinde, sondern weil hier durchaus schwere Themen wie Schuldkomplexe und Psychosen sowie, ja gut, auch Dämonenbesessenheit, einigermaßen ernsthaft behandelt werden. THE AUTOPSY OF JANE DOE mag ein ähnliches Set-up haben, doch wenn man einen Film zum Vergleich heranziehen mag, wäre THE BABADOOK eine angemessenere Wahl, denn statt blankem Horror erleben wir ein sehr gut gespieltes, unheimliches Drama. Entsprechend lebt THE VIGIL mehr von seiner creepy Atmosphäre als von Jump Scares, obwohl es die (insbesondere später) auch gibt. Dazu borgt sich Autor und Regisseur Keith Thomas für sein Debüt u. a. ein paar Geräusch- und Ekeleffekte aus dem J-Horror (Fingernägel, Haare) und auch wenn ein paar der Schrecksequenzen etwas simpel wirken und manche Exposition wenig elegant serviert wird (etwa wenn plötzlich wie von Geisterhand im Keller ein Erklärvideo läuft), ist der Film doch in sich stimmig bis zum Schluss und verzichtet auch dort auf die genreübliche Billiglösung. Atmosphärischer Grusler – Empfehlung! | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 12.07.2020, 00:44 |
Jüdischer Dämonengruselvon Giallorossa | Permalink |
Ein netter Ansatz, dass die Hauptdarsteller dieses Films Personen jüdischen Glaubens spielen und dass jiddisch gesprochen wird. Viel Gruselatmosphäre und -spannung, sogar ich als alter Hase bin da zweimal ganz schön zusammengezuckt. Auch die Tricks sind für einen kleinen Film sehr gut gelungen. Leider verkackt dann aber das Ende (der Dämon verschwindet hier ernsthaft durch den Schein einer Kerze). Auch sonst werden einige Horrorklischees wiederholt (z. B. ist unser Schomer depressiv, weil er den Tod eines Jungen verursacht hat, das Haus kann natürlich nicht verlassen werden). Daher leider keine Spitzenwertung, aber genau wegen solchen Filmen gehe ich aufs FFF. | |
Giallorossa sah diesen Film im Cinecitta', Nürnberg | 12.07.2020, 02:15 |
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