Wasted on the Young

schwer zugänglich

von ritch
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Der Plot um die beiden jungen Hauptdarsteller hat mir gut gefallen. Zum einen ist hier der Stiefbruder, dessen Mutter sich in die Upperclass eingeheiratet hat, inkl. Privatschule für den Sohn. Zum anderen die sympatische und heimlich Angebetete, ein bißchen graue Maus vielleicht, sozial engagiert und nett anzuschauen. Jedoch wird bereits am Anfang klar, dass sie in der selbstsüchtigen Elitegesellschaft der Schule nur eine Opferrolle zu spielen hat. Hier kommt entsprechend unser Stiefbruder ins Spiel. Der Sohn seines Stiefvaters und seine Clique werden hier zum Gegenpart.

Leider wurde mir der Zugang zum Film schwer gemacht.

Wie so oft in australischen Filmen habe ich einige Dialoge nur in Fragmenten verstanden. Der Handlung konnte ich aber auch so meist gut folgen.

Schwerer wiegt hier die filmische Umsetzung. Dem Alter der Protagonisten sicher gerecht werdend, setzt der Film viel auf die Kommunikation durch neue Medien. Dazu werden die Fantasien und Gedanken der Personen häufig unvermittelt visuell umgesetzt. Außerdem hat der Film einen recht stylischen Look, unterstützt von entsprechender Musik. Das ergibt zwar einen passenden Gesamteindruck, erfordert aber viel Aufmerksamkeit beim Betrachter. Ich hatte allerdings manchmal das Gefühl, dass sich die Story und damit auch das Verhalten der Figuren und Nebenfiguren dem Look unterzuordnen hatten. Oft werden nur Klischees bedient.

Dass der Film übrigens keinen einzigen älteren Erwachsenen zeigt, fand ich sehr passend.

Wenn man genügend Konzentration mitbringt und nicht nur auf mainstreamige Filme steht, kann man diesen hier durchaus ausprobieren.
ritch
sah diesen Film im Cinedom 10, Köln

26.08.2011, 12:40


Youth is innocent until proven guilty.

von FFFler
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Hatte ich nicht unbedingt auf den Schirm, bin eher spontan reingegangen und habe es nicht bereut. Wasted on the Young kommt ohne einen erwachsenen Schauspieler aus und lebt vor allen Dingen von seinen tollen Spielereien. Aber der Reihe nach, denn die Geschichte erinnert etwas an den Haupthandlungsstrang der ersten Veronica Mars-Staffel, nur dass das Ganze ein ganzes Stück düsterer und beklemmender dargestellt wurde. Man fiebert durchweg mit den benachteiligten Figuren mit, was das Erlebnis noch eindringlicher gestaltet. Recht kreativ ist auch die Inszenierung von Ben C. Lucas, die vor allen Dingen beim Einsatz der Social Networks immer wieder begeistert. Die Darsteller machen über weite Strecken einen guten Job, und wie schon im unsäglichen Vampire von Shunji Iwai ist der Zuschauer irgendwie fasziniert von Adelaide Clemens. Trotz einiger kleiner Unglaubwürdigkeiten im Verhalten der Figuren ist Wasted on the Young durchaus einen Blick wert, unter anderem wegen dem überzeugenden Ende.
FFFler
sah diesen Film im Cinestar 7, Berlin - Original-Review

27.08.2011, 23:48


Viel Stil, wenig Substanz

von D.S.
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WASTED ON THE YOUNG ist die Style-Bombe des Festivalprogramms. Kein anderer Film kann auf ästhetischer Ebene derart überzeugen: Jede einzelne Einstellung ist aufs Genaueste durchkomponiert, ein exzessiver Einsatz von (vor allem blauen) Farbfiltern verleiht dem Geschehen einen kühlen und künstlichen Look, ein ausgefeiltes Sounddesign und visuelle Effekte unterstützen das Gefühl, in einem künstlerisch hoch ambitionierten Videoclip gelandet zu sein. Natürlich ist auch die Montage entsprechend ausgerichtet, wobei vor allem das regelmäßige Einbauen von Zeitsprüngen, Phantasievorstellungen der Hauptfiguren und gerade von Inhaltsfragmenten aus dem Social Web oder Smartphones auffällt - sowie generell die große Rolle, die moderne Kommunikationsmittel im Film spielen.

Bösartig könnte man jetzt formulieren, damit wirke WASTED äußerlich so slick, kalt und distanziert wie diejenigen seiner Figuren, die als negative Charaktere vorgestellt werden. Die beiden wichtigsten von ihnen sind übrigens maßlos klischeehaft gezeichnet, was eine der Schwächen des Films darstellt. Wobei es immerhin eine Ausnahme-Szene zu verzeichnen gibt: Eine Einstellung, die uns den „Haupt-Bösen", den Stiefbruder des Protagonisten, jämmerlich zitternd und aufgelöst im Auto zeigt - er ist für sich allein und offenbart seine wahre Gefühlslage hinter der machohaft coolen Attitüde, die er einen Moment vorher nach Außen präsentiert hatte. Leider das einzige Mal, dass sein Charakter so vielschichtig gezeigt wird.

Aber ganz ehrlich, Story und Figuren können hier nur in zweiter Linie interessieren. Auch wenn der Film gleich mehrfach recht plump pseudo-philosophische Phrasen drischt und sich damit eine Tiefe und Ernsthaftigkeit verleihen will, die Handlung und Moral von der Geschicht’ einfach nicht hergeben: WASTED lebt zuallererst von seinen Schauwerten. Der Inhalt des Ganzen ist einfach zu dünn und schon viel zu oft gesehen: Verlorene, moralisch integere Außenseiter in einer (Jugend-)Welt von Geld und Macht, in der immer der Skrupel- und Rücksichtslose gewinnt. Sie werden von den Bullies so lange getreten, bis es zur Katastrophe kommt. Und dann wird zurückgeschlagen. Das kennt man, und das wird auch durch den Einsatz modernster Technik und exquisitester Stilmittel nicht neu und originell.

Immerhin muss man WASTED zugute halten, dass er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten darum bemüht, die Auswirkungen der Entwürdigungen auf die Betroffenen spürbar zu machen - eindringlicher als bei vergleichbaren Filmen üblich. Zudem lässt er seine Story ihren Weg ziemlich konsequent gehen und ist dabei stellenweise erstaunlich schonungslos. Dafür fehlt seiner Inszenierung wiederum oft das nötige Tempo. Der Trailer ist da sehr irreführend, er verspricht eine Dynamik und ein pulsierendes Grundgefühl, dass dem Film selbst meist abgeht.

Trotzdem kann WASTED insgesamt durchaus gefallen. Zumindest, wenn man seine Erwartungen an Inhalt und vor allem Gehalt zurückschraubt und sich einfach von der Gestaltung überwältigen lässt. Ich habe den Film nur per DVD gesichtet, denke aber, dass er auf der großen Leinwand phasenweise fast wie ein Rausch daherkommen wird.

Zusammengefasst: Ein Fest für Augen und Ohren, nicht für den Kopf. Aber eine schöne Hülle ist ja manchmal auch etwas wert. Hier reicht sie für 6,5 Punkte.
D.S.

02.09.2011, 06:07




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