Der Mann im Hausvon Herr_Kees | Permalink |
Der internationale Titel GET IN soll wohl an den Erfolgshit GET OUT erinnern, immerhin spielt auch hier die Hautfarbe des Hauptdarstellers eine gewisse Rolle. Ansonsten haben die beiden Filme herzlich wenig gemein, als Vergleichsgröße scheint hier eher die Mutter aller Home Invasion Filme angemessen – STRAW DOGS. Wobei die Hausbesetzung hier bereits im Vorfeld stattgefunden hat: Der Lehrer Paul und seine Frau Chloé kommen nach einem längeren Urlaubsaufenthalt nicht mehr in ihre eigenen vier Wände, weil ihr Kindermädchen und deren Freund das Haus für sich beanspruchen. Was wie ein Witz und der Alptraum eines jeden Häuslebauers klingt, beruht wohl auf einer wahren Begebenheit. Nun zeigt sich, ob Paul, der seine Aggressionen bislang maximal beim Laufen auslebt, Manns genug ist, sich gegenüber den frechen Hausbesetzern, seinen aufmüpfigen Schülern und weiteren Alphamännchen zu behaupten. Das ist sehr glaubhaft und spannend gespielt und in Szene gesetzt und gipfelt in einem äußerst brutalen Finale, das vielleicht etwas zu genretypisch übertreibt, aber nichtsdestotrotz fesselt. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 20.01.2020, 00:54 |
Testosteronüberdrussvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Männer sind Schweine, traue ihnen nicht mein Kind, sie wollen alle nur das eine, weil Männer... nunmal so sind?! Was macht einen Mann zu einem Mann? Oder zu was wird er, lässt ihn die Frau mal länger nicht ran? Der französische „Furie“ wendet das Blatt clever im Wind, hier wird einer kleinen Familie das Haus und Heim weggenommen g’schwind. Daraufhin hadert der Vater mit seiner Rolle als Dreibeiner und Beschützer, er ist von der ganzen Frauenbewegung, MeToo und Woke’igkeit nämlich jetzt nicht gerade der Nießnützer. Wann ist man weich, wann ist man zu hart, man kann diesem Biest gerade gegen Ende nicht vorwerfen, es wäre zu zart. Natürlich jetzt auch kein „Kidnapped“ oder „Straw Dogs“, weder von der Härte noch qualitativ, dennoch ist es ein akutes Experiment, ein Test, wie es in den Wald hineinrief. Auch nicht wirklich frauen-, männer- oder menschenfeindlich, geht seine nervige, untypische, unheldenhafte Art sicher dennoch einigen gegen den Strich. Selbst wenn man ist am Ende nicht viel schlauer, und der Ton erst etwas zu spät wird rauer, hat’s mich doch erstaunlich gut unterhalten über die komplette Dauer. Es gibt wilde Partys und viel Gehader mit dem inneren Wolf, oder war es doch der Schweinehund beim Vergewaltigen und Golf? Mit der „Lusche“ lässt sich vielleicht nicht allzu viel Identifikation anfangen, dennoch wird man noch genug um ihn und seine Familie bangen. Kein neuer französischer Hardcore-Horror-Nachzögling, dennoch ist es für manche sicher schon ein beherzter Schlag ans Kinn. Vielleicht hätten noch ein Stück mehr Tempo und Härte gut gefallen, und vielleicht wird die Message noch etwas zu offen gehalten, damit’s genug schnallen. Dennoch werden hier Unterhaltung, Schrecken, Gesellschaft und Philosophie gut verbunden, und am Ende leckt unser „Held“ nicht nur seine Wunden. Fazit: Von Schafen, Wölfen und Unmenschen, von streunenden Hunden und ekelhaften Schweinen, von toxischer Männlichkeit und verdrehten Rollenklischees, von umgekehrter Home Invasion und fehlendem Sex - „Furie“ aka „Get In“ pulsiert am Zahn der Zeit und stößt genug interessante Gedanken zu brisanten, aktuellen Themen an. Hart und nicht sehr herzlich. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 20.01.2020, 01:52 |
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