The Year of the Shark

Jaws without Claws

von Leimbacher-Mario
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Eigentlich geht Tierhorror, Haiterror immer. Zumindest als Zwischensnack. Von „Jaws“ bis „Hai-Alarm auf Mallorca“, von Spielberg bis Asylum, von Blake Lively bis Tara Reid. Alles hat seine Zeit und Berechtigung, seinen Geschmack und Sinn. Und genau das Gefühl hatte ich bei dem französischen „Year of the Shark“. Zu Beginn. Lustig, witzig, bissig im richtigen Mittel. Natürlich „Jaws“-Anspielungen allerorts. Eine solide Heldin im mittleren Alter sieht man auch nicht alle Tage. Strände, Panik, Stangenware mit spitzen Zähnen. Gags und Gebisse. Der Hai wird kaum gezeigt, alles sehr sparsam und französisch. Bisschen soziale Kommentare, Ellenbogen nach rechts und links. Aber irgendwann kippt die lockere Stimmung - und aus einer flockigen Komödie wird dann doch ein recht ernster Haihappen. Jedoch macht er spätestens dann leider nichts mehr korrekt, nichts mehr richtig, nichts mehr ganz. Und dann kippt halt eben auch bei mir die Stimmung von „okay bis gut“ zu „na ja bis blöd“. Und dann hat sich ein Film auch redlich sein Recht auf einen zweiten Absatz verspielt. Denn „Year of the Shark“ ist vergebene Liebesmüh. Und das in einem Subgenre, in dem selbst größter Trash oder langweiligstes Abspulen bekannter Mechanismen mich eigentlich noch einigermaßen bei Laune hält. Das hier ist keine Butter bei die Fische, voller Gräten und mit unschönen Glubschaugen. Das hier hat mich einfach abgeschüttelt und kaltgelassen.

Fazit: Weder Fisch noch Fleisch - anfangs sympathisch und ganz witzig. Später aber nimmt er sich viel zu ernst und wird fast schon ärgerlich. Schade. Da hätte ich lieber eine echte „Jaws“-Parodie gesehen. Entscheiden fällt schwer, muss manchmal aber eben sein.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

16.09.2022, 02:16


Les Dents de la Mer 33

von Herr_Kees
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Die französische JAWS-Hommage der Brüder Boukherma ist ein deutlich ausgereifterer Film geworden als ihr Debut TEDDY (2020 ebenfalls im Fresh Blood Wettbewerb des Festivals).

Zwar lebt auch L‘ANNEE DU REQUIN sehr von seinen skurrilen und liebenswerten Figuren, doch hat er außerdem eine interessante Storyentwicklung, die über das zitierte Original hinausgeht – und eine starke Hauptdarstellerin.

Beginnt der Film noch als komödiantische Killerhai-Variante, komplett mit einem Macron-Double als Bürgermeister und satirischen Spitzen gegen Pariser und Touristen, entwickelt sich die Geschichte bald schon in eine unerwartet dramatische und aktuelle Richtung, um dann tatsächlich noch in einem ernsthaft spannenden Finale zu enden.

Bei den Haisequenzen halten sich die Regiebrüder ganz an Spielberg, hier ist weniger allein schon aus Budgetgründen mehr; ein paar Haiszenen wurden sichtlich gleich mehrfach verwendet und sobald der Fisch mal komplett zu sehen ist, ist das für die Wirkung des Films nicht gerade förderlich.

Davon abgesehen ein sehr kurzweiliges, überraschend vielseitiges Filmvergnügen. „Bonjour Bernard!“ – „Bonjour Bernard!“
Herr_Kees
sah diesen Film im EM, Stuttgart

16.09.2022, 14:05


Kein Hai-Light

von D.S.
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Ja, die Überschrift zu diesem Review ist ein flaches Wortspiel, aber der hier besprochene Film hat mich so enttäuscht, dass ich keine Lust habe, Energie in die Entwicklung einer besseren zu stecken. Dabei ist das zu einem gewissen Teil nicht mal seine eigene Schuld, sondern die des Textes im FFF-Programmheft. Dieser ließ (im Zusammenspiel mit dem Postermotiv) nämlich eine knallige, durchweg spaßige Genreparodie erwarten – THE YEAR OF THE SHARK erweist sich jedoch vielmehr als eine durchaus ernst gemeinte Hommage speziell an JAWS; als ein Film, der seine Charaktere und seine Handlung für voll nimmt und versucht, beim Publikum echtes Interesse an ihnen zu erzeugen.

Das gelingt ihm in Ansätzen sogar; seine weibliche Hauptfigur ist mehrdimensional gezeichnet und fühlt sich weitgehend authentisch an, die Story geht ihren eigenen Weg, es werden zahlreiche relevante aktuelle Themen wie etwa der Klimawandel gestreift – und sogar ein wenig Spannung macht sich breit, wenn das kleine, miserabel ausgestattete und geschulte Team sich in den Kampf gegen einen rabiaten Killer-Bullenhai begibt.

Allerdings ist es eben auch nur ein wenig Spannung. Was kein Wunder ist, denn der Film widmet sich seinem vorgeblichen Hauptkonflikt auch nur ein wenig. Viel mehr dreht er sich um unsere Protagonistin und ihre Auseinandersetzung mit dem Älterwerden, dem Verlust ihres zentralen Lebensinhaltes – und den örtlichen Wutbürgern. Das kann man sich schon anschauen, ohne sich zu ärgern; es ist nur eben absolut nicht das, was ich erwartet hatte.

Hai-Action gibt es nur sehr wenig, und das Wenige leidet an offensichtlichem, massiven Budgetmangel. Lacher gibt es aber eben auch nur vereinzelt, die meisten davon im ersten Drittel des Films. Zwar werden bestimmte Spielberg-Zitate („We’re gonna need a bigger Boat“) auf erfrischende Weise eingebaut, zwar gibt es ein paar hübsch groteske Momente zu erleben, richtig zielstrebig oder auch nur stimmungsseitig kohärent wirkt das Ganze jedoch selten. Das beste Beispiel ist die Präsentation zweier Jungs mit unglaublich großen Nasen – während man allerdings noch über diese lacht, ergehen sich die beiden in einem spürbar unangenehmen Gewaltexzess. Eine Komödie geht anders. Ein Drama oder Thriller allerdings auch.

Insgesamt etwas sehr unentschlossen und reichlich unspektakulär – für mich typische 5 von 10 Punkten.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

23.09.2022, 02:40




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