War on Everyone - Dirty Cops

Sledgehammer Reloaded

von Edwinita
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Der Trailer versprach den Oberknaller - ein Gefühl, wie im Nitro-Turbogang über den Highway zu donnern. Bekommen hat man etwas Ruhigeres, aber nicht minder Interessantes - dritter Gang, durch die Stadt, manchmal auch vierter, kann ja auch unterhaltsam sein. Unser korruptes, aber liebenswertes Cop-Duo verbringt seine Dienstzeit damit, Kriminelle zu erpressen, zu koksen und herauszufinden, ob ein Pantomime beim Überfahren Töne von sich gibt. Am Heck ihrer Dienstkarre müsste "I love Violence" stehen, "love" selbstverständlich als Herz dargestellt, wie seinerzeit bei Sledgehammer, der der geistige Vater dieses Krawallduos zu sein scheint (schon alleine, wenn man die Einparkkünste bedenkt). Der Film ist trotz Fehlens der erwarteten Knallerdichte kurzweilig und überrascht mit kleinen, irritierenden Details: Wer erwartet schon, dass die Protagonisten Simone de Beauvoir zitieren? Lustig war es allemal!
Edwinita

24.08.2016, 10:21


Politisch korrekt? Fehlanzeige

von Michaela
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Cooler Cop-Thriller mit zwei herrlich durchgeknallten Cops, die es mit dem Gesetz selber nicht so genau nehmen, coolen Aufnahmen, fiesen Gangstern und sehr vielen Seitenhieben (z.B. Tennisspielerinnen mit Burka bekleidet, um nur eins der vielen Beispiele zu nennen). Wenn es jetzt nur eine Gag-Parade wäre, könnte man sich den Film mal antun und wäre leidlich unterhalten. Aber der Film hat Herz, seine Charaktere sind keine Abziehbildchen, sondern haben Gefühle und Emotionen, die eine Rolle spielen und den Film abrunden. Sie nehmen nicht den Schwung aus der Komödie, sondern ergänzen wunderbar. Dazu kommt noch ein sanfter Country-Music-Soundtrack, der in schönem Kontrast zur Geschichte steht bzw. sie passend untermalt. Mal wieder Glen Campbell hören und träumen.
Michaela
sah diesen Film im Cinemaxx, München

05.09.2016, 23:47


The Land of Disenchantment

von Dr_Schaedel
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Nun ja, ganz so krass wie sein reißerischer Titel signalisiert, ist WAR ON EVERYONE dann doch nicht geworden.

Freudig erwartet und schon als Trailer Begeisterungsstürme auslösend, könnte WOE ohne Weiteres auch als Special zu einer (leider) nicht existierenden Krimiserie fungieren, die mit stylishen Autos, sonnendurchfluteten Straßen und breiten Anzugrevers an die Serienhits aus den USA der 70er Jahre gemahnt. DIE ZWEI trifft DIE STRASSEN VON SAN FRANCISCO (hier: Albuquerque), im Jahre 2016 natürlich hübsch gallig, möglichst politisch unkorrekt und leicht surreal - Eine Mid-Tempo-Nummernrevue cooler Sprüche, schräger Typen, sowie zahlreicher Blech- und Personenschäden.

Das ist über weite Strecken ganz vergnüglich anzusehen, zum Schluss hin aber doch etwas ermüdend, denn die Story ist arg additiv zusammengeschraubt und letztlich auch nicht so wichtig, weswegen dann auch der Showdown kaum an den Nerven kratzt.
Die werden eher anderweitig strapaziert: Das Verhalten der „Cops“, die sich eigentlich nie als solche gerieren (gibt es in dem Film eigentlich eine einzige Verhaftung?), das etwas sehr konstruierte Dialog-Pingpong (z.B. mit dem Vorgesetzten) und das eher biedere Patchwork-Familien-Dings, all das schmälert nach und nach ein wenig die gute Laune. Auch das Gekabbel der verschiedenen englischsprachigen Ethnien hat man schon witziger erlebt.

Irgendwie fehlt dem irischen Regisseur und Autor John Michael McDonagh hier der unbekümmerte Wahnwitz, den z.B. die Briten Pegg/Wright in HOT FUZZ, dem letzten mir bekannten wirklich erinnerungswürdigen Cop-Buddy-Movie, hinlegten, inklusive ungleich durchgeknallterem Finale und liebevollerer Charakterzeichnung.
Sicher war auch HOT FUZZ auf die eine oder andere Art effekthascherisch, wusste aber auch sicher jeden Treffer zu landen. WAR ON EVERYONE hat seine witzigsten Momente in eher beiläufigen Randbemerkungen („This bike’s too small for you!“). Da, wo wirklich dick aufgefahren werden soll, zündet es hingegen zuweilen nicht so recht. Ist halt nicht einfach, so einen Crowdpleaser zu drehen. Auch bei der Auswahl des Schlusssongs ist der kürzeste Weg nicht unbedingt der beste.

Also, bei allem Tadel unterm Strich ganz unterhaltsamer Zeitvertreib, aber nicht ganz der Indie-Kracher, der es hätte werden können. Klare Handlungsanweisung für mögliche Fortsetzungen oder Spin-off-Serien: Lieber weniger bemühtes Gagstakkato, dafür stimmigere Einbettung in eine Krimihandlung. Oder alle Skrupel über Bord werfen und gnadenlos austicken.
Dr_Schaedel
sah diesen Film im Cinemaxx, München

09.09.2016, 22:31


Some other Nice Guys?

von Leimbacher-Mario
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Wie eine kleiner budgetierte Mischung aus den "Nice Guys" & "Kingsman", nur eben mit zwei Cops ohne Skrupel, Regeln & Moral - so kann man sich "War On Everyone", der später im Jahr unter dem Titel "Dirty Cops" noch in die deutschen Kinos kommt, in etwa vorstellen. Zwei Cops & Best Friends über dem Gesetz machen ihr eigenes Ding... die eigentliche, recht unübersichtliche Story ist in guter alter Noir-Manier zweitrangig, hier ist der Weg das Ziel. Und der ist mit lauter niveaulosen Lachern, coolen Brutaliäten & einem krachenden Soundtrack nahezu tadellos gepflastert.

Michael Peña & der von der Frauenwelt umschwärmte Herr Skarsgard spielen das körperlich ungleiche, aber sich geistig perfekt ergänzende Detective-Duo, bei dem Drogen, Prügeleien & Unfälle jeglicher Art zum Alltag gehören - und sie spielen es wirklich mit Spaß, Tempo & spürbarer Chemie schmissig runter. Immer etwas überdreht & neben der Spur, ohne komplett ins Comichafte abzudriften, ist vor allem das Script hier der dritte Star neben den Zweien. Ein Gagfeuerwerk (wenn auch nicht ganz leicht zu verstehen im O-Ton bei der Geschwindigkeit & den Dialekten), das nie zurückschaltet. Vom Stil her vielleicht nicht ganz so 70s-cool wie die Nice Guys Gosling & Crowe früher dieses Jahr, doch in Sachen Härte & Unverschämtheit eine gebrochene Nasenlänge voraus. Beide Titel sind für mich mit das Coolste, was es an Duos die letzten Jahre gab. Must-Sees für Liebhaber von stylischen Buddy-Comedys mit Herz, Humor & abgeschnittenen Köpfen.

Der Soundtrack mit seinem aufs Reglement pfeifenden Mix aus allen möglichen Stilen ist ein Doppellob wert. Genauso wie die sehr fragwürdige, aber coole Modeauswahl der vielen perfekt besetzten, im Gedächtnis bleibenden Nebencharakteren. Von englischen Topmodel-Junkie-Bad-Guys über seinen Zwitterwesen-Helfer bis zu ultraheißen Babes - charakterlich bleibt Langeweile ebenfalls ein Fremdwort. Der Film ist einfach unterhaltsam, kurzweilig & cool - und zwar nicht gewollt cool, sondern wirklich cool. Mutig, unsauber, Personen, von denen man mehr sehen will, eine glaubhafte Männerfreundschaft. Sogar Island lockert das Geschehen in Sachen Locations auf. Also sogar wortwörtlich cool ;) Hier gibt’s nur Kleinigkeiten zu meckern.

Fazit: von wegen Buddy-Cop-Comedys sind tot - rotzige Retro-Ballerei, sowohl mit Blei als auch Wortsalven! Better don’t F with Them!
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

10.09.2016, 03:26


Rhinestone Cowboys

von Herr_Kees
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WAR ON EVERYONE ist von Anfang an voll auf Krawall gebürstet: respektlose Sprüche gegen Mehr- und Minderheiten, unnötige Gewalt gegen Personen, Pantomimen und Gegenstände, die Cops sind echte Arschlöcher – aber sie sind lustig. Das Vorbild ist dabei überdeutlich: Vom Cop-Double-Act über den verrückt-verschlagenen Handlanger bis zum blasierten Oberboss wird uns hier ein Best-of Shane Black aus LETHAL WEAPON, LAST BOY SCOUT und NICE GUYS serviert, das zwar nie deren Klasse und Qualität erreicht, aber durchaus als Bastard aus dem selben Stall durchgehen kann. Man kann den Film teilweise bemüht cool und politisch inkorrekt finden, aber er ist so gut besetzt und flott inszeniert und hat vor allem so viel Spaß mit sich selbst, dass man einfach gerne mit dabei ist.
Herr_Kees
sah diesen Film im Metropol, Stuttgart

10.09.2016, 11:25


I fought the Law

von D.S.
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Weder Cop-Komödien noch Buddy-Movies sind mein Genre. Deshalb kann ich nicht beurteilen, ob WAR ON EVERYONE ein würdiger Nachfolger im Geiste von LETHAL WEAPON oder BAD BOYS ist, und nur die Perspektive eines Außenstehenden bieten, der vom Filmtrailer höchstens mäßig begeistert war. Aber sagen wir es so: Der Film hält, was der Trailer verspricht. Wer von diesem begeistert ist, wird auch jenen abfeiern.

WAR ON EVERYONE gibt sich vor allem im ersten Drittel viel Mühe, so unkorrekt wie nur irgend möglich zu wirken. Seine beiden Hauptfiguren, die "Dirty Cops" Terry Monroe (Alexander Skarsgård) und Bob Bolaño (Michael Peña), geben einen Scheiß auf Regeln, Etikette, Moral oder auch nur grundlegende Umgangsformen: Hauptsache, sie bekommen, was sie wollen – und der Zuschauer bekommt seinen Spaß. Das äußert sich dann in mitunter recht drastischen Aktionen der gesetzlosen Gesetzeshüter sowie vor allem in zahlreichen komplett hemmungslosen Dialog-Witzen über alles und jeden. Dankenswerterweise nicht ausschließlich über Minderheiten oder körperlich bzw. geistig Benachteiligte, sondern auch über den Polizeiapparat und sonstige Autoritäten, WAR ON EVERYONE ist da erst mal ziemlich schmerzfrei, egal in welcher Richtung. Das wirkt mal bullymäßig dämlich, mal erfrischend anarchistisch – Tempo und Härte sind jedenfalls zunächst kontinuierlich ziemlich hoch und das Ganze macht Laune. Von seiner vordergründigen Tabulosigkeit abgesehen, generiert der Film einen guten Teil seines Humors übrigens aus dem regelmäßig in Szene gesetzten plötzlichen Bruch zwischen intellektuell anmutenden Dialogen über Kunst, Kultur, Philosophie und derb vulgären Beschimpfungen bzw. Gewalt, was insbesondere die Figur Michael Peñas betrifft. Ein Device, das vielleicht etwas überstrapaziert wird, sich insgesamt aber frisch anfühlt und meist funktioniert.

Wenn man viel derben, keine Gefangenen nehmenden Humor und trockene Situationskomik mag, wird man von WAR ON EVERYONE ganz sicher nicht enttäuscht. Viel mehr hat er dann allerdings auch nicht zu bieten: Seine Story um einen britischen Crime-Boss samt skurriler Sidekicks, der extrem skrupellos unterwegs ist und eine Rennbahn in Albuquerque überfällt, ist irgendwo zwischen belanglos und konfus angesiedelt; sie dient nur als dünnstmöglicher Aufhänger für die unkonventionelle "Ermittlungsarbeit" unserer Anti-Helden. Dass die Erzählung zwischenzeitlich etwas den Faden verliert, ist da zu vernachlässigen. Dass sie in der zweiten Filmhälfte Tempo und Ausmaß wie Härte der Unkorrektheiten herunterschraubt, weniger. Besonders schade dann, dass ausgerechnet das Finale eher zahm verbleibt; eben nicht noch mal eins draufsetzt und vor allem viel zu schnell wieder vorbei ist – kein echter Höhepunkt im Sinne des Wortes.

Insgesamt sicher Geschmacks- und Humorfrage. Landet eine Menge Treffer, zielt aber auch oft vorbei und verliert am Ende etwas seinen Punch. Von mir deshalb nur 6 Punkte, Freunde derb humoristischer Buddy-Movies addieren 1–2 dazu.
D.S.
sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt

13.09.2016, 01:34




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