Friss oder stirb: So lautet das Gesetz der Straße, speziell in Mexiko City, und es ist hier ganz wörtlich zu nehmen. Denn zum Überlebenskonzept einer verarmten Sippe im Bauch der Stadt gehört es, gelegentlich auch Fleisch auf den Teller zu bekommen … menschliches. Die durch ihren ungesunden Appetit zu Außenseitern gewordene Familie mit drei heranwachsenden Kindern zieht möglichst unauffällig von Ort zu Ort, bis der Vater unversehens stirbt. Offenbar hat er sich in seiner „Fleischeslust“ mit Prostituierten getroffen und damit die Sicherheit der eingeschworenen Blutsgemeinschaft gefährdet. Verzweifelt versucht der plötzlich führungslose Clan, sich neu zu orientieren: Fortan sollen sich die Teenager Alfredo, Julian und Sabina darum kümmern, dass niemand verhungert. Ein menschlicher Körper muss her, lebend, damit er in einem Ritual geopfert und verspeist werden kann. Dass bei dieser Jagd die Jugendlichen die Monster sind, ist nur einer der psychisch nachhaltigen Kniffe dieses wehmütigen Liedes vom Leben als Leiden, das die urbane Wildnis mit dem bestechenden Stil eines LET THE RIGHT ONE IN durchmisst. Eine konsequent grimmige Kannibalen-Nocturne, die leise beginnt, als blutiger Chiller endet und so poetisch-verstörend ist, dass es einem den Atem raubt.
Doing for an impoverished Mexican family what LET THE RIGHT ONE IN did for Swedish kids in puberty, Jorge Michel Grau’s WE ARE WHAT WE ARE reps a skillfully mannered genre-bender that tackles the queasy subject of cannibalism. Focusing with superb aesthetics on a clan of flesh-eaters who, following their father’s demise, are forced to bring home the bacon themselves, pic begins by tracing the death’s effect on three sheltered siblings and then heads slowly but surely toward thriller territory before culminating in mucha sangre.
Variety