Two Characters in Search of an Exitvon Alexander | Permalink |
Vi·va·ri·um /Vivárium/ Substantiv, Neutrum 1. Behälter, in dem kleinere Tiere gehalten werden 2. Gebäude , in dem Vivarien (1) untergebracht sind „Vivarium“ erinnert mit seinen überzeichneten Bildern, den kalten Farben und dem von der ersten Filmminute an befremdlich wirkendem Setting ein wenig an eine der genial-verstörenden Dystopien eines Terry Gilliam. Auf ganz leisen Sohlen schleicht sich der Film heran, um dann im Laufe seiner rätselhaften Geschichte den Zuschauer in einen absolut entsetzlichen Alptraum hineinzuziehen, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Ein von Imogen Poots und Jesse Eisenberg wirklich hervorragend verkörpertes, junges Pärchen wird nicht nur mit dem schlimmsten Horrorbalg der Filmgeschichte konfrontiert, sondern scheint in einer Reihenhaussiedlung des Grauens gefangen, die man auch gerne augenzwinkernd als aktuelle Sozialkritik auf die unsagbare Architektur und mitunter unterkühlten Lebensweise unserer modernen Zeiten verstehen darf. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes „geschmacklos“ und aller die Sinne stimulierenden Reize beraubt. Der Himmel sieht aus wie auf einen Hintergrund gemalt, ein Haus gleicht dem nächsten wie ein Ei dem anderen, es gibt keinen Regen, keinen Wind, kein Wetter, keine Gerüche … Ein Setting wie aus einem ganz schlimmen Traum, ein blasses Gefängnis des Wahnsinns - hier muss man auf Dauer seinen Verstand verlieren, und als Zuschauer macht einen diese Geschichte nach einer Weile fertiger als der schlimmste Splatterfilm. Wer an den alten, mysteriösen „Twilight Zone“-Folgen Spaß hatte, wird bei „Vivarium“ voll auf seine Kosten kommen, das verspreche ich. Ein fieser kleiner Film, ein Fest für Mystery-Fans, der es wirklich schaffte mich zu beeindrucken. | |
Alexander sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 08.09.2019, 10:07 |
Raus bist du noch lange nichtvon D.S. | Permalink |
So simpel, so monoton, so hochgradig verstörend: VIVARIUM ist das unheilige Bastard-Kind einer Orgie von CUBE, BRAZIL, DARK CITY und der TRUMAN SHOW; eine hinterhältige Persiflage auf Spießer-Träume vom kernkonformen Suburbia; eine zutiefst verunsichernde Parabel auf das unmenschliche Ausmaße annehmende Verbots-, Kontroll- und Sicherheitsstreben westlicher Gesellschaften. Und ein großer albtraumhafter Spaß! Im Wesentlichen ein 2- bis 3-Personen-Kammerspiel, lebt VIVARIUM einerseits vom eindringlichen Spiel von Jesse Eisenberg und Imogen Poots als junges Paar, das auf der Suche nach dem ersten Eigenheim Gefangener der perfekten Vorortsiedlung wird. Andererseits aber auch von der meisterlich konstruierten „Single Location Horror“-Situation, in der die Charaktere zur Abwechslung mal die offensichtlichsten Lösungsansätze NICHT übersehen – und trotzdem keinen Ausweg finden. So buchstäblich artifiziell das ganze Set-up auch wirkt, man kann sich als Zuschauer irgendwie doch sehr gut in die unmögliche Situation hineinversetzen, die unserem Pärchen den letzten Nerv (oder gar den Verstand) raubt, und ist schnell dabei, gemeinsam mit ihm nach Antworten zu suchen; nach Erklärungen für das Mysterium, in dem sie sich befinden; nach einem Schutz vor dem dräuenden Bösen, das unübersehbar in der Luft liegt. Stimmungsseitig ist CUBE wohl tatsächlich der beste Vergleich. Und wenn VIVARIUM auch eine ganz anders gelagerte Sorte Film ist, man hier zum Beispiel auf derbe SFX besser nicht warten sollte, dürfte der Film allen Freunden des Erstgenannten mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit auch gefallen. Kleines feines Unwohlfühlfilmchen – 7,5 Punkte und eine klare Empfehlung. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 11.09.2019, 01:03 |
Zwei zogen in das Kuckucksnestvon Herr_Kees | Permalink |
Ein eintöniger Job, ein schreiendes Kind, Erziehungsprobleme, Beziehungskrise: Tom und Gemma sind in der perfekten Vorstadthölle gefangen. Allerdings buchstäblich – komplett inklusive Wolkenkuckucksheim und creepy Kind. Die Metaphern von VIVARIUM sind nicht gerade subtil und auch das Mysterium des Films ist nicht schwer zu durchschauen, bereits im Vorspann und in der zweiten Szene wird uns das Prinzip erklärt. So hätte die Story in ihrer TV-Ästhetik gut in eine Folge TWILIGHT ZONE oder in einen halbstündigen Kurzfilm gepasst, auf Spielfilmlänge wird es reichlich zäh, auch wenn der Film gegen Ende noch ein paar schöne surreale Bilder auffährt. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 14.09.2019, 22:55 |
One-Idea-Ponyvon Leimbacher-Mario | Permalink |
„Vivarium“ ist eine fesselnde Mysterybox voller absurder Abzweigungen und verzwickter, sozialer Kommentare. Irgendwo zwischen Tim Burton, „Mieten, Kaufen, Wohnen“ und einem methodisch-wahnsinnigen Alptraum. Es geht um ein Pärchen, das sich recht spontan ein Haus zeigen lässt, welches in einer zu sauberen, zu perfekten und zu immergleichen Siedlung steht. Und als dann auf einmal der strange Makler auch noch spurlos verschwindet, es keinen Ausweg aus dem unheimlichen Neubau-Labyrinth zu geben scheint und ein schleimiges Baby vor der Tür liegt, fangen die Probleme und Fragen gerade erst an... Gute Mysteryfilme sind eine rare Spezies. „Vivarium“ gehört definitiv dazu und ist dabei klassisch und futuristisch zugleich, dadurch zeitlos-faszinierend und immer auf Zack. Vielleicht reichen die Ideen und Wendungen nicht ganz über die komplette Laufzeit und der Esprit des ersten Drittels geht mit der Zeit etwas verloren, doch für Kniffler mit Hang zum Abseitigen ist das ein Fest. Starbesetzt, witzig und düster in gleichen Teilen und mit einem der fiesesten, unangenehmsten Kinder des Kinojahres. Vor allem der Über- bzw. Unterbau und das angeteaserte Worldbuilding machen richtig neugierig. So sehr, dass einem das Gebotene definitiv zu vage und kurz ist. Es müssen ja nicht alle Fragen beantwortet werden, aber wenn man schon einmal ein solch schickes Szenario mit gefühlt unendlichen Möglichkeiten hat, dann will man doch gerne mehr erfahren und das Kopfkino noch stärker spielen lassen. Außerdem muss man den immer dunkler und depressiver, auswegloser und böser werdenden Ton erstmal wegstecken. Aber das ist eher wieder ein Pro. Genauso wie die Aussagen zu Themen wie Einsamkeit, Menschlichkeit und vor allem Kindererziehung. Fazit: ich mag Poots+Eisenberg, es gibt tolle Twilight Zone-Vibes und das Setting ist skurril, bizarr, creepy und interessant genug, um durchgehend zu fesseln. Zumindest fast. Denn ein paar Kniffe und Ideen mehr hätte die Laufzeit dennoch verdient gehabt. Vielleicht als Episode/Kurzfilm noch besser?! | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 15.09.2019, 01:36 |
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