Bis ins Markvon D.S. | Permalink |
Bester Film im Wettbewerb, bester lateinamerikanischer Film („Blood Window“-Award) – und vermutlich derjenige Beitrag, über den das Publikum in Sitges 2023 am meisten geredet hat. WHEN EVIL LURKS von Demián Rugna (TERRIFIED) ist nicht einfach nur ein weiterer Film über Besessenheit: Mit ein paar sensationell brutalen, wirklich schockierenden und mitunter tabubrechenden Szenen, vor allem aber mit einer durch und durch finsteren Atmosphäre hebt er das Subgenre geradezu auf eine neue Ebene. Die Story ist angesiedelt in der buchstäblichen Pampa, in der tiefsten Provinz eines dystopisch gezeichneten Argentiniens, in dem die Übernahme menschlicher Körper durch Dämonen ein verbreitetes Phänomen ist – allerdings eines, das bislang nur die großen Städte geplagt hat. Als nun eine arme Dorffamilie meldet, dass einer ihrer Söhne zum Opfer übernatürlichen Eindringens geworden ist und von innen heraus langsam verfault, ignorieren die Behörden sie, so lange es geht: Erst nach einem Jahr wird ein „Cleaner“ zu ihrer Behausung geschickt, um das Unreine fachmännisch auszutreiben. Aber er kommt nie an: Zwei in der Nähe wohnende Brüder werden eines Nachts durch Gewehrschüsse aufgeschreckt – und entdecken zunächst den in Stücke gerissenen Beamten im Wald, dann das böse Geheimnis ihrer Nachbarn. Gegen die Widerstände des Landbesitzers und der lokalen Polizei entschließen sie sich, den befallenen Körper weit weg vom Dorf in der Einöde zu entsorgen. Das riskante Unterfangen geht aber gründlich schief, auch, da sie gegen mehrere der (von Rugna selbst erdachten) sieben Regeln zum Umgang mit Besessenen verstoßen. Und das hat dramatische Folgen – denn in dieser filmischen Vision überträgt sich das Dämonische wie eine hochinfektiöse Viruserkrankung von Mensch zu Mensch zu Tier … und schon der Kontakt mit einem Kleidungsstück, das einen Besessenen berührt hat, kann zur Fortpflanzung der Seuche führen. Schon bald eskaliert die Lage komplett, überall und in jeder Sekunde drohen rasende Attacken von allen Seiten. Die Stimmung wird immer verzweifelter, bis sie ins endgültig Apokalyptische umkippt. WHEN EVIL LURKS baut enorme Spannung auf und profitiert dabei von seiner gnadenlosen „anything goes“-Attitüde: Kein Gräuel ist hier undenkbar, dementsprechend auch kaum eine Handlungsentwicklung vorhersehbar. Zwar wird die Story nicht immer so straight vorangetrieben, wie es möglich gewesen wäre, zwar bleiben eine ganze Reihe Hintergründe im Unklaren und Fragen unbeantwortet, zwar verhält sich die Hauptfigur gerade im Finale teilweise wie ein Vollidiot – aber der Film ist derart intensiv inszeniert, die Behandlung des Sujets fühlt sich derart frisch und originell an, und nicht zuletzt hält die Kamera in vielen Momenten derart ungerührt drauf, dass man als Genrefan kaum anders kann, als fasziniert zu sein. Und manchmal tatsächlich sprachlos. Ein großartiges Horror-Erlebnis, das wie nebenbei auch ein Schlaglicht auf sozio-politische Missstände in modernen Gesellschaften wirft. 8 von 10 Punkten. Sollte man nicht verpassen. | |
![]() | 13.11.2023, 16:04 |
Reviewvon PinkyHH | Permalink |
Filme über Leute, die von irgendwelchen Dämonen besessen oder in irgendeiner Weise verflucht sind, gibt es mittlerweile haufenweise. Denke ich mal so die letzten Film-Jahrzehnte zurück, wären da die „Das Omen“-Reihe, diverse Film mit „Exorzist“ oder die „Insidious“-Reihe und viele mehr – allesamt westlich geprägt. In letzter Zeit fällt mir angenehm auf, dass auf dem Fantasy Filmfest interessante Beiträge mit ähnlicher Thematik aus anderen Ländern gezeigt werden, u. a. „Evil Eye“ (Mexiko) oder „Nocebo“. Beide gefielen mir sehr gut. „When Evil Lurks“ ist nun ein Beitrag aus Argentinien. Der Film weiß an einigen Stellen auf jeden Fall zu überraschen, wenn das Böse plötzlich und unverhofft zuschlägt. Ebenfalls kommen interessante Aspekte hinzu, wie der Umgang mit Elektrizität etc. pp. Das brachte Spannung hinein, und ich wollte gern etwas mehr über die Hintergründe dieser Besessenheit wissen. Leider verspielt der Film hier seine Chance, einmal neue Aspekte und Ideen in diesem Genre hinzuzufügen. Es wird reinweg gar nichts über den Ursprung, über die Hintergründe oder irgendwas verraten. Nur ominöses Werkzeug, das angeblich zur Bekämpfung gedacht ist, sieben wilde Regeln und ein Haufen offener Fragen. Gratis dazu einen teilweise wirklich strunz dumm agierenden Hauptdarsteller – kennt man aus den westlichen Teeni-verirrt-sich-im-Wald-Filmen mittlerweile zur Genüge. Und zwischendurch verliert der Film leider auch etwas an Tempo. Schade. Die Grundidee wirklich gut. Einige echt sehr gute Einfälle drin. Definitiv über dem Durchschnitt, aber auch ganz sicher kein Highlight. | |
![]() | 19.11.2023, 13:20 |
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