Wutbürgeralarmvon D.S. | Permalink |
Geschichten, die Sitges schreibt: Als letzten Film in meiner ersten Festivalnacht 2023 sichtete ich den koreanischen SLEEP, als ersten am nächsten Morgen WAKE UP. Und das auch noch im selben Kino. Zum Wachwerden ist dieser knallharte Gen-Z-Thriller bestens geeignet, den RKSS direkt im Anschluss an WE ARE ZOMBIES fertiggestellt haben. Statt harmloser Zombie-Späße gibt es hier allerdings einen durch und durch grimmigen Cat-and-Mouse-Slasher zu erleben, der zwar in seiner Bildsprache und Inszenierung eindeutig als Werk der kanadischen Gang zu erkennen ist, jedoch untypisch ernsthaft wirkt. Das dürfte insbesondere der Tatsache geschuldet sein, dass das Drehbuch nicht von RKSS selbst verfasst wurde, sondern von einem der größten zeitgenössischen Star-Autoren Spaniens: Alberto Marini, der unter anderem auch die Skripte zu SLEEP TIGHT und ANRUFER UNBEKANNT verfasst hat – Letztgenannter wurde nach der deutschen Version STEIG. NICHT. AUS! und dem koreanischen HARD HIT kürzlich als RETRIBUTION mit Liam Neeson zum vierten Mal verfilmt. In WAKE UP pitcht Marini zwei Welten gegeneinander und lässt sie auf blutigen Kollisionskurs gehen: Auf der einen Seite eine Gruppe junger Aktivist:innen, die sich nachts in einer Filiale eines IKEA-Lookalikes einschließen lässt, um dort für Verwüstung zu sorgen und damit gegen die umweltfeindlichen Praktiken des Konzerns zu demonstrieren. Auf der anderen ein wegen seiner gewalttätigen Neigungen kurz vor der Kündigung stehender Wachmann, der dem Archetyp des „angry white Dude“ entspricht und in seiner Freizeit bevorzugt mit selbstgebastelten archaischen Waffen auf die Jagd geht. Das riesige Möbelhaus erweist sich als so unübersichtliches wie ideal für fiese Fallen geeignetes Schlachtfeld, der Film selbst als wesentlich smarter und vielschichtiger, als man anhand der Ausgangsidee vielleicht vermuten könnte: RKSS schlagen sich nämlich nicht etwa vorbehaltlos auf die Seite der politisch bewegten Eindringlinge – die übrigens nicht als uniforme Masse oder gar als das übliche Teenie-Kanonenfutter, sondern mit erstaunlicher charakterlicher Trennschärfe gezeichnet werden –, vielmehr ist hier reichlich Raum für Ambiguität. Die Aktivist:innen wollen die Natur retten und gegen den Kapitalismus protestieren – werden aber in Gestalt eines instinktgetriebenen Opfers des Kapitalismus mit einer Natur konfrontiert, die ungezähmt, animalisch, tödlich ist. WAKE UP versinnbildlicht die Spaltung der westlichen Gesellschaften auf drastische, mitunter äußerst blutrünstige Weise. Legt aber gleichzeitig nahe, dass uns alle doch mehr verbindet, als wir denken. Und ist dabei extrem spannend umgesetzt. Das bisher reifste, mitreißendste Werk von RKSS, von denen man definitiv auch weiterhin Großes erwarten kann. 7,5 Punkte. | |
D.S. | 03.09.2024, 14:01 |
CDU und AfD gefällt dasvon Herr_Kees | Permalink |
Aktivismus, der: aktives Verhalten, zielstrebiges Handeln, Betätigungsdrang. Alles, was darauf abzielt, das Bewusstsein für eine Vielzahl von Themen zu schärfen oder eine Veränderung herbeizuführen. (Duden, one.org). Eine Gruppe „Aktivisten“ lässt sich in der Filiale einer „fiktiven“ Möbelhauskette (man ersetze das D in „House Idea“ durch ein K) einschließen, um dort, ja was eigentlich? Insta-Videos für Likes zu drehen, Möbel mit nichtssagenden Parolen zu beschmieren, damit das Putzteam was zu tun hat, Paintball im Möbellager zu spielen und vor allem Spaß zu haben. Das „A“ auf ihren Masken steht ganz klar für „Arschlöcher“. Irgendwie ist man natürlich gegen Amazonasabholzung und Klimawandel und für Tierschutz, fährt aber mit dem Jeep vors Möbelhaus, besorgt beim Metzger echtes Blut für die Schmierereien und bewirft sich im Restaurant mit Fleischbällchen. Hier bitte Facepalm-Emoji einsetzen. Der Film zeichnet die „Aktivisten“ so selbstherrlich, dumm, feige und charakterlos, dass die schlimmsten Vorurteile von Ultrakonservativen, Rechten und Boulevardpresse bestätigt werden und selbst Sympathisanten von Ökoparteien, Klimaschützern und Tierrechtsorganisationen schnell auf Seiten des psychopathischen Wachmanns sind (Hobby: „Primitive Hunting“). Schließlich hatte der offenbar eine schwere Kindheit – anders als diese selbstgerechten, verwöhnten Gören hier. Wäre die Gruppe einfach das übliche Pack Youngsters auf der Suche nach Spaß und Regelbruch, dann hätten wir hier lediglich einen unnötigen generischen Slasher, der zwar ok gemacht ist, aber dem Genre nullkommanix Neues hinzufügt. So aber ist WAKE UP ein echtes Ärgernis. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 12.09.2024, 23:56 |
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