Selten traf der Begriffvon cthulhu314 | Permalink |
Eigentlich habe ich gerade gar keine Zeit, Reviews zu schreiben. Die Arbeit und das FFF unter einen Hut zu bringen, ist manchmal eine Kunst für sich. Aber so viel Zeit muss sein, das bin ich den Forumskollegen schuldig, zumal ich einer der vielgescholtenen Vielleser und Wenigschreiber bin. Denn das hier ist explizit eine Warnung. Ich habe gerade extra nachgesehen, in 25 Jahren habe ich bei über 800 Bewertungen hier nur einen Film schlechter als und einen genauso schlecht bewertet wie dieses Machwerk. The Well schafft es "gekonnt", sich selbst jeder Existenzberichtigung zu entledigen, indem er sich zunächst sehr ernst nimmt und dann eine kontinuierliche Wandlung hin zum Trash nimmt. So gnadenloser Trash, dass man sich kaum vorstellen kann, dass dieser nicht so gewollt ist. Aber warum dann nicht von Anfang an? Atmosphäre und Setting stimmen zunächst auf einen klassischen Italo-Horror ein. Die Schauspieler wirken ganz okay, und genug Mystery ist auch dabei, um Interesse zu wecken. Welches dann brutal eingestampft wird durch plumpeste Entwicklung der Handlung und eine lieblos konstruierte banale Backgroundstory. Die Logiklücken werden größer und größer, die Entscheidungen der Charaktere immer sinnfreier und selbst die Schauspielleistungen bewegen sich am Ende auf dem Level "Und was machen Sie beruflich?". Mir ist schleierhaft, wie die Zielgruppe aussehen soll. Als Horrorunterhaltung unterirdisch, für einen SchleFaZ zu unspektakulär in der ersten Hälfte. Na ja, als Rausschmeißer eines langen FFF-Tags wurde er offenbar für tauglich genug befunden. Wobei Grund zur Sorge besteht, ob der so verabschiedete Zuschauer angesichts dieser Grenzerfahrung am nächsten Tag wiederkommt... | |
cthulhu314 sah diesen Film im Zoo Palast, Berlin | 08.09.2024, 02:04 |
Edel Trashvon Edwinita | Permalink |
The Well ist ein Streifen, der zu unterhalten weiß. Man bekommt auf jeden Fall, was im Trailer versprochen wurde: Giallo, Mystery, Schleim und Greim, 80s Feeling und eine Prise Hammer. Und man erhält sogar noch mehr, denn meines Erachtens nimmt sich der Streifen von Anfang an nicht besonders ernst: Die Schnitte sind teilweise vollkommen deplatziert, die Schauspielerei zuweilen übertrieben und schlecht. Alles in allem schwingt der Geschmack nach Trash von Anfang an mit. Das gepaart mit handgemachten 80s Ekel-Effekten geben diesem Film einen ganz besonderen Charme, der mich in den späten Abendstunden sehr unterhalten hat. Eines muss man dem Film lassen, er wird nie langweilig. | |
Edwinita sah diesen Film im Zoo Palast, Berlin | 11.09.2024, 15:50 |
Das Ding ist in den Brunnen gefallenvon Leimbacher-Mario | Permalink |
In einer Welt, wo Horrorfilme viel zu oft nicht zu ihrem Genre oder Ursprung stehen, wo sie sich künstlich überhöhen oder gar überschätzen, wo sich sogar eigentlich fantastisch gewichtete Genrefestivals immer mehr mit Dramen und „Kunst“ aufblasen, kommt ein ungenierter „The Well“ aus Italien genau richtig. Auf den grandiosen und galligen Spuren von Fulci, Argento und Videotheken“schmutz“ von damals, wird hier eine enorm attraktive, amerikanische Restaurateurin in ein idyllisches Luxusanwesen im italienischen Hinterland gerufen, um ein gotisches, düsteres Kunstwerk wiederherzustellen. Doch im Keller und Umfeld des beeindruckenden Beinahe-Schlosses gehen noch wesentlich düsterere Dinge vor sich, sodass nächtlich immer wieder schmerzverzerrte Todesschreie durch die Gemäuer hallen… „The Well“ verzichtet nahezu gänzlich auf Charakterisierungen oder Überbau, auf Metaphern oder Allegorationen, auf Übertragung oder Finten. Stattdessen gibt’s auf die Fresse und das nicht zu knapp. Fräulein LaVera ist nicht nur eine Augenweide, sie hat auch was drauf. Ihr Auftritt im letzten „Terrifier“ war keine Eintagsfliege. Sie steht den Damen Connelly, Harper und Co. von damals kaum nach und könnte eine echte Genreikone werden. Dazu gesellt sich eine unverblümte Härte, die einfach mal gar keine Gefangenen macht. Tolle Masken und Blutergüsse führen zu einem der brutalsten Genrefilme seit Jahren. Der hätte früher noch lang und breit „Indizierung!“ auf der Stirn stehen gehabt. Toll, dass sich die Zeiten ändern! Toll, dass Zampaglione dermaßen in die Vollen geht! Toll, dass sowas wie „The Well“ noch gemacht wird! Und das finale Bild hat sogar ein gutes Stück Mitleid bei mir ausgelöst. Was will man denn mehr?! Mindestens ein richtig cooler Song kriecht auch noch durch die dunklen Gemäuer. Es saftet und fließt, es blutet und sprießt, es kämpft und schießt. Da geht einem das Herz auf zur bierseligen Midnight Madness. „Hereditary“, „Babadook“ und Co. sind natürlich besser, schlauer, ergiebiger - aber ich bin dennoch froh, dass es auch sowas wie „The Well“ noch gibt! Fazit: Der splattrigste Jungbrunnen seit langem… „The Well“ ist wunderbar platter, harter, schmoddriger Italohorror zwischen „Castle Freak“, „Frontiere(s)“ und Gruselgroschenroman. Überhaupt nicht clever oder tief - aber schön saftig! | |
Leimbacher-Mario | 15.09.2024, 21:40 |
Fulci Revisitedvon Alexander | Permalink |
Waren das noch Zeiten als wir uns Anfang der 80er Jahre Filme wie den genialen Horrorklassiker „The Beyond“ von Lucio Fulci auf VHS anschauten. Wer damals in den 80ern dabei war, hoffte eigentlich immer schelmisch darauf, sowas noch mal erleben zu dürfen, wurde aber durch die zumeist eher glatten, wenn auch manchmal guten, Produktionen der letzten Jahrzehnte zumeist enttäuscht. Für Freunde des „dreckigen“ Italo-Horrors gibt es jetzt aber „The Well“. Und niemand hat behauptet, hier einen guten Film sehen zu dürfen. Das wollten wir auch nicht. Was wir wollten war Schmutz, und den bekommt man auch zu sehen, eingebettet in eine den 80ern huldigenden, vollkommen absurden Story, und sogar mit glücklicherweise wenig überzeugenden Schauspielern, um den Vibe nicht durch zu glatte Darsteller zu zerstören. Hab ich jetzt Eure Aufmerksamkeit? „The Well“ bedient den Fan der alten Horror-Classics aufs allerbeste. Großartige, auf „oldschool“ gemachte Atmosphäre, bizarre Erzählstruktur, viel Mystery, Spannung und ultrabrutale Szenen. Da verzeihe ich gerne die zahlreichen Fehler der Produktion, und wer bei so einem Film die „Logik“ kritisiert, sollte vielleicht besser das Genre wechseln. Das ist sicherlich kein neuer „Beyond“ und schon gar kein kunstvoller Giallo. Das ist einfach nur plain vanilla Horrorkino aus den Untiefen längst vergangener Zeiten. Beeindruckend, dass Menschen noch den Mut haben, so etwas für eine wohl verschwindend kleine Zielgruppe zu produzieren. | |
Alexander sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 16.09.2024, 01:02 |
SchleFaZ Italo Editionvon Herr_Kees | Permalink |
Die Amerikanerin Lisa soll in einer abgelegenen italienischen Villa ein Gemälde restaurieren. Und zwar in Rekordzeit – beim nächsten Vollmond muss das gesamte Bild zu sehen sein! Ein gänzlich unverdächtiger Auftrag, so unverdächtig wie die Auftraggeberin mit dem stechenden Blick und ihre Tochter, die sich immer sofort aus dem Staub macht. Nebelmaschine an und Käuzchentonband ab! Vorhang auf für handgemachte alberne Effekte direkt von der Fleischtheke, die schlechtesten englisch sprechenden Schauspieler, die in Italien aufzutreiben waren, und das tollpatschigste Opfer aller Zeiten! THE WELL hätte wirklich das Zeug zu einer großartigen Parodie auf die italienischen Dämonen- und Hexen-Schundfilme der 70er- und 80er-Jahre. Nur, dass Regisseur Zampaglione den Schwachsinn hier komplett ernst meint und uns als „Hommage“ verkaufen will. Wo sind Oliver Kalkofe und Peter Rütten, wenn man sie braucht!?! Lediglich für das Ende gibt es Sympathiepunkte. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 18.09.2024, 23:56 |
Well, well, wellvon D.S. | Permalink |
In seiner kurzen Begrüßung vor Beginn der Vorstellung warnte der in Frankfurt anwesende Regisseur Fede Zampaglione nahezu entschuldigend, es handle sich hier um Italo Horror – man solle sich also auf „alles Mögliche“ gefasst machen (und, das ließ sich heraushören, besser nichts zu ernst nehmen). Auf letztere Idee würde vermutlich ohnehin niemand kommen, der sich diesem Old-School-Schinken mit handgemachten Effekten hingibt. Stark an Fulci angelehnt, ohne jedoch jemals dessen Intensität und Schockkraft zu erreichen, werden wir durch zwei Handlungsstränge geführt, die über lange Zeit hinweg ohne konkrete Berührungspunkte parallel verlaufen, erst im letzten Drittel zusammenkommen: In der Haupthandlung verfolgen wir die junge Amerikanerin Lisa (Lauren LaVera, TERRIFIER 2 und 3) dabei, wie sie 1993 im Anwesen ihrer Auftraggeberin ein gewaltiges Bild restauriert, das seit einem Brand vollständig mit einer dicken Rußschicht überzogen ist. Das ist alles andere als spannend umgesetzt, vielmehr rast die Fremdscham, da die meiten Protagonisten unbeholfen wirken und/oder sich in Overacting ergehen. Gerade Frau LaVera tut ihrer gerade im Anfangsstadium befindlichen Scream-Queen-Karriere hier nicht unbedingt einen Gefallen: Ausufernd leiden und schreien wie in TERRIFIER kann sie gut, schauspielern … sagen wir mal, nicht ganz so gut. Zumindest für Genrefans interessanter ist der zweite Handlungsstrang, in dem eine Gruppe amerikanischer Naturfilmemacher, die Lisa bei ihrer Anreise kennengelernt hatte, von einem monströsen Kerkermeister gefangengehalten, gefoltert, geopfert werden. Hier nämlich werden uns zahlreiche hübsch derbe Effekte geboten, die aus dem zuvor induzierten Stupor herausreißen. Ich habe durchaus nichts gegen schmutzige, klassische „Videotheken“-Filme. DEMONI 1 und 2 zum Beispiel haben mich geprägt, Fulcis Meisterwerke sind unvergessen. THE WELL jedoch liefert vornehmlich gähnende Langeweile – viel Party zu feiern ist hier einfach nicht, darum fällt die mitunter ausgeprägte Blödheit des Geschehens unangenehm auf. Zampaglione wirkte live ausnehmend sympathisch, und man muss ihm auch zur Chuzpe gratulieren, sowohl seine Ex-Frau (die noch halbwegs überzeugende Claudia Gerini, JOHN WICK 2, als „Duchess“) als auch seine Tochter (Linda Zampaglione als „Giulia“) im Cast unterzubringen. Mehr als 4 Punkte ist das Ganze für mich insgesamt dennoch nicht wert. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 20.09.2024, 02:58 |
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