The Wizard of Speed and Time

„The Wizard of Speed and Time“ - was für ein bizarres, kleines Amateurding. Indie und meta weit vor seiner Zeit, eine Geschichte voller Spezialeffekte und dem Kampf eines kleinen Künstlers gegen das übermächtige Hollywoodsystem. Parodie, Satire, Systemkritik, Herzensprojekt - wow! Mike Jittlov feiert sich hier zwar etwas selbst - aber er hat es auch verdient! Was er hier mehr oder weniger als Ein-Mann-Armee raushaut, geht auf keine Kuhhaut! Der Mann mit der Moviekamera mal ganz anders... Im Grunde folgen wir hier einem Filmemacher und Effektkünstler bei seinem Abenteuer durch die Traumfabrik in Richtung seines eigenen Films, der sich um einen mächtigen, super schnell laufenden Zauberer in grüner Garderobe dreht...

Dieser Ball voll Leidenschaft ist schwer zu erklären und zu beschreiben, das muss man wirklich sehen und fühlen. Schade, dass der Film noch immer eher unter der Hand und dem Tisch gehandelt wird, er keiner Firma gehört bzw. keinen richtigen Vertrieb hat. Am Ende der Version, die ich gesehen habe, wird sogar ein wenig zur eigenen Vervielfältigung aufgerufen - das hat man auch nicht alle Tage. „The Wizard of Time and Speed“ bietet einem immer etwas zu sehen, sprießt über vor lauter Ideen und optischer Kniffe, die alle spürbar handgemacht sind und nicht von irgendeiner großen Effektschmiede. Da steckt wirklich die Seele des „kleinen Mannes“ drin, kein Zweifel. Und deswegen ist hier „Kult“ auch absolut das zutreffende Prädikat. Künstlerisch wertvoll, vorbildlich, hartnäckig, liebenswert und voller Energie. Diese wird zwar nicht immer in sinnvolle und verständliche Bahnen gelenkt, eine kohärente Geschichte ist eher Mangelware, aber der Gesamteindruck ist mega beeindruckend und anders als alles, was man je gesehen hat. Eigentlich egal, wie viel man schon gesehen hat. Diesem Zauberer folgt man gerne überall hin. Selbst wenn es an sich eher Showreel und Bewerbungsmappe ist als ausgewachsener Spielfilm und man die knappen Kurzfilmursprünge nicht leugnen kann. Low Budget als Stärke und stolz drauf. Von Stop-Motion über Animation bis zu Matte Paintings oder In-Kamera-Gags und sogar versteckten Botschaften - es gibt immer etwas zu bestaunen. Ein wilder Ritt zum Herzen der Kunst. Ein Projekt, bei dem die Entstehung und der Fankult fast noch interessanter und ergiebiger sind als der Film selbst. Jittlov würde ich gerne mal die Hand schütteln. Obwohl, das tut er ja nicht gerne...

Fazit: Eine der süßesten, unschuldigsten und geheimsten Entdeckungen, die man in der Filmwelt machen kann. Mike Jittlov ist ein wahrer Magier und dieser kleine Gem hat es in sich. Sympathisch bis zum Himmel und kreativ bis zum Mond. Handgemacht, echt, überdreht, cool. Zwar auch wirr und seltsam, aber anders, als alles andere. Peoples Champion!